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Der Beobachter vom Donnersberg — 8.1799-1800

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https://doi.org/10.11588/diglit.42678#0533
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Nro IZ2.
Mainz den -4ten Prärial im 8ten Jahre der fränkischen Republik.

Inhalt. Tribunar. Fortsezzung der Berichte von der Reserve-Armee. Die Rhein-Armee schlägt die Oestreicher. Mon-
eey besezt Bellinzona, Lukarno und Lugano. Fortschritte des Pasman - Oglu. Bill in England gegen das Mönchsweseü.
Anzeigen.

Man abonnirt in dem Bureau der Munizipalitäts-Buchdruckerei im Burgerhospktale, allwo auch
einzelne Blätter, das Stück um 4 kr. verkauft werden.
Preis vierteljährig^ Fr. zo Cent. (2 fi. 4 kr.) Postfrei 5 Fr. 85 Cent. (2 fl. Z8 kr.)

Frankenrepublik.
ribunat. Isnard erhalt das Wort für eine Ord-
nungsmotlon- Er theilt seine Rede in drei Theile. In
dem ersten untersucht er die Einführung und Abschaf-
fung der öffentlichen Aemter in Bezug auf Einnahmen
und Ausgaben. Er sagt dieser Gegenstand stehe nur
rn der Macht der Gesezgebung, und könne nicht durch
einen Reglementar-Akt geschehen. Dennoch führt er
mehrere Beschlüsse des Staatsrathsan durch welche die-
sem Grundsaz, und besonders in Betreff mehrerer Mi-
titär-Aemter, entgegen gehandelt wird. Drese Beschlüs-
se scheinen dem Redner konstitutionswidrig, weil alle
Einnahmen und Ausgaben vom Gesezgebungs-Körper
vestgesezt sein müßen. Er verlangt daher das Tribu-
nal solle den Wunsch äußern, daß kein öffentlicher
Dienst weder eingeführt noch abgeschaft werden soll oh-
ne Mitwirkung des Gesezgebungs-Körpers; daß kein
Gehalt ohne ein Gesez bestimmt werden, und alle seit
der Einführung der Konstitution ohne Gesez eingeführ-
ten Aemter nur bis zur nächestn Session giltig seyn
sollen.
Im zweiten Theil tadelt er die Organisation des
jeziaen Rechnungswesens, und legt das Projekt eines
zu äußernden Wunsches vor.
Im dritten endlich verlangt er man möge eine Kom-
munikations-Art zwischen dem TribunatundderRegie-
-rung vesisezen, für alles was auf Einnahmen und Aus-
gaben Bezug hat. Druk und Aufschub.
Di;on vom ro. Prärial. Die Polizei bat allen ita-
lisch? Flüchtlingen, welche sich noch hier befanden,
aüo-'üeutet, unsere Gemeinde m drei Tagen zu verlas-
sen ^un sich nach Boulg jmAtn Depart. zu begeben.
Tu? Ar.ueL Holser ?mie, oder die zweite Reserve-
Armee soll im nächsten Monat organisirt werden. Die
Korps welche während diesem Monat anlangen, gehö¬

ren zur großen Armee, und macschiren ohne Verzug
in die Schweiz, um in Italien einzurüken.
Paris vom r6. Prärial. Der erste Konsul hat
durch seinen schnellen und auserordentlichen Marsch,
alle Anschläge und Muchmaßungen des Feindes hinter-
gangen. Indessen Melas alle Zugänge, die,' ihm den
Weg nach Genua versperren sollten, eng verschließen
ließ, zog er rn Mailand, in jene Stadt ein, die zuerst
Zeuge seiner Thaten und seines Ruhms war; die Freu-
de der Italiäner, ihren Befreier wiederzusehen ist un-
aussprechlich. Diese interessante Nachricht die bei den
Konsuln angelangt ist, hat noch nicht können offiziell
bekannt gemacht werden. (Auszug aus einem Abend-
Journal , betitelt: Kurier der fr. Republik.)
Auch ein hiesiges Handlungshaus hat die nämliche
Nachricht durch einen auserordentlichen Kurier von ei-
nem mit ihm verbundenen Handlungshause in Mailan-
erhalten.
Fortsezzung der Bulletins der Reserve-Armee.
Die Städte Santhia, Crescentino, Biella, Trino, Masse-
ranv sind von fr Truppen besezt.
Die Einwohner von Piemont, besonders die von Bercelli,
sahen die Ankunft der Franken mit Enthusiasmus. Die Jtaliä-
ner können sich nicht genug wunder , den ersten Konsul zu sehen;
das Volk glaubte er sei im rothen Meer ertrunken. Die östrei-
chischen Gefangenen sagen, man habe sie versichert, der Gen.
Bonaparte wäre gekommen die Franken zu kommandiren, er ser
aber zu Paris erster Minister geworden und die Minister schlü-
gen sich nicht.
Beide folgende Briefe können einen Begriff geben von der
Großmuth und dem Enthusiasmus, welche diese Armee beleben,
ß Auch sagten die Oestreicher die Armee bestehe nur ans 12,020 M.»
. es seien überlauter Grenadiere und ausgesuchte Jäger
Di- Konskribirte betragen sich sehr güt. Im Gefecht an dev
Chiusela, bükren sie die Köpfe bei der ersten Haubize; die alte»
Soldaten aber hielten sie zurecht. Den Tag nqch dem Gefechte
sagten sie zu Gen.Watrin: „General, man muß uns nicht mehk
Konskribirten nennen; wir wissen jezt wie es ist, und sind»»»
dreimai so viel werch."
 
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