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Werner, Bruno E.: Die Herbstausstellung der Preußischen Akademie
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0102
Karl Schmidt-Rottluff. Römisches Stilleben
Akademieausstellung Berlin
Die Herbstausstellung der Preußischen Akademie
Der Wanderer durch die Berliner Ausstellungen,
dessen Ernüchterung in letzter Zeit zuweilen oft
von einer Resignation verdrängt worden ist, stand
plötzlich angenehm überrascht in der Herbstaus-
stellung, die die Preußische Akademie der Künste
veranstaltet hatte. Es lag kein Grund vor, nun eine
Hymne anzustimmen. Aber immerhin stellte man
aufatmend fest, daß diese Veranstaltung weit inter-
essanter war als die Kette der belanglosen und zu-
weilen unmöglichen großen Ausstellungen, die man
über sich ergehen hatte lassen müssen. Vielleicht
war es ein Schwanengesang, den die alte Ausstellungs-
kommission der Präsidialzeit Max Liebermanns hier
angestimmt hatte. Bekanntlich bekam die Akademie
einen neuen Präsidenten, den Musiker Max v. Schil-
lings. Aber bis zur Stunde der Ausstellung war die
Neuwahl der Ausstellungskommission noch nicht
zustande gekommen.
Der Eintritt in das Haus am Pariser Platz führte be-
reits zu einem der stärksten Eindrücke. DerEingangs-
saal war Ernst Barlach zur Verfügung gestellt wor-
den. Man sah endlich einmal die großen Plastiken
in Klinker, die Barlach für die Fassade der St. Katha-
rinenkirche in Lübeck geschaffen hatte. Zwei Re-
pliken, die von jeder Figur für den Verkauf ge-
schaffen werden, sollen das große Unternehmen,
eine ganze Kirche mit neuen Fassadenfiguren zu
versehen, finanzieren. Es ist eine Gesellschaft der
Heiligen, die der Künstler geschaffen hat. nicht
eigentlich eine Gemeinschaft der Heiligen, wie die
Plastiken des Mittelalters, denn jede dieser Gestalten
scheint eigentlich ein Einsiedler zu sein, visionär
aus der Zerrissenheit der Epoche geschaut, einsam
sich mit Gott auseinandersetzend und ein wenig
mit ihm hadernd. Eine Reihe Zeichnungen sind
von den Skulpturen zu sehen, die bisher noch nicht
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Akademieausstellung Berlin
Die Herbstausstellung der Preußischen Akademie
Der Wanderer durch die Berliner Ausstellungen,
dessen Ernüchterung in letzter Zeit zuweilen oft
von einer Resignation verdrängt worden ist, stand
plötzlich angenehm überrascht in der Herbstaus-
stellung, die die Preußische Akademie der Künste
veranstaltet hatte. Es lag kein Grund vor, nun eine
Hymne anzustimmen. Aber immerhin stellte man
aufatmend fest, daß diese Veranstaltung weit inter-
essanter war als die Kette der belanglosen und zu-
weilen unmöglichen großen Ausstellungen, die man
über sich ergehen hatte lassen müssen. Vielleicht
war es ein Schwanengesang, den die alte Ausstellungs-
kommission der Präsidialzeit Max Liebermanns hier
angestimmt hatte. Bekanntlich bekam die Akademie
einen neuen Präsidenten, den Musiker Max v. Schil-
lings. Aber bis zur Stunde der Ausstellung war die
Neuwahl der Ausstellungskommission noch nicht
zustande gekommen.
Der Eintritt in das Haus am Pariser Platz führte be-
reits zu einem der stärksten Eindrücke. DerEingangs-
saal war Ernst Barlach zur Verfügung gestellt wor-
den. Man sah endlich einmal die großen Plastiken
in Klinker, die Barlach für die Fassade der St. Katha-
rinenkirche in Lübeck geschaffen hatte. Zwei Re-
pliken, die von jeder Figur für den Verkauf ge-
schaffen werden, sollen das große Unternehmen,
eine ganze Kirche mit neuen Fassadenfiguren zu
versehen, finanzieren. Es ist eine Gesellschaft der
Heiligen, die der Künstler geschaffen hat. nicht
eigentlich eine Gemeinschaft der Heiligen, wie die
Plastiken des Mittelalters, denn jede dieser Gestalten
scheint eigentlich ein Einsiedler zu sein, visionär
aus der Zerrissenheit der Epoche geschaut, einsam
sich mit Gott auseinandersetzend und ein wenig
mit ihm hadernd. Eine Reihe Zeichnungen sind
von den Skulpturen zu sehen, die bisher noch nicht
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