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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933

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Uhde-Bernays, Hermann: Bemerkungen über die Internationale Kunstausstellung in Venedig
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Antonsson, Oscar: Der schwedische Bildhauer Ivar Johnsson
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0018

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Mitgift unbedenklich verschleudernde Giovanni werken vergeblich aufzuhelfen. Amerikaner und

Boldini um 1900 malte., von den vertrockneten Engländer verharren in steifer Unnatur. Die Belgier
dunklen Atelierdekorationen Paolo Michettis, den haben zu einer beachtenswerten Graphik einige
süßen Genrebildern und Lagunenszenen von Fa- Plastiken und Gemälde Meuniers herangeholt, auf
vretto, Fragiacomo und anderen venezianischen die sich ebenfalls der Schatten der V ergänglichkeit
Modemalern, die vor einem Menschenalter ein dank- gesenkt hat. In der polnischen Abteilung schimmern
baresPublikumnamentlichausDeutschlandfanden. grellbewegte Farbenmassen, ohne einen besonders
Endlich noch eine Anmerkung zu den Skulpturen: rühmlichen Einzelgänger. Die Ungarn haben die
auf diesem Gebiet scheint es den Italienern nicht vor zwei Jahren in Nürnberg gezeigte Auswahl ge-
zu gelingen, ihren Hang zur Theatralik unter einer schickt und ergänzt, gleichfalls ohne ein auffallendes
deutlichen plastischen Stilform zu bändigen, wie Talent unter sich zu zeigen. Bei den Österreichern
sie etwa, durch Hildebrand gewiesen, von Haller ist nicht allein Kokoschka, sondern es sind auch
gegenwärtig sehr edel gehandhabt wird. Faistauer, der früh Geschiedene, Herbert Böckl
Haller und Hubacher geben dem kleinen Schweizer und Kubin ausgezeichnete Künder einer persön-
Pavillon eine besondere Bedeutung, die durch Ge- liehen malerischen Gestaltungskraft, dieser wesent-
mälde von Giacometti, Berger, Pellegrini gestärkt liehen Eigenschaft künstlerischen Vermögens, des-
wird. Bei den Franzosen sucht ein höchst beschei- sen Anzeichen in den meisten Sälen der Ausstel-
dener Rest der Pariser Monet-Ausstellung des lung vergeblich gesucht oder unerfreulicher Nach-
Vorjahrs den übrigen ganz nach den üblichen ge- barschaft wegen nicht nach Verdienst erkannt
ringen Ansprüchen des Salons beschaffenen Kunst- werden. Hermann Uhde-Bernays.

Der schwedische Bildhauer Ivar Johnsson

In der schwedischen Kunst spielt die Skulptur eine die in Skäne gepflegt wird, große Ähnlichkeit mit
sehr große Rolle. Es ist kein bloßer Zufall, daß der der dänischen hat. Aber Ivar Johnssons Kunst bildet
schwedische Künstler, dessen Name in internatio- eine Ausnahme von dieser Regel. Er ist in seiner
naler Berühmtheit die ganze moderne Kunst in ganzen künstlerischen Sprache Voll-Schwede, selbst
Schweden überschattet, Carl Milles, Bildhauer und wenn er sich in dem Idiom seiner engeren Heimat
nicht Maler ist. Für die schwedischen Künstler ist ausdrückt. Er zeigte schon in frühen Jahren aus-
die Form mit wenigen Ausnahmen immer das tra- geprägtes Talent für künstlerisches Schaffen und
gende Element gewesen. Gleich den Malern haben dadurch gelang es ihm sehr leicht, Freunde zu er-
auch die Plastiker unseres Landes sich dem Einfluß werben, welche ihn ökonomisch unterstützten. Mit
der starken Stilströmungen in den Hauptzentren ihrer Hilfe konnte er in Stockholm Studien zur Aus-
der Kunst, hauptsächlich Paris, wo die meisten von bildung in Möbelarchitektur aufnehmen, weil man
ihnen ihre Schulung während längerer oder kürzerer annahm, daß seine Geschicklichkeit im Zeichnen,
Zeit gesucht haben, nicht entziehen können. Trotz- Modellieren und Holzschnitzen hierbei am besten zur
dem ist man wohl berechtigt, von einer national- Geltung kommen würde. Aber schon in dieser seiner
betonten schwedischen Skulptur unserer Zeit zu ersten Stockholmer Zeit wuchs seine Neigung zur
sprechen. Zu den vornehmsten Vertretern dieser Skulptur und Modellierung und bewog ihn, sich
Kunst gehört Ivar Johnsson. schließlich ganz der freien Kunst zuzuwenden. Nach
Es ist Skäne, die südlichste und fruchtbarste Pro- kurzem Studium in der Skulpturklasse der Kunstaka-
vinz des Landes, in welcher Ivar Johnsson im Jahre demie unter TheodorLundberg landete er in Paris, wo
1885 dasLicht der Welt erblickte. Dieser Landstrich er etwas über ein Jahr verblieb und 1912 am Frühjahr-
mit seinen weiten bebauten Ebenen bietet ein ganz Salon teilgenommen hat, nach seinem eigenen Aus-
anderes Bild als das übrige Schweden. In der Tat spruch „das erste und letzte Mal". Darauf folgte ein
erinnert die Landschaft dieser Provinz mehr an das Jahr in derHeimatund schließlich ein weiteres Jahr in
benachbarte Dänemark, wie auch die üppige Kunst, Florenz, wohin er als Stipendiat der Kunstakademie

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