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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933

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Lang, Oskar: Matthias May
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0370

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Matthias May. Jesus und die Kinder. Federzeichnung

Matthias May. Von Oskar Lang

Gibt es noch Entdeckungen in der modernen Kunst?
Man darf zweifeln, heute, wo schon kleine Talente
ihre Biographen gefunden haben. Auch das Miß-
trauen der allzuoft Enttäuschten mag sich regen.
Und doch wird man, glaube ich, mit Recht davon
sprechen dürfen, wenn ein Künstler das Niveau der
Besten seiner Zeit erreicht hat und trotzdem der
Welt verborgen blieb. Das trifft aber im Falle May
zu. In fast völliger Abseitigkeit vollzog sich das
Schaffen dieses Malers, der das 40. Lebensjahr nicht
erreichte; zu Lebzeiten trat May im öffentlichen
Kunstleben kaum hervor und auch heute noch ist
er für die breite Allgemeinheit ein Unbekannter,
so großer Wertschätzung er sich bereits in einem
engeren Kreis von Kunstfreunden und Sammlern
erfreut. Als die Galerie Thannhauser 1926 eine
erste Uberschau seines Nachlasses vermittelte — der
1928 eine Ausstellung seiner zahlreichen, meist

farbigen Handzeichnungen in der Staatlich-graphi-
schen Sammlung nachfolgte — überraschte und
fesselte die Eigenart dieser Künstlererscheinung in
gleicher Weise. Man stand plötzlich einem Werk
gegenüber, das man nicht gekannt hatte, das aber
durch die hohe Qualität wie durch die Neuartigkeit
der Zielsetzungen zu ernstester Auseinandersetzung
zwang. Diese Eindrücke wurden durch die umfang-
reiche Gedächtnisausstellung, die der Münchener
Kunstverein im März des Jahres 1951 veranstaltete,
in vollstem Maße bestätigt. Je mehr man von diesem
Künstler sieht, desto mehr drängt sich die Empfin-
dung auf, daß mit ihm eine der stärksten Hoff-
nungen der neueren Kunst ein allzu frühzeitiges
Ende fand. Denn schon mit dem Erreichten —
einem Werk, das notwendigerweise Torso bleiben
mußte, — erweist sich May, was Reichtum der Er-
findung, Gefühlsintensität und ursprüngliche Ge-

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