Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0169
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Cohen, Walter: Carl Justi und die moderne Kunst
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Feiice Carena. Mädchen unter Haustüre
Als der Verfasser des in den Jahren 1866 —1870
geschriebenen .. Winckelmann" ist Carl Justi uns am
lebendigsten geblieben. Unter seiner meisterlichen
Feder gestaltete sich das Leben des Forschers zu
einem Porträt des deutschen Gelehrten an sich, mit
aller Strenge der Selbstzucht, aller Hingegebenheit,
aller idealistischen Schwärmerei. Es folgten in langen
Zwischenräumen der monumentale .,Velazquez'"
(1888) und die beiden von einander so verschie-
denen Michelangelo-Bände (1900—1909). In den
„Miszellaneen" aus dem spanischen Kunstleben
(1908) hatte Justi einen Teil, einen leider viel zu
begrenzten, aus der reichen Fülle von Einzelab-
handlungen gesammelt. In ihrer geradezu klassi-
schen Diktion sind alle diese Bücher, mögen sie
auch in Einzelheiten, zumal im Kennerischen, über-
holt sein, ein Bestandteil deutscher Literatur ge-
worden, der nicht mehr fortzudenken ist. Dies soll
gerade heute, zwanzig Jahre nach seinem Tode, mit
Nachdruck gesagt werden, da der Zeitgeschmack
— welch fürchterliches Wort — sich von der Lek-
türe so dickleibiger Bücher abgewandt zu haben
scheint. Immerhin: sie sind heute dem Leser zu-
gänglicher als in der Zeit der Herausgabe, denn das
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Als der Verfasser des in den Jahren 1866 —1870
geschriebenen .. Winckelmann" ist Carl Justi uns am
lebendigsten geblieben. Unter seiner meisterlichen
Feder gestaltete sich das Leben des Forschers zu
einem Porträt des deutschen Gelehrten an sich, mit
aller Strenge der Selbstzucht, aller Hingegebenheit,
aller idealistischen Schwärmerei. Es folgten in langen
Zwischenräumen der monumentale .,Velazquez'"
(1888) und die beiden von einander so verschie-
denen Michelangelo-Bände (1900—1909). In den
„Miszellaneen" aus dem spanischen Kunstleben
(1908) hatte Justi einen Teil, einen leider viel zu
begrenzten, aus der reichen Fülle von Einzelab-
handlungen gesammelt. In ihrer geradezu klassi-
schen Diktion sind alle diese Bücher, mögen sie
auch in Einzelheiten, zumal im Kennerischen, über-
holt sein, ein Bestandteil deutscher Literatur ge-
worden, der nicht mehr fortzudenken ist. Dies soll
gerade heute, zwanzig Jahre nach seinem Tode, mit
Nachdruck gesagt werden, da der Zeitgeschmack
— welch fürchterliches Wort — sich von der Lek-
türe so dickleibiger Bücher abgewandt zu haben
scheint. Immerhin: sie sind heute dem Leser zu-
gänglicher als in der Zeit der Herausgabe, denn das
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