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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933

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Breuer, Peter: Zu den Bildern von Joseph Pilartz
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0071

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Joseph Pilartz. Im Englischen Garten in München

Zu den Bildern von Joseph Pilartz

Das Gebiet der Maltechnik (sogenannte reine Mate-
rialtechnik) gilt im allgemeinen als untergeordnet.
Auf der einen Seite wird die Beherrschung der hand-
werklichen Grundlagen der Malerei als selbstver-
ständlich vorausgesetzt; auf der andern gilt es als
unwürdig, sich hiermit des langen und breiten
auseinanderzusetzen oder gar neue Wege zu suchen :
der Künstler müsse frei sein und bleiben und nicht
durch die Gesetze des Materials gehemmt werden.
Die Wahrheit liegt genau in der Mitte, und auch
die wissenschaftliche Theorie sowie die Forschung
für Maltechnik betrachten es als ihre Aufgabe, nicht
nur das Kunstschaffen der Heutigen durch die Durch-
forschung der Malkulturen aller Zeiten zu bereichern,
sondern auch die gänzlich persönlichen \ erfahren
in der Moderne zu festigen. Niemand denkt mehr
daran, die Verfahren des Malens in altmeisterliche
Bahnen bewußt zurückzuzwängen: es ist schon
richtig: nicht die Technik darf die Kunst bestimmen,
sondern das individuelle Kunststreben muß sich
seine Technik zu schaffen verstehen.

Und doch sehen wir nicht zuletzt in der fortschritt-
lichen Kunst das rein Technische an Beachtung
zunehmen. Viele Künstler reiben ihre Farben wieder
selbst: das Mißtrauen gegen die Tubenfarben ist
gewachsen. Auch die junge Kunst wehrt sich
gegen das Schicksal, das so manchem Lebens-
werk aus letzten Jahrzehnten wiederfuhr: Gegen
die oft so überaus schnelle Zerstörung durchschnitt-
licher Ölmalerei. Mit der Verfestigung des Hand-
werklichen und der Materialfragen auf so vielen
Kunstgebieten (Baukunst. Plastik. Kunstgewerbe)
geht in der Malerei das Bestreben einher, Farbschicht
und Malgrund gegen die wachsenden Zerstörungs-
faktoren, insbesondere gegen die zunehmenden
Säuregehalte der industrialisierten Städte zu ver-
teidigen.

Neuerdings stellte Joseph Pilartz in derStädt. Galerie
München zum Teil großformatige Wachsmalereien
aus und errang weitgehende Beachtung. Pilartz.
vierzigjährig, von Haus aus Schreinergeselle, arbeitete
nach dem Kriege auf den Akademien in Kassel und

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