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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933

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Zum künstlerischen Schaffen Walther Klemms, Weimar
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0269

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In seiner bedeutsamen und ungemein anregenden
Untersuchung über „Das Problem der Generation
in der Kunstgeschichte" stellt Wilhelm Pinder
einige der um 1870 geborenen bildenden Künstler
als die Träger eines gemeinsamen Stil-Schicksals
hin, das mit dem Ausdruck „Expressionismus" zu
umschreiben gesucht wird. Wenn gemeinhin drei-
ßig Jahre als Generationsdifferenz angesetzt werden,
dann würde zu erwarten sein, daß die um 1900
geborenen, von deren Schaffen in der bildenden
Kunst vorerst noch wenig sichtbar ist, wieder durch
ein gemeinsames Stil-Schicksal miteinander ver-
bunden sind. Wenn man sich diesen Gedankengang
zu eigen macht, dann ist es interessant, das künst-
lerische Werk eines „zwischen den Generationen"
geborenen Künstlers zu betrachten, wie es der vor
nunmehr 50 Jahren geborene Walther Klemm ist.
Die Begriffe Impressionismus oder Expressionismus
fassen seine Erscheinung nicht. Weder sind seine

Werke Versuche zur unmittelbaren Wiedergabe von
Gesichtseindrücken, noch sind sie vom Denken aus
geordnete Darstellungen, die aus der Vorstellungs-
welt schöpfen.

Einen Fingerzeig zum Verständnis der Eigenart
seines Schaffens gibt der Künstler, wenn er in einer
kleinen Selbstbiographie (Archiv für Buchgewerbe
und Gebrauchsgraphik, LXII, Heft 5/6) schreibt:
„Ich hatte gehört oder gelesen, wie die alten Chi-
nesen ihre unerhörte Zeichenkunst vor allem durch
unausgesetzte konzentrierte Beobachtung erworben
hatten. Ich war durch Jahre tagelang im Schön-
brunner Tierpark und lernte nach der chinesischen
Methode." Wohlgemerkt, es wird nicht mit dem
Zeichenstift in der Hand gelernt, sondern es wird
nur in größter Konzentration beobachtet. Auf diese
Weise läßt sich die unbedingt verläßliche Beherr-
schung der Form und Bewegung von Tier und
Mensch gewinnen, die in der Tat Walther Klemm

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