Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0242
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Egger, C.: Henri Rousseau-Ausstellung in der Basler Kunsthalle
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Henri Rousseau. Blumenstück
Henri Rousseau-Ausstellung in der Basler Kunsthalle
Diese Ausstellung von 60 Bildern des Douanier ist
ein Ereignis, das in Anbetracht der Seltenheit der
Werke dieses Künstlers Aufsehen erregen muß. Sie
trägt zur Wertschätzung des Malers bei, der als
Mensch durch die Fülle von Anekdoten in den Ruf
eines Einfaltspinsels geraten und dessen Technik
vielleicht allzu leicht beurteilt worden ist. Einige
der schönsten Urwaldbilder beweisen im Gegenteil
das malerische Raffinement und die künstlerische
Phantasie des Urhebers. Die Verwendung von Son-
nenblumen und Seerosen als Urwaldgewächse, die
Studie eines Käuzchens als Vorbild für einen Aas-
geier scheinen doch für die These zu sprechen, daß
Rousseau seine Urwaldbilder vdas früheste übrigens
schon 1891 datiert!) nicht aus der Erinnerung,
sondern nach genauen Studien im Tierpark und im
Gewächshaus konzipiert hat. Zahlreiche impressio-
nistische Naturstudien zu bekannten Bildern zeigen
auch, wie sein vereinfachter naiver Stil etwas sehr
Gewolltes und Überlegtes ist. Man hat ihn in dieser
Beziehung unterschätzt, er steht als der größere
Künstler da, und seine Spießbürgerlichkeit tritt in
den Hintergrund.
Die Ausstellung zeigt prachtvolle kleinere Land-
schaften aus der besten Zeit (Malakoff, Montsouris,
Alfortville usw.), von größeren Bildern den „Tiger
im Gewitter", „Affen im Urwald", „Löwe und
Antilope", „La Bohemienne endormie", das große
Kunst f. Alle, Jahrg. 48, Heft 8, Mai 1953
225
Henri Rousseau-Ausstellung in der Basler Kunsthalle
Diese Ausstellung von 60 Bildern des Douanier ist
ein Ereignis, das in Anbetracht der Seltenheit der
Werke dieses Künstlers Aufsehen erregen muß. Sie
trägt zur Wertschätzung des Malers bei, der als
Mensch durch die Fülle von Anekdoten in den Ruf
eines Einfaltspinsels geraten und dessen Technik
vielleicht allzu leicht beurteilt worden ist. Einige
der schönsten Urwaldbilder beweisen im Gegenteil
das malerische Raffinement und die künstlerische
Phantasie des Urhebers. Die Verwendung von Son-
nenblumen und Seerosen als Urwaldgewächse, die
Studie eines Käuzchens als Vorbild für einen Aas-
geier scheinen doch für die These zu sprechen, daß
Rousseau seine Urwaldbilder vdas früheste übrigens
schon 1891 datiert!) nicht aus der Erinnerung,
sondern nach genauen Studien im Tierpark und im
Gewächshaus konzipiert hat. Zahlreiche impressio-
nistische Naturstudien zu bekannten Bildern zeigen
auch, wie sein vereinfachter naiver Stil etwas sehr
Gewolltes und Überlegtes ist. Man hat ihn in dieser
Beziehung unterschätzt, er steht als der größere
Künstler da, und seine Spießbürgerlichkeit tritt in
den Hintergrund.
Die Ausstellung zeigt prachtvolle kleinere Land-
schaften aus der besten Zeit (Malakoff, Montsouris,
Alfortville usw.), von größeren Bildern den „Tiger
im Gewitter", „Affen im Urwald", „Löwe und
Antilope", „La Bohemienne endormie", das große
Kunst f. Alle, Jahrg. 48, Heft 8, Mai 1953
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