Der Beobachter vom Donnersberg (8.1799-1800)

Der Beobachter vom DonnrrsberA
Nro 72.
Mainz den 24ten Pluvios im 8ten Jahre der fränkischen Republik.

Inhalt. Konsulat. Gesezgebung; Verwerfung des Entwurfs zum Kaffarionsgerlchte. Nachrichten aus Paris. Ruhe
daselbst. Truppenbewegungen an den nordöstlichen Gränzen. Italien; Verschwörungin Venedig. Deutschland; Kammer»
gerichtS Urtheile in Sachen Landsturms eonrru Michelstadt, und Berlepsth gegen Braunschweig. Oestreich. Brittannien L
Aufgefangener Briefwechsel Bonapartes. Unionsentwurf. Landungsrüstungen. Stürme. "
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Man abonm'rt in dem Bureau der MunizipalitätsFBuchdmckerei im Bürgechospitale, aLvo auch 4
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Frankenrepublik.
Konsulat. Wegen Zahlung der Staats - Pensionisten
auS der geistlichen Klasse, welche im ehemaligen Bel-
gien sich befinden, ist eure provisorische Ausnahme in
Betreff derjenigen Ep-Pfarrer, E<r-Mönche-rc., wel-
che nicht definirif von der Emigranten-Liste ausgestri-
chen find, oder welchen die Deportationsstrafe nicht
nachgelassen ist, gemacht. (Beschluß vom 6ten.)
Der B. Fournel angestellt beim General-Kommis-
sariat zu Marokko ist zum Oberdolmetscher bei demsel-
ben an die Stelle des B. Mathieu Lesseys, der nun
als Unter-Kommrstar der Hanoelsverhältnisie zu Ka-,
dft bestättigt ist, ernennt. B. Jakob Divisionschef
der auswärtigen Geschäfte geht als erster Gesandt-
schaftssekretär nach Spanien. Der B. Dussant als
zweiter Sekretär ^zur nemlichen Gesandtschaft. (Beschl.
v. rzten.)
Gesezgebungskörper In der Sitzung vom iZ.
verwirft der Rath nach Anhörung der Sprecher des
Tribunals und Staatsrarhs den Gesezvorschlag über
die Organisation des Kassationsgerichts mit 190 Stim-
men von 285 Stimmenden.
In der Sitzung vom röten sanktionnirt er den Vor-
schlag wegen den verpfändeten Domänen.
Tribunat Der Senat zeigt in der Sitzung vom
löten an, das B. Drouin von Nantes wegen Alter und
Krankheit seine Stelle als Senator nicht angenommen
habe, und ladet daher das Tribunat ein, zur Wahl ei-
nes Kandidaten zu schreiten.
Das Tribunat stimmt auf Arnoulds Bericht dem
Vorschläge, den Steigerern von Natisnalgütern einen
neuen Termin zu gestatten, mit einer Mehrheit von
76 Stimmen gegen z bei.

Paris vom i7ten Pluvios.
Die Kommissorien Lavau<r, Baco, und Jennet sind
am 2oten Frimär auf Guadeloupe angekommen. Der

daraus vertriebene Agent Defourneau<r ist in Paris ans
gelangt.
In Marseille hat ein neapolitanisches Unterhand-
lungöfchiff gelandet.
In Oleron sind nur noch Z verbannte Journalisten»
Der Fourniseur Ouvrard ist wieder in Freiheit.
Das Journal der Vaterlandsvertheidiger enthält eine
schöne Schilderung dieses säubern Herrn, der aus ei-
nem Ladenburschen eines Gewürzhändlers durch seine
Spekulationen uud besonders durch die Leckerbissen sei-
ner Tafeln sich zu einem Lucullus hinaufschwang. Ehm»
.^erzöge und Prinzessinnen Machtenden Hof des feinen
Hassers aus, der mtt DiamarSen um sich warf-
und auf dessen Wink die ganze galante Welt des L'-tl-ri»
ro^ai (welchen Namen es bisher wegen dem darinrr
herrschenden Ton und Laster noch verdiente) in Be-
wegung gerieth. Man findet bei ihm eine der schön-
sten Sammlungen der kostbarsten Statuen und Gemäl-
de, und eine Bibliothek von 8022 Bänden, die er noch
mit keinem Finger berührt hat. Ab<-r mit 60 Millio-
nen läßt sich auch etwas kaufen. Unbegreiflich ist die
Schamlosigkeit und Unersättlichkeit dieser neuen Staats-
Wampire, die das Fett der Revolution abgeschöpft ha-
ben und des ganzen Volkes höhnen das unter der Last
des Kriegs nach Rettung seufzt. Aber die Regierung-
kennt ihre Feinde und wird sie unter unter ihrem
Raube erdrücken.
In Draauignan <Dep. von Var) sind 1220 Mann
von der 24. Linienbrigade und iZ. leichten Halbbrigade,
che mit Waffen und aber ohne Offiziere von der itali-
schen Armee, unter dem Vorwande des herrschenden
Mangels desertirt waren, nach dem friedliche Vorstel-
lungen nichts helftn wollten am 28ten umzingelt, ih-
rer Fahnen und Waffen beraubt und nach Nizza abge-»
führt worden. Die 2Zte Halbbrigade vollzog dieses
Geschäft unter dem Ruf: Es lebe die Republik. Sie-
ben Rädesführer sitzen im Gefängniß und erwarten die
Entscheidung des Obergeneralö Massena.