Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933

DOI Artikel:
Kiener, Hans: Zum modernen Kirchenbau, [1]
DOI Artikel:
Fischer, Th.: Um das Bauhaus
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0038

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
B Kunstbibliothek
Staatliche Museen

Albert Boßlet, Würzburg

Herz-Jesu-Kirche, Aschaffenburg

Gemeinsam ist allen diesen Dingen von 1790 bis
zur Gegenwart der Umstand, daß irgend etwas „Ge-
dachtes", etwas Begriffliches im Sichtbaren, aber
auf eine ..für unser Erkenntnisvermögen höchst un-
zweckmäßig, also unanschaulich" geformte Weise
vorgestellt werden soll.

Im deutschen Kirchenbau des 19. Jahrhunderts fin-
den sich die frühesten Beispiele solcher ..Konstruk-
tionen" bei Schinkel und seinen Nachfolgern. Dann
wieder im Jugendstil, und schließlich im modernen
Konstruktivismus. Der Kirchenbau fährt hier ganz
im Schlepptau jener Bestrebungen, die Baukunst aus
dem Ganzen der Kunst, d. h. aus dem Bereiche des
Auges und dahinter aus dem Bereiche der Seele, des
Gemütes und der Phantasie herauszulösen und sie
der Technik und der Wirtschaft und damit dem rei-
nen Verstände zu unterstellen. Es sind verwandte
Bemühungen wie schon zur Zeit der Romantik, in-
soferne der Verstand das Wort führt, nur mit einem
andern Ausgangspunkt und mit einer andern End-
absicht. Hans Kiener
(Schluß folgt)

Um das Bauhaus

Seit langem will der Streit um das Bauhaus nicht ver-
stummen. Jetzt scheint sein Schicksal entschieden zu
sein; der Gemeinderat der Stadt Dessau hat beschlos-
sen, das Bauhaus zum 1. Oktober zu schließen und die
Lehrkräfte zu entlassen. Begründet wird die Maß-
nahme damit, daß im Bauhaus Kulturbolschewismus
getrieben worden sei, daß gewisse Kunstrichtungen,
im besonderenim modernenBaustil, die vom Dessauer
Bauhaus ausgegangen seien, den Stempel einer sol-
chen Denkungsart trügen usw. — Gegründet wurde
das Bauhaus 1926 von Walter Gropius. Seinem Nach-
folger Hannes Mever hat man wohl nicht ganz mit
Unrecht vorgeworfen, daß er Amt und Politik nicht
scharf zu trennen wußte. Daß Mies van der Rohe,
der ihm folgte, sein Amt nur im künstlerischen
Geist, fern von aller Politik, führte, kann nicht be-
zweifelt werden. Ebensowenig kann bezweifelt wer-
den, daß neben manchen problematischen Leistungen
ausgezeichnete Arbeiten das Bauhaus verlassenhaben,

30
 
Annotationen