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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933

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Joffe, M.: Moderne isländische Malerei
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Van Gogh - Anekdoten, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0124

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Jon Stefdnsson.

Hafen

..Wäscherinnen'' mit den schmalen, steil nieder-
fallenden Rücken der beiden Frauen, von einer
schauerlichen Starre erfaßt, einer abgrundtiefen Ver-
gessenheit, als wäre der Fluß, über dessen Ufer sie
sich beugen, die Lethe selbst, in Grau und Grau-
braun ausgeführt, ist von einer packenden sugge-
stiven Kraft. Auch hier hat der Künstler auf die
Darstellung des Menschenantlitzes verzichtet und es
durch den Leib ersetzt, dessen inerte und trotz ihrer
Stummheit so sehr beredte Masse sich organischer

in die Felslandschaft einfügt, als es die Gesichtszüge
vermöchten, die ja wie ein leuchtendes Siegel seinen
Abfall vom ^Xaturhaften und sein Bekenntnis zu
einer der Landschaft feindlich verschlossenen Innen-
und Geisteswelt verkünden.

Alles in allem: junges Künstlertum, das bei aller
europäischen Bildung seiner Technik die lebendige
seelische Beziehung zur Heimatlandschaft bewahrt
hat. und der Aufgabe, ihrer Urwüchsigkeit gerecht
zu werden, malerisch gewachsen ist.

M. Joffe, Stockholm

Van Gogh-Anekdoten

Der geniale, dämonisch-besessene „Meister der le-
bendigen Farbe", Vincent van Gogh, ist kaum ein
Mensch und Künstler gewesen, dem die Anekdote
eine schnelle und billige Popularität verschafft haben
könnte. Sein Leben war zu ernst, es war von keinem
Lächeln begleitet; man findet keinen heiteren Zug
um seine schmerzlich bekümmerten Augen in dem

bleichen Gesicht unter rotem Haar. Aber einige
bezeichnende kleine Geschichten gibt es dennoch,
die man mühsam aus den Berichten seiner Zeitge-
nossen, seiner wenigen Freunde, seines schwär-
merisch geliebten Bruders Theo und seines verehrten
Arztes Dr. Gachet herausfinden muß. Sie alle zeigen
uns den mit der Kreatur mitfühlenden Menschen.

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