DOI Artikel:
Gebhart, Hans: Heinrich Moshage
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0322
Heinrich Moshage. Weihnachtsplakette der Gießerei Vogel, Barmen. Eisen
Heinrich Moshage
Kaum eine Spielart der modernen Kunst ist weniger
Bestandteil des allgemeinen Bewußtseins der Zeit
als das Kleinrelief. Es ist eine verzweifelt abseitige
Angelegenheit, von deren Existenz man höchstens
und selten in einem Museum und da nur mit
einigem Erstaunen Kenntnis nimmt. Kein Wunder:
Die Gelegenheiten zum Schaffen fehlen — jeden-
falls — muß man hinzusetzen —• für den Künstler.
Denn genau genommen wären die Möglichkeiten
nicht so gering und die wirtschaftliche Situation
nicht so ungünstig. Eine Unzahl von Abzeichen,
Medaillen, Plaketten werden im Zeitalter der Propa-
ganda amtlich und nicht amtlich in Auftrag ge-
geben, meist aber unter Ausschaltung des Künstlers
direkt an die Fabrik. Auftraggeber und Künstler —
sie kommen nicht zu einander. Am Künstler liegt
nicht die Schuld. Auch nicht an den Kosten. Der
finanzielle Anteil des Künstlers an dem einzelnen
Stück wiegt bei der üblichen Massenherstellung
nicht. Immer wieder muß darauf hingewiesen
werden: Es wäre an der Zeit, daß vorab die amt-
lichen Stellen sich des Medailleurs und Klein-
plastikers erinnerten. Manchem könnte geholfen und
damit der Sinn für große Aufgaben frei gemacht
werden. Nicht zuletzt wäre eine eingehende Be-
kanntschaft mit den in Betracht kommenden Kräften
den staatlichen Instanzen zu wünschen, denen die
verbreitetste Form der Medaille, die Münze, über-
antwortet ist: Sie aus den Niederungen der letzten
Zeit zu einem reinen und starken Ausdruck des
staatlich-völkischen Kulturwillens zu führen, ist ein
national verpflichtendes Gebot.
Die Medaillen- und Plakettenkunst nährt — wie
gesagt — ihren Mann schon längst nicht mehr. Sie
ist ein Bandgebiet der Großplastiker geworden, dem
sie sich nur sehr beiläufig zuwenden — etwa um
sich von dem schweren Werkzeug und den großen
Dimensionen zu erholen. Dann steigen sie — so
302
Heinrich Moshage
Kaum eine Spielart der modernen Kunst ist weniger
Bestandteil des allgemeinen Bewußtseins der Zeit
als das Kleinrelief. Es ist eine verzweifelt abseitige
Angelegenheit, von deren Existenz man höchstens
und selten in einem Museum und da nur mit
einigem Erstaunen Kenntnis nimmt. Kein Wunder:
Die Gelegenheiten zum Schaffen fehlen — jeden-
falls — muß man hinzusetzen —• für den Künstler.
Denn genau genommen wären die Möglichkeiten
nicht so gering und die wirtschaftliche Situation
nicht so ungünstig. Eine Unzahl von Abzeichen,
Medaillen, Plaketten werden im Zeitalter der Propa-
ganda amtlich und nicht amtlich in Auftrag ge-
geben, meist aber unter Ausschaltung des Künstlers
direkt an die Fabrik. Auftraggeber und Künstler —
sie kommen nicht zu einander. Am Künstler liegt
nicht die Schuld. Auch nicht an den Kosten. Der
finanzielle Anteil des Künstlers an dem einzelnen
Stück wiegt bei der üblichen Massenherstellung
nicht. Immer wieder muß darauf hingewiesen
werden: Es wäre an der Zeit, daß vorab die amt-
lichen Stellen sich des Medailleurs und Klein-
plastikers erinnerten. Manchem könnte geholfen und
damit der Sinn für große Aufgaben frei gemacht
werden. Nicht zuletzt wäre eine eingehende Be-
kanntschaft mit den in Betracht kommenden Kräften
den staatlichen Instanzen zu wünschen, denen die
verbreitetste Form der Medaille, die Münze, über-
antwortet ist: Sie aus den Niederungen der letzten
Zeit zu einem reinen und starken Ausdruck des
staatlich-völkischen Kulturwillens zu führen, ist ein
national verpflichtendes Gebot.
Die Medaillen- und Plakettenkunst nährt — wie
gesagt — ihren Mann schon längst nicht mehr. Sie
ist ein Bandgebiet der Großplastiker geworden, dem
sie sich nur sehr beiläufig zuwenden — etwa um
sich von dem schweren Werkzeug und den großen
Dimensionen zu erholen. Dann steigen sie — so
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