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Der Beobachter vom Donnersberg — 8.1799-1800

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https://doi.org/10.11588/diglit.42678#0297
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Der Beobachter vom DonnersberA
Nro 74.
Mainz den »Sten Pluvios im gtcn Jahre der fränkischen Republik.
-Inhalt. Ouvrard. Nachrichten an Patienten. Italien; Cavaceppi, Codes, Fra. Verbannte, worunter der Erzbischoff
von Pistvja. Aus Helvetien ; Friedensnachrichten aus Deutschland und Oestreich. China. Brittannien ; merkwürdige S>j-
zung des irländischen Parlaments. Pitt ist auf erhaltene Depeschen krank geworden, und Dundas wird niederlegen^ Die
Orleans in England. Amerika; Näherung an Frankreich.

Man aöonm'rt in dem Büreau der Munizipalitäts-Buchdruckerei im Bürgerhospitale, altwo auch
einzelne Blätter, das Stück um 4 kr. verkauft werden.
Preis vierteljährig 4 Fr. 52 Cent. (2 fl. 4 kr.) Postfrei 5 Fr. 85 Cent. (2 fl. Z8 kr.)

Frankenrepublik.
Paris vom lyten Pluvios. I
an bemerkt daß eine während der lezten Belagerung
in Mantua zusammengetretene Freimaurerloge sich am
aufrichtigsten in Vertheidrgung dieses Platzes bewiesen,
und sogar den Anschlag gefaßt habe, die Garnison ge-
gen den General Forsac Latour zu empören.
Die Nachricht von der Verhaftung, und Freilassung
Ouvrards ist eine Fabel; die mit Vollziehung des kon-
sularischen Beschlusses beauftragte Agenten fanden ihn
nicht mehr, und er hat sich seit dem nicht gestellt.
Dre preusischen Konsuln in französischen Handels-
städten werden sich hinführo auf Vc. langen der frän-
kischen Regierung Handelsagenten nennen.
N richt an O lti IVN Der Brgk- Malsilatre,
unterrichtet daß mehrere Bürger von wüthenden Hun-
den sind gebissen worden, hat bekamt gemacht, daß
er ein unfehlbares Mittel, die Wuth zu heilen besitze,
das er auch schon mehreren Personen mitgetheilt hat.
So hat z. B. ein Intriguant, der voll Pretensionen ist,
ohne jedoch die geringste Ursache dazu zu haben, von
ihm seine Heilung begehrt. Dieser geschickte Arzt hat
sogleich erkannt, daß er von der Wuth befallen fei,
ein Amt zn erjagen; er hat ihm eine vollkommene Ru-
he und eine Reise in die Provinz verschrieben. Wenn
dieses Mittel anschlagt, wollen die Minister ihm y
Zehntel ihrer täglichen Besuche zuweisen. Zweien Ge-
lehrten , die mit der gefährlichen Autorwuth befallen
waren, hat er verschrieben, täglich, sich aus dem
Schlafe Pfeiffen zu lassen. Diese Krankheit ward dis
itzt für unheilbar gehalten. Einer veralteten Kokette,
die mit der modischen Gefaklwuth behaftet war, hat er
verordnet, sich stets dreimal im Spiegel zu besehen,
ehe sie ihre Toilette macht. Mehr als Zehntausend Män-
ner haben dem Brgr. Malsilatre eine Pension verspro-
chen, wenn er ihre Hälften von dieser fatalen Krank¬

heit heilen würde. Die Kur, worauf er jedoch vor-
züglich seinen Ruhm zu gründen hoft, ist die, welche
er an einem Weibe, einem Politiker und einem Tri-
bunen unternommen hat, die mit der Plapperwuth be-
fallen sind.
Diejenige Krankheit aber, an deren Kur er gänzlich
verzweiflet, ist die Goldwuth: Drese Krankheit tödtet
nicht, im Gegentheil verhärtet sie den Patienten,
stumpft sein Gefühl ab, und wächset mit seinem Alter:
Sie kostet ihn nur Verbrechen, Niederträchtigkeiten,
und schlasiose Nächte; große Gesinnungen, sanfte Her-
zensergiessungen sind ihm fremde: „wo ist Gold? ist
Gold hier / wer giebt mir Gold?" In diesen Wörter*
besteht seine Seele, seine Redlichkeit, sein Verstand,
sein Herz. Er fähret in in prächtigen Karossen, allein
anf seiner Stirne steht geschrieben: KLc aurc»
xatiiarn: Nichts kann ihn rühren: das Gesez? hat ec
nicht Gold, um es verstummen zu machen? Tugend,
Gerechtigkeit, Vaterlangsliebe? leerer Schall: Gold,
Gold allein ist es, daß ihm ein freundliches Lächeln ab-
zwingen kann;
Jedem Grossen zu schmeicheln, jeden Armen zu lä-
stern und zu verfolgen ist sein Grundsatz: er ruft nicht
laut; fliehe, ich falle dich an! sondern leise: komme
nur her, ich bestehle dich. Die Satyre und die allge-
meine Verachtung vermögen nichts über ihn: nennt
ihn Wucherer, Dieb, Räuber; an dem Klang seines
Goldes prallen eure Worte zurück. Diese Krankheit tö-
det jedes moralische Gefühl auf immer und begleitet den
Wüthenden bis in das Grab, das die Verachtung hin-
ter ihm verschließet, das Unglück mit seinen Verwün-
schungen bedekt, das ihn aber dem gerechten Abscheue
nicht entziehen kann, den die Geschichte ihm aufbe--
wahrt.
Ausland.
Italien. Man schreibt aus Genua vom 24.
Nivos, daß der Engländer Windham einen lebhaften
 
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