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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933

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Münch-Khe, Willi: Freude des Schaffens
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0065

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Freude des Schaffens

Als Vierziger umzusatteln, ist ein Unternehmen. Bewegung und Ausdruck an meine große Radierung
Mißmutig dachte ich nach den verlorenen Kriegs- der ..Geborgenen ' 1919.

undNachkriegsjahren über mein bisheriges Schaffen Aber bald schon begann das Gespenst von Meißen
nach und mächtig flammte da mit einemmal, 1926 an mir zu knabbern, es macht unzufrieden, das
war's, der Wille zu neuer Tat in mir auf. Mit offe- spröde, konventionelle Material. 1929 hatte ich dann
nen Armen eilte ich der schon lange heimlich Ge- den Weg gefunden, ich modellierte den „Don Qui-
liebten, der Plastik, ans Herz. Erst das Rebhuhn und chote" als Auftakt zu neuer Wandlung. Man muß
die Figuren der Weltliteratur für Meißen, das waren tapfer sein, um nicht dem großen Kaendler zu ver-
die Lehrjahre. Die Figuren erinnern vielfach in fallen oder, wie dies in Meißen üblich ist, Barock

und Rokoko aufzuwärmen.
Nach dieser Befreiung entstand das
große liegende Messingkalb. Aber
schon reiften neue Erkenntnisse, ich
rüstete zu neuer Fahrt, machte mein
Lebensschiff 1950 am Bodensee flott
und warf am Pleißestrand bei Leipzig
Anker. Ich brauchte Erzgießer. Dann.
1931 habe ich mich mit ganzer Liebe
der „Kleintier-PJastik" zugewendet und
50 Modelle in Messingguß geschaffen.
Wie liebte ich von je die jungen Tiere
immer schon als Knabe und habe sie
hundertfältig belauscht und gezeichnet.
Nun stehen sie rings um mich herum:
Kälbchen, Fohlen. Rehe, Dromedare
und Eselchen, doch auch ein Mädchen

Willi Münch-Khe. Fohlen

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