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Gehrig, Oscar: Guido Joseph Kern
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0334
Guido Joseph Kern. Aus dem Strandbad Wannsee
Guido Joseph Kern
Guido Joseph Kern ist der deutschen Kunstwelt in
zweifacher Hinsicht bekannt. Einmal ist es der
Kunthistoriker, als solcher wegweisender Erforscher
der Geschichte und des Aufbaues perspektivischer
Darstellung seit den van Eycks und den frühen
Italienern, ferner der Biograph Karl Blechens. Publi-
zist der 'Werke Caspar David Friedrichs, Richters,
Menzels und Feuerbachs. Dann aber ist es — und
dem wenden wir in diesen Blättern unser Interesse
zu — der Maler und Graphiker Kern, der in stiller,
hingebungsvoller Arbeit, zuerst in Mußestunden
neben wissenschaftlicher und musealer Tätigkeit,
seit einem Jahrzehnt aber nun fast ausschließlich
ein künstlerisches Werk von geradezu zeitlos-abge-
klärter, in sich beruhigter Wirkung geschaffen hat.
Im Hinblick auf manches Beispiel aus der Geschichte
darf uns jedoch diese Doppelbegabung und Doppel-
betätigung nicht dazu verleiten, die eine oder andere
Seite in G. J. Kern zu unterschätzen, und zwar, was
den Maler anlangt, um so weniger, als sich Kern.
seit er seinen Dienst an der Nationalgalerie quittiert
hat, mit ganzer Kraft auf das bildkünstlerische
Schaffen werfen konnle.
Kern ist vorwiegend Landschafts- und Stilleben-
maler. Doch besitzen wir von ihm zumal auf gra-
phischem Gebiete auch Arbeiten, die von einer
ernsten Befassung mit dem rein Figürlichen und
dessen Beherrschung zeugen. Es ist eine naturnahe,
motivlich-gegenständliche Kunst, der wir hier be-
gegnen : fast möchte es scheinen, als wären die viel-
fältigen Strömungen der jüngsten Zeit an Kern,
dem gewissenhaften und überzeugten Naturalisten,
spurlos vorübergegangen. Solche Abseitigkeit möchte
in den Augen oberflächlicher Betrachter dieser
Kunst eines in der Tat vertieften Naturalismus
scheinbar zum Nachteil ausschlagen, stände hinter
dem Werk nicht die in sich gefestigte und auf siche-
rem traditionellen Fundamente aufbauende Persön-
lichkeit, der man in keinem Zeitpunkte modische
Absichten unterschieben kann. Im eigentlichen
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Guido Joseph Kern
Guido Joseph Kern ist der deutschen Kunstwelt in
zweifacher Hinsicht bekannt. Einmal ist es der
Kunthistoriker, als solcher wegweisender Erforscher
der Geschichte und des Aufbaues perspektivischer
Darstellung seit den van Eycks und den frühen
Italienern, ferner der Biograph Karl Blechens. Publi-
zist der 'Werke Caspar David Friedrichs, Richters,
Menzels und Feuerbachs. Dann aber ist es — und
dem wenden wir in diesen Blättern unser Interesse
zu — der Maler und Graphiker Kern, der in stiller,
hingebungsvoller Arbeit, zuerst in Mußestunden
neben wissenschaftlicher und musealer Tätigkeit,
seit einem Jahrzehnt aber nun fast ausschließlich
ein künstlerisches Werk von geradezu zeitlos-abge-
klärter, in sich beruhigter Wirkung geschaffen hat.
Im Hinblick auf manches Beispiel aus der Geschichte
darf uns jedoch diese Doppelbegabung und Doppel-
betätigung nicht dazu verleiten, die eine oder andere
Seite in G. J. Kern zu unterschätzen, und zwar, was
den Maler anlangt, um so weniger, als sich Kern.
seit er seinen Dienst an der Nationalgalerie quittiert
hat, mit ganzer Kraft auf das bildkünstlerische
Schaffen werfen konnle.
Kern ist vorwiegend Landschafts- und Stilleben-
maler. Doch besitzen wir von ihm zumal auf gra-
phischem Gebiete auch Arbeiten, die von einer
ernsten Befassung mit dem rein Figürlichen und
dessen Beherrschung zeugen. Es ist eine naturnahe,
motivlich-gegenständliche Kunst, der wir hier be-
gegnen : fast möchte es scheinen, als wären die viel-
fältigen Strömungen der jüngsten Zeit an Kern,
dem gewissenhaften und überzeugten Naturalisten,
spurlos vorübergegangen. Solche Abseitigkeit möchte
in den Augen oberflächlicher Betrachter dieser
Kunst eines in der Tat vertieften Naturalismus
scheinbar zum Nachteil ausschlagen, stände hinter
dem Werk nicht die in sich gefestigte und auf siche-
rem traditionellen Fundamente aufbauende Persön-
lichkeit, der man in keinem Zeitpunkte modische
Absichten unterschieben kann. Im eigentlichen
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