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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933

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Heise, Carl Georg: Mosaiken von Frans Masereel
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0092

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Frans Masereel. Mosaiken in der Wandelhalle eines Sonnenbads

Mosaiken von Frans Masereel

Immer noch ist Masereels Kunst heftig umstritten.
Man schätzt ihn, doch gilt er als Einzelgänger. Immer
steht er gegen die künstlerische Mode. Was er in-
dessen auf einsamem Außenposten erkämpft, ist
stärker bestimmt von den geistigen Triebkräften
der Gegenwart als das meiste, was im Bereich
schulgerechter Kunst entsteht. Er bleibt allein,
was er auch tut: dem Tage dienend, mit tausend
kleinen Zeichnungen und Holzschnitten unmittel-
bar ins politische Geschehen, später gesellschafts-
kritisch ins europäische Kulturleben eingreifend, zu
einer Zeit, als die herrschende Meinung noch ganz
auf Verteidigung des l'art pour l'art gestellt war —
dann scheinbar sich zurückziehend vom Kampffeld,
als der Ruf nach Aktivierung der künstlerischen
Kräfte für Tag und Stunde die Welt erfüllte, in
Wahrheit mit fast übermenschlichen Kräften der
Selbstbesinnung nachholend, was zuvor im Drang
erster Verwirklichung an rein handwerklich-male-
rischer Schulung versäumt war. Ist man ehrfürch-

tig diesem Weg des Werdenden gefolgt, so ist man
geneigt, innerhalb der geleisteten Arbeit schon die
Ansätze zur Synthese beider Welten aufzuzeigen und
damit den Augenblick heranzuwünschen, der Mase-
reels Kunst die sichere europäische Geltung bringen
müßte. Das Xeue aber, das eines Tages da sein
wird, ist nicht im voraus aus dem Gestrigen zu
erraten.

Die jüngsten Holzschnittfolgen profitieren von der
neu gewonnenen malerischen Fülle; in den Gemäl-
den klingt Sinnbildliches auf. Ahnung künftiger
Vollendung aber erleben wir an unerwartet anderer
Stelle. Für die Wände eines Sonnenbades auf
deutsch-schweizerischem Landsilz hat Masereel
1929—31 dreizehn Mosaiken mit überlebensgroßen
Figuren geschaffen. Neue Technik, neue Zweck-
bestimmung, ungewohntes Format, befremdende
Themen-Wahl: alles hat sich gewandelt und doch
war Masereel niemals mehr er selber als auf dieser
neuen Stufe der Entwicklung.

Kunst f. Alle, Jahrg. 48. Heft 3, Dez. 1932

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