Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933

DOI Artikel:
Joffe, M.: Moderne isländische Malerei
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0121

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Jon Stefdnsson. Sommernacht

Moderne isländische Malerei

Island, das nach der Eroberung seiner politischen
Unabhängigkeit nun mit Eifer an der kulturellen
Selbstentwicklung arbeitet und das Recht auf seine
eigene Geistesindividualität innerhalb der skandi-
navischen Welt bei allen Anlässen mit Würde zu
vertreten weiß, hat im Zusammenhang mit einer
in Stockholm veranstalteten isländischen Propa-
gandawoche seine erste Malergeneration der Öffent-
lichkeit vorgeführt.

Im Gegensatz zur isländischen Literatur, die auf
eine jahrtausendealte Geschichte zurückblickt, ist
die isländische bildende Kunst erst jüngsten Ur-
sprungs. W7ährend die Skulptur bereits zwei Künst-
ler von Weltruf namhaft machen kann, den großen
Thorwaldsen, der isländischer Herkunft ist, und den
in den letzten Jahren oft genannten Bildhauer Einar
Jönsson, der sein eigenes Museum in Reykjavik be-
sitzt, ist die isländische Malerei, die ihre erste Aus-
stellung 1927 in Kopenhagen veranstaltete, viel zu
wenig beachtet worden.

Die jungen Künstler, die in ihrer Heimat außer
illuminierter Handschriften religiösen Charakters
keinerlei nationalbetonte malerische Tradition vor-
fanden, haben Anschluß an die modernen europä-
ischen Kunstströmungen gesucht. Die Mehrzahl hat
in Dänemark, Deutschland und Frankreich studiert
und sich eine gute Technik angeeignet, die, auf
prätentiöse Experimente verzichtend, sich an einen
temperierten Realismus hält, wie er gegenwärtig
auch in Norwegen und Schweden dominiert.
Noch nie hat eine Ausstellung in solchem Maße die
oft geäußerte Ansicht bestätigt, der Nordländer habe
mehr Sinn für Natur- als für Menschendarstellung,
wie diese. Unter den zahlreichen Gemälden war
kein einziges Porträt vertreten und die wenigen
Akte wurden gänzlich überschattet von einer Land-
schaftsmalerei, deren fast schonungslose Herbheit
im Komponieren der landschaftlichen Elemente
nachhaltigen Eindruck hinterließ.
Was diese Malergruppe trotz abweichender Schu-

109
 
Annotationen