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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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HeidelbergerZeilung

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(Unabhängige Tageszeiümg)
^ ^ berkündigungsblatt für Nor-ba-ett und die angrenzenden Teils vs« Vayerm,Hessen NNd WUttsmSer^_
^Nr. 299 Samstag, den 7. September 1918 69. Jahrgang

Ruhiger Tag an -en Kampffronten

Abflauen der Schlacht
Rotterdam, K. Sept. Die Times meldet von
der Front, daß die Verstärkung des deutschen Wi-
derstandes das sicher st e Zeichen dafür sei, daß
wir vor einem allgemeine« Abflauen der
aroke» Kämpfe sieben.
De« hartnäckige Widerstand
Nach dem .^Schweiz. Pretztelegravb" läßt der
englische Taiaegfvrtsckritt von komm U/L Kilometer
den bartnäckiaen Widerstand der Deutschen erken-
nen. M der Ailette bis in die Gegend Sorstons
beträgt der Gewinn der Verbündeten seit dem 26.
«uaust trotz schwerster Kämpfe wenige 100 Meter.
Die aeaenwartiae Verteidigungsart sei von Hin-
denburg freiwillig gewählt worden. Das .Meiner
TM." fast, die französischen Melldunsen über die
Flucht deutscher Truppen seien Vorspiegelungen.
Die Zerstörung französischer Städte^
Berlin, 6. Sept. Nach der Rückverlegung unse-
rer Stellung am 2. bis 3. September haben Groß-
kämpfe nicht mehr stattgefunden. Nach-
dem der Feind lange nichts bemerkt hatte und im-
mer noch auf unsere alten Mellungen schon, fühlte
Z erst zögernd, lange nach Beendigung unserer
Bewegung, durch Patrouillen, denen Tanks Äei-
Mgeben waren, gegen unsere zurückgebliebenen
Rachhut en vor. In den einspr-ingenden Winkel
bei Arleux wagte er sich noch nicht hinein. Der
Gegner setzte die sinnlose Zerstörung von
Douai durch Granaten Mittlers und schwersten
Kalibers fort Gestern wuchs durch Volltreffer
2?/ schöne Theater vernichtet; der West teil der
^tadt steht in Flammen. Tambrai
n-durch Bombenabwürfe schwer heimsessucht;
Ennwohner wurden wiederum getötet oder
Ewuichet. Ein feindliches Bombengeschwader
^on sieben Flugzeugen kreiste am 4. September
»egen li Uhr vormittags über Valenciennes. als
es, überraschend von unseren Kampffliegern ange-
»riffen wurde. Sie warfen daraus wahllos in die
mner,g Stadt ihre Bomben ab. Das Portal der
«t. Peterskirche wurde getroffen. Von diesen sie-
Flugzeugen wurden zwei noch Wer Valen-
c^nnes, weitere drei auf dem Rückwege bei Douai
abgeschossen.

Die englischen Verluste
Dem Berner Jntelligenzblatt zufolge'meldet Cor«
riere della Sera aus London: Amtlich werden die
Englischen Verluste an Toten bis zum 1.
August auf soo ogg Mann angegeben. Neutral«
Statistiker haben sie jedoch mit 14VÜ ÜVV Mann be-
wertet.
Unsere Bomben- und Jagdgeschwader
Berlin, 6. Sept. In den drei Nächten vom
zum 2., vom 2. zum 3. und vom 3. zum 4. Sep-
tember belegten die deutschen Bomben-
°..Eichwader militärische Ziele hinter der fran-
zostlchen und englischen Front in zahlreichen Flll-
»En mit der Riesenfumme von 201 257 Kilo-
»ramm Bomben. Bei den Angriffen galt es vor
allem, dis für den Nachschub des Groß-
rampsgehjxte^ wichtigen Bahnhöfe und
di uptstapslplätze Au treffen. sSo wurden
EHuhöfe von Poperinghe. Döllens, St. Pol,
mvbemlle, Lihans und Rozier.es ausgiebig, mit
«oinben beworfen uckd überall gute Treffer er-
sett. Zsahlreick>e Brände und Explosionen bezeich-
»eien noch stundenlang nach dem Angriff die Wir-
rung der deutschen Bomben. Ferner galt es, die
s<an^-^belegten Ortschaften hinter der
iein blichen Front anzugrsifen und die Truppen
M beunruhigen. Zahlreiche Brände und Ex-
^loironen von Munitionsstapeln in
bi^Ee, Croisilles. CoMbles. Rove und> Mont-
an,?^ buchteten den deutschen Fliegern noch lange
M?.Arem Heimfluge. Wo zahlreiche Lichter in
^aioiagern starke Belebung verrieten, wurden
„„ausgiebig mit Bomben und Maschinengewehren
t->„^suEsEN- Den Straßenverkehr beikämpf-
Geschwader wiederholt crfolg-
k.einen Bomben und Maschinengewehren
Kolonnen zerstoben in schleuniger
suchten in Gräben und hinter Hecken
,sen^ mörderischen Maschinengewehr-
m Em ^luazeug erzielte aus niedrigster Höhe
knt^,7 ,n einer langen MunitionL-
Mischen Braye und Peronne: zwei Wa-
Explosion in die Luft. Auf
feindlichen Flugplätzen vernichteten
Brandboin-en Zeltballen und verursachten Er-

RLemere Gefechte im vorgelänöe

Der deutsche Abendbericht
MTB. Berlin, 8. Sept, abends. (Amtlich.)
An den Kampffronten ruhiger Tag. Kleinere
Gefechte im Vorgelände unserer Stellungen.
Der deutsche Tagesbericht
WTB. Er. Hauptquartier, 6. Sept
(Amtlich.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht
und v. Boehn
Erkundungsabteilungen des Feindes, die
zwischen dpern und La Bassee vorstieetzn
und nördlich von Lens unter starkem Feuer-
schlag vorbrachen, wurden abgewiesen. Am
Abend wiesen hessische Truppen zwischen
Ploegstert und Armentieres mehrfache An-
griffe des Gegners zurück. Sie machten hier-
bei mehr als 1V0 Gefangene. Erfolgreiche
Vorstöße in die englischen Gräben bei
H u l l« ch.
Im Vorgelände unserer neuen Stellungen
kam es zu heftigen Jnfanteriege-
fechten an der Straße Bapaume —
Eambrai, am Walde von Havren«
court und auf den Höhen östlich des Tor-
tille-Abschnittes. Stärkere Angriffe,
die der Feind auf der Linie Neuville —
Manancourt — Mokslains führte^
Wurden abgewiesen. Aus Peronne und
über die Somme ist der Feind erst gestern zö-
gernd unseren Nachhuten gefolgt.

plosionen von Benzintanks, Bei Men Flügen war
dis feindliche Gegenwehr durch Abwehrkanonen,
Maschinengewehre. Scheinwerfer und JaigAslug-
zeuge auffallend stark. Umso höher find die Lei-
stungen der deutschen Geschwader zu bewerten.
Sie reihen sich würdig den Taten der deut s ch en
Jagdflieger an, die vom 1. bis einschließlich
4 September 1,31 feindliche -Flugzeuge
und 2 8 Ballone zum Absturz brachten.
Ratifikation der deutsch-
russischen Zusatzverträge
WTB. Berlin, 6. Sept. (Amtlich.) Im Aus-
wärtigen Amt sind heute die Ratifikationsurkunden
zu den am 27. August unterzeichneten deutsch-
russischen Verträgen, nämlich dem Ergiin-
zungsvertrag zum Friedensvertrag, sowie dem Fi-
nanzabkommen und dem Privatrechtsabkommen
zur Ergänzung des deutsch-russischen Zusatzvertrags
ausgetauscht worden. Die Verträge werden dem-
nächst veröffentlicht werden.
»NN
Nach der ..Jswestii-a" imkerte sich Krassin
über den Zusatzvertrag zum Brester Friedensoer-
tra« folgender mast en: Die nächste Aufgabe Rust-
lands muß die Entwicklung des Warenaus-
tausches mit Deutschland fein. Geschieht dieses
nickt. Wenn auch nur im minimalem Umfanae so
besteckt die Möglichkeit eines neuen Kriegsüber-
falles Deutschlands. Aus geführt fallen Wa-
ren Wörden, welche wir nicht unbedingt notwendig
haben, oder die wir nickt nusnützen können so
Metallabfälle. Hanf. Flachs. Leder. Felle. Borsten.
Haar Holsmaterial und wenn die sibirischen Mess
frei werden, vielleicht auch Butter und Talg. Wenn
Rußland wirtschaftlich Deutschland boykottieren
würde, wird die deutsche Krisasvartst dieses für
ihre aggressiven Zwecke ausnützen. Die überwie-
gende Majorität des deutschen Bolkes. -auch der
HandÄs- und Jndustriewelt. ist für ein volles
UebereinkommLn mit Rubland. Deutschland wird
zweifellos auch einen fünften WiNderfeldma <ms-
balten können. Die Entkräftung Deutschlands darf
nun nickt in dem Sinne verstanden werden, daß es
den Krieg nickt weiter bestehen könnte. Dank sei-
ner wundervollen Organisation und der Disziplin
des ganzen Volkes, seiner Geduld und Ausdauer
wird Deutschland wabrscksinckick imstande sein, die
Lasten des Krieses noch einige Fabre zu tragen.

Zwischen Somme und Oise drängte er
stärker nach und stand am Abend westlich der
Linie Ham—Chauny.
Auch zwischen Oise und Aisne hat sich
die Loslösung vom Gegner planmäßig voll-
zogen. Unsere Posten stehen mit ihm in Ge-
fechtsfühlung in der Linie Amigny—Barifis-
Laffaux—Londe.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz
Oestlich von Soissons ist der Feind über
die Vesle gefolgt. Unsere Infanterie-Abtei-
lungen und Artillerie haben ihn lange aufge-
halten und ihm Verluste zugefügt. Auf den
Höhen nordöstlich von Fismes wurden stärkere
Angriffe der Amerikanerabgewiesen.
Der Erste Generalquartiermeister:
Ludendorff
Der Wiener Tagesbericht
Wien, K. Sept. Amtlich wird verlautbart:
Südlich des Tonalevasses wurden italie-
nische Patrouillen abgewiesen.
Bei Asiaso schlugen wir einen Angriff zurück.
Sonst lebhaftes Geschützfeuer.
Nichts Neues. Der Chef des Eeneralstabs.
Der U-Vootskrieg
13V00 Tonnen
WTB. B e r l i n, 5. Sept. (Amtlich.) Un-
sere Mittelmeer-U-Boote versenkten 13VVV
BRT. Schiffsraum.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
Der moralische Zusammenbruch
Deutschlands
Die einzige Siegesmöglichkeit der
Entente
Die Times sckreibt am 7. August im Hinblick
auf die britisck-sranzüsi-scken Waiwnerfolae seit bem
18 Fuli. man dürfe die in guten Tagen durch
oute Nackrrckten erzeugte frohe Stimmung nickt
mit den« Verstand durckbrennen lassen und führt
dann weiter aus: .. , .
.Unter Sieg ist nickt der Besitz dreier oder ie-
ner Stellung zu verstehen oder, das Beibringen
aröberer Verluste als wir selbst ste erleiden, son-
dern den Feind davon zu überzeugen, daß er
durck Fortführung des Krieses nur seine Ge-
samtvörlustö veraröhern würde. Seine Moral
mutz erschüttert werden. Der Verlust des Selbst-
vertrauens ist es. nickt der Verlust von Boden.
Mannschaften oder Material was Sieg ober
Niederlage ausmacht. Der Feind muh den Glau-
ben an kick selbst oder an keine Führer verlieren!
Wenn dies nur ei ntritt, ist es gleich gültig, wo
es kick ereignet, ob an der Aisne oder am Rhein,
zu Damaskus oder in Kiew. Wir erschüttern
langsam den Angriffsgeist des Gegners im
Westen: es sind isdock keine Anzeichen dafür vor-
handen. dah er dort das Vertrauen in seine Ver-
teidigungskraft verloren bat. Man muh sich
daran erinnern, dah er vor dem Zusammenbruch
Ruhlands trotz erheblicher zablenmähiaer Un-
terlegenheit keine Verteidigung im Westen hin-
länglich aufrecht erhielt. Er glaubt, dah er, was
er einmal fertig aobrackt bat. auch wiederum
vollbringen kann. Es besteht eine Meinungs-
verschiedenheit unter den Deutschen wegen der
Zwöckmäkigkeit dieser kostspieligen Offensiven an
der Westfront: über die Möglichkeit erfolg'ei-
cker Verteidigung in Frankreich besteht bisher
nur eine Meinung in Deutschland. Sobald
darüber zwei Meinungen herrschen, wird der
Zusammenbruch der Moral des Gegners beson-
nen haben: und sobald dieser begonnen bat. wer-
den wir fünfzig Meilen genau so schnell vor-
rücken. wie fünf Meilen heute."
Auf jeden deutschen Familientisch daheim sollte
man diese Ausführungen der Times, unserer er-
bittertsten Feindin, lesen, an die Wand jedes
deutschen Unterstandos draußen vor dem Feind
sollte man sie annasrln. Hier haben wir klar aus-
einandergesetzt. woraus allein unsere Feinde ibre
Siesesbosfnunsön bauen. Hindenburas malmende.
Worte kamen zur reckten Zeit!

Enttäuschungen
Von Senatspräsident Dr. Flügge.
Als unsere Feinde den Weltkrieg begannen«
waren sie so fest davon überzeugt, dah sie deN!
Sieg davontrasen würden, dah die englischen
Staatsmänner ihr Volk mit der Versicherung be«
ruhigen zu dürfen glaubten, die Geschäfte würden!
ihren Fortgang nehmen wie immer. Ja. Sir Ed-
ward Grey, der damalige englische Minister deä
Auswärtigen Angelegnheiten. imeinte. es -wierdq
für England so ziemlich dasselbe sein, ob es an(
Kriege teilnehme oder nicht. So ganz unbegreisi
lich war diese übermütige Zuversicht nicht. Wenn!
man die Stärke der Armsen und der Kriegsflot-
ten unserer Feinde mit dem verglich, was Deutsch-
land und Oesterreich-Ungarn ihnen entgegenzm
stellen hatten, wenn man daran dachte, dah Ruß-
land seit vielen Monaten, Frankreich mehrer^
Wochen früher als wir im geheimen mobilisiert
hatten — dah unsere Ostgrenze strategisch überaus»
ungünstig verlief, so ist es nicht unbegreiflich, daß
unsere Feinds den Sieg sicher zu haben wähnten,
fa, dah sie hofften, uns in einem schnellen Anlauf
in kurzer Frist zu überwältigen. Und wenn diese
Hoffnung auf einen kurzen Krieg sich nicht erfül-
len sollte, so Hatton unser« Feinde fa noch eine*
anderen Trumpf in der Hand, einen Trumpf, der!
zwar der von ihnen mit Worten gepriesenen Hu-
manität und christlichen Menschenliebe höhnisch
ins Gesicht schlägt, den in brutalster Roheit biss
zum äußersten anzuwenden ste aber entschlossen»
waren — die Aushungerung unseres Volkes. ES
schien völlig unmöglich, dah Deutschland, auf eilt
oder gar auf mehrere Jahre von der Zufuhr über
See völlig abgeschlossen, imstande sein könnte«
seine siebzig Millionen Menschen zu ernähren^
Dah das unausführbar sei, hatten fa in Frie--
denszeiten selbst deutsche Gelehrte -mathematisch
sicher bewiesen — wie sollten unsere Feinde dessest
nicht gewiß gewesen sein?
Wie fürchterlich sind diese Träume, in denest
unsere Feinde sich bei Ausbruch des Krieges wieg-
ten. enttäusch worden! Und die Aushungerung?,
Vier Jahre haben unsere Feinde sie an uns er-
probt. und wir wollen ruhig zugeben: es ist sehr'
knapp bei uns geworden, von der Behaglichkeit!
des Friedens ist nichts mehr übrig geblieben.
Aber voni Verhungern sind wir heute so weit ent-
fernt wie im ersten Kriegsjahre. Kann es ein«
furchtbarere Enttäuschung geben für jenen frevel-
haften Siegestaumel vom August 1914?
Aber noch einen Trumpf haben unsere Feinds
in den Händen gehabt, die Beteiligung der Ver-
einigten Staaaten von Nordamerika. Anderthalb
Jahre sind jetzt vergangen, seitdem sie ihn ausge-
spielt haben, und als ste es taten, schwoll ihr Hatz
gegen uns von neuem in blutdürstigen Sieges-
phantasien bergehoch an. In diesem Sommer ist
nun zum ersten Male die amerikanische Armee an
der Schlachtfront im Westen angetreten. In grö-
ßeren Formationen haben amerikanische Soldaten
an den Kämpfen der letzten Mocken an den furcht-
baren Angrifssschlachten teitgenomMen. Und doch
hat ihre Verwendung nicht den ersehnten Erfolg
gezeitigt. Der beabsichtigte Durchbruch wurde
von unseren Truppen vereitelt, und di« Front
steht weiter als die Mauer von Stein und Eisen,
die die ganzen vier Kriegsjahre hindurch den
Feind von unseren Grenzen sernhieli.
Während alles dieses geschieht, sieht England
mit entsetzten Augen feine Handelsflotte unrett-
bar dahinschwinden, zittern die enMchen Reeder
und Kaufleute in der unabwendbaren Gewißheit,
daß es mit der Vorherrschaft des englischen Han-
dels in der Welt endgültig vorbei ist — daß diese
Herrschaft der getreue amerikanische Bundes-
genosse schon heute angetreten hat.
Wie aber — sind wir verschont geblieben von!
Enttäuschungen? Nun, in jenen August- und
ScpteMberwocheni des Jahres 1914. als unisierei
Fahnen in fast märchenhafter ^Schnelligkeit nach
Frankreich hinoingetragen wurden, da haben wist
vielleicht ausnahmslos auf einen kurzen Krieg
und einen nahen Sieg gehofft. Dies« Hofnung
ist nicht erfüllt worden. Auch haben wir in den
vier Jahren, die seitdem vergangen sind, hin und
wieder einmal eine Schlappe erlitten, hier unds
da Gebiet eingebüßi. Auch in den letzten Wochoit
haben wir an mehreren Stellen den Feinden
Raum gegeben. Keiner ist unter uns. der das
nicht tief bedauert. Aber ist einer iunier uns. de«
geglaubt hätte, es werde ohne solche geringfügi-
gen Mißerfolge abgehen — in diesem Kriege. d->>
an gewaltiger Furchtbarkeit alles weit hinter sich
läßt, das je die Welt gesehen bat? Und was be-
deuten diese Mißerfolge gegenüber den furchtbaren
Niederlagen unserer Feinde? Mas bedeuten st»
gegenüber den ungeheueren Erfolgen, di-
wir davongetragen haben? Wer hätte i>>»
 
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