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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925

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Osborn, Max: Neue Arbeiten von Bruno Paul
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0218

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INNEN-DEKORATION

PROFESSOR BRUNO PAUL —BERLIN AUSSTELLUNGSRAUM IM HAUS PIUSBEROEN

Fenster wird von einem großen, in eine Vertiefung ein-
gelassenen Spiegel eingenommen, der gleichsam dem
Gesamtraum etwas von seiner verlorenen Größe zurück-
gibt. Noch ein anderes Motiv kündigt an, daß uns ein
Raum von eignem Charakter erwartet: die originelle
Plastik eines Frauenkopfes von Prof. Walter Reger,
ein mit kapriziöser Absicht puppenhaft stilisiertes Ge-
sichtchen, mit einem kecken Hütchen auf dem Haar,
umschmeichelt von lustig-gedrängtem kubistischen Roll-
werk: Kurven und Wellenlinien und zackige Winkel,
asymmetrisch angeordnet, ergeben mitten in der Würde
der Rechtwinkligkeit ringsum einen witzigen Kontrast.

*

Wir treten ein und finden einen kleinen Festsaal des
Geschmacks. Nicht zu groß, das ist wohlberechnet. Ein
milder Farbenakkord begrüßt uns. Wandoberteil und
Decke matt gelb, Möbelholz in Nußbaum. Der Tep-
pich braun, zwischen den beiden Eingangstüren von hel-
leren Streifen überquert, die den Durchgang betonen.
Die Umrahmung der Türen und der Nische jedoch, die
dem Fenster gegenüber liegt, in Mattsilber. Nun die
Wandteilung: langgestreckte Paneele, durchzogen von
einer breiten Spiegelleiste, in der Höhe angebracht, die
dem Platz der auf dünnen Ständern hängenden Hüte
entspricht, so daß der sachverständige Beurteiler die
Waren auch von der Rückseite betrachten kann. Hier
ist nun alles klarste Einfachheit. Gerade Linien und
rechteckige Felder regieren. Für die Breite des Raumes

war die zweiachsige Fensterwand maßgebend, durch
die volles Licht hereinströmt. Um die Einheit und Rein-
heit des Kubus nur ja durch nichts zu unterbrechen, darf
kein Beleuchtungskörper hineinragen. Die Belichtung
wird auf indirektem Wege geliefert; auch in der reiz-
vollen Vitrine an der Wand gegenüber dem Fenster,
die mit ihren Glas- und Spiegelscheiben überdies eine
Verbindung zwischen den horizontalen Spiegelstreifen
der Längswände herstellt. Ein Blick auf die Ansichten
dieses Raumes läßt erkennen, wie Paul mit scheinbar
ganz zufälligen, in Wahrheit sehr genau berechneten
Mitteln dafür sorgte, daß durch ein Hin und Her von
Linien, von abgehobenen Formteilen, von kleinen Ver-
tiefungen und Leisten ein anmutiges Spiel entsteht, das
das Auge über die Strenge der Grundanlage sanft hin-
wegtäuscht. Und wiederum helfen zwei Regersche Köpfe
als Türaufsätze, diesen Eindruck zu verstärken. Sie sind
leicht und hell angetönt, mit einem Hauch von Blau,
einem lichten Ziegelrot; der Effekt, der dadurch ent-
steht, ist von ungewöhnlicher Delikatesse........

*

Ganz anders war die Aufgabe bei der Einrichtung der
neuen »Konditorei Telschow« an der Jäger- und Kur-
straße in Berlin. Überaus glücklich wurde hier der
sehr schwierige Raum bewältigt. Die schiefe Lage der
Längsrichtung zur Hausfassade wurde durch den sinn-
reichen Einbau eines eckigen Vorraums ausgeglichen,
der zugleich durch die nach außen sichtbare Vertiefung
 
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