Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0132
DOI Artikel:
Geiger, Willi: Vom künstlerischen Nachwuchs
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Vom künstlerischen Nachwuchs
Ein Vortrag
Für jeden von uns ist der Weltkrieg in irgendeiner
Form Schicksal geworden. Die ungeheuren Um-
wälzungen haben uns just in einer Zeit getroffen,
die uns glauben ließ, daß alle Mühe sich gelohnt
habe und daß unser Platz gesichert sei. Der Zu-
sammenbruch brachte uns zur Besinnung, zwang
uns zur Anpassung an eine völlig veränderte Welt-
ordnung, ohne deren Erfassen wir heute der uns
Lehrern anvertrauten Jugend ratlos gegenüber-
stünden; denn diese wurde von den Ereignissen
unvorbereiteter und schwerer getroffen als wir
selbst.
Wenn es Tatsache ist, daß die Repräsentanten der
Kunst von heute die Vierzig- und Fünfzigjährigen
sind, so bezeichnet dieser Umstand irgendwie die
Lage eben dieser Generation und des künstlerischen
Nachwuchses.
Deutlich tritt der Riß in Erscheinung bei den Wett-
bewerben an den Kunsthochschulen; ohne besondere
Maßstäbe anzulegen, muß festgestellt werden, daß
ein Querschnitt durch diese Arbeiten enttäuscht.
Man entdeckt selten eine klare Wegrichtung, die zu
einem auch nur mäßig hochgesteckten Ziele führen
könnte; nur zu häufig begegnet man einer rein
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Ein Vortrag
Für jeden von uns ist der Weltkrieg in irgendeiner
Form Schicksal geworden. Die ungeheuren Um-
wälzungen haben uns just in einer Zeit getroffen,
die uns glauben ließ, daß alle Mühe sich gelohnt
habe und daß unser Platz gesichert sei. Der Zu-
sammenbruch brachte uns zur Besinnung, zwang
uns zur Anpassung an eine völlig veränderte Welt-
ordnung, ohne deren Erfassen wir heute der uns
Lehrern anvertrauten Jugend ratlos gegenüber-
stünden; denn diese wurde von den Ereignissen
unvorbereiteter und schwerer getroffen als wir
selbst.
Wenn es Tatsache ist, daß die Repräsentanten der
Kunst von heute die Vierzig- und Fünfzigjährigen
sind, so bezeichnet dieser Umstand irgendwie die
Lage eben dieser Generation und des künstlerischen
Nachwuchses.
Deutlich tritt der Riß in Erscheinung bei den Wett-
bewerben an den Kunsthochschulen; ohne besondere
Maßstäbe anzulegen, muß festgestellt werden, daß
ein Querschnitt durch diese Arbeiten enttäuscht.
Man entdeckt selten eine klare Wegrichtung, die zu
einem auch nur mäßig hochgesteckten Ziele führen
könnte; nur zu häufig begegnet man einer rein
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