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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933

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Plesch, J.: Über Slevogt, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0239

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Karl Mader. überfahrt

Über Sievogt

(Fortsetzung von S. 211)

maßgeblicher Empfindung und Kritik, sondern auch
auf anderen künstlerischen Gebieten. Uber Slevogt
als Musiker ist einiges bekannt, und er ist als solcher
auch gewürdigt worden. Ich möchte hier nur ein
paar Worte über Slevogt als Architekt sagen.
Als ich Slevogt bat, meinen Gartenpavillon auszu-
malen, fand er sich in dem ungleichmäßigen, sechs-
eckigen Häuschen mit einer runden nischenartigen
Vertiefung gar nicht zurecht. Unschlüssig betrach-
tete er es längere Zeit von allen Seiten, bis es ihm
plötzlich wie eine Erleuchtung kam, den Raum
architektonisch durch zwei gemalte Säulen anders
aufzuteilen. Und seit dem Moment, wo er diesen
Ausweg gefunden hatte, floß ihm die Arbeit aus den
Fingern.

Aktuell ist die Frage, ob die Säulen, die sein Wand-
gemälde in der Friedenskirche in Ludwigshafen
schneiden, gegen seinen Einspruch, wie die Version
lautet, stehengeblieben sind. Mir erzählte Slevogt,

daß die Architekten ihm entgegenkommen und die
Säulen entfernen wollten. Er selbst war aber der
Meinung, sie sollten stehenbleiben; denn gerade
dadurch, daß sie die Betrachtung des Werkes mit
einem Blick verhindern und das Bild stets in drei
Teile teilen, entsteht eine Art von Triptychon mit
wechselnder Wirkung. Ihn freute diese Schneidung
des Bildes. Was ihm nicht gefiel, waren die das Bild
umrahmenden Fensteröffnungen. Aber das war für
Slevogt nicht das Wesentliche; was ihn viel mehr
störte, war die ungünstige Tönung der V\ ände und
ganz besonders die ..Lutschbonbon"-Färbung der
Scheiben.

*

Slevogt war, wie man zu sagen pflegt, eine Voll-
kraftnatur. Er empfand wirkliche Freude nur an
der kraftvollen Äußerung der Bewegung; dies erklärt
auch seine ungewöhnliche Liebe für bravouröse

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