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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933

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Deutsche romantische Malerei der Gegenwart: zur Ausstellung im Ulmer Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0055

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Staatliche Museen
zu Berlin

Georg Sieberr. Mein Junge

Ausstellung Ulm

Deutsche romantische Malerei der Gegenwart

Zur Ausstellung im Ulmer Museum

Die Ausstellung, die das Museum der Stadt Ulm im
Sommer 1932 unternommen hat, betrifft eine der
wichtigsten Fragen des heutigen Kunstlebens. Kunst
ist für die Augen da, und die Sprache der Kunst ist
weniger an nationale Grenzen gebunden, als die
Sprache des Mundes, die an den Landesgrenzen
wechselt. Dennoch kann kein Zweifel darüber sein,
daß auch die Sprache der Kunst von nationalen Be-
dingungen abhängt. Die allgemeine Entwicklung
der deutschen Geistigkeit nach dem Kriege drängt
zurErgründung und zur Pflege des deutschen Wesens.
Mit einer Eindringlichkeit, wie sie seit langem nicht
mehr erlebt wurde, prüfen wir: was ist deutsche
Art.

Der Deutsche hat sich allzulange fremdem Urteil

gebeugt. Römer haben dasWort Barbaren als Schimpf
erfunden; Italiener und Franzosen haben es nach-
gesprochen. Selbst Deutsche waren mit der Kunst
der Mittelmeerländer längst vertraut, bevor sie sich
der eigenen zuwandten. Die Epoche, die hinter uns
liegt, hat das Besondere des deutschen Wesens im
Guten und Unguten verkannt. Lnleugbar wohnen
die faustischen zwei Seelen in jedes Deutschen Brust:
die winterliche Seele, die Seele des Tastens und
Drängens in Dunkel und Kälte, woraus es keinen
Ausweg gibt oder doch nur ein reckenhaftes Auf-
stehen, um den eigenen, unebenen Y\ eg zu bahnen,
die Seele des Xibelungenblutes: sie ist heute wach,
die deutschem Wesen fremde materialistische, ratio-
nalistische Welt zu bekämpfen. Und die andere Seele.

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