Pablo Picasso
Jllustration zu Ovids „Metamorphosen"
Picassos Ovid-Illustrationen
Wieder ein anderer Picasso! Wir hören den Ausruf.
Unwillkürlich entschlüpft er dem Betrachter, der
diese neuen Radierungen des Spaniers sieht. Radie-
rungen, die eine französische Ausgabe von Ovids.
Metamorphosen begleiten. Ziemlich locker beglei-
ten — um dies gleich vorauszuschicken. Wie auch
die französische Prosaübersetzung keineswegs streng
an die Originalfassung sich hält, sondern durch
manche Fortlassungen einen Erzählungsband für
heute schafft, der nicht nur für den Bücherschrank,
sondern zum wirklichen Lesen bestimmt ist. Die
Wir bringen die Reproduktionen, die wir anläßlich einer Aus-
stellung der Picassoschen Ovid-Illustrationen im Graphischen Ka-
binett Günther Franke. München zeigen, mit Genehmigung des
Verlages der Ovid-Illustrationen Picassos: Skira in Lausanne.
Illustration deutet das textlich Gegebene nicht so
sehr aus. sie umspinnt es vielmehr mit formaler
Phantasie. Picasso greift aus den Ovidbüchern
Stimmungsmomente heraus, als Ansatzpunkte leicht
hingeworfener und doch so weitführender Problem-
reihen. Er spielt mit dem Stoff und läßt ihn un-
versehens dann doch ausbrechen zur faszinierenden
Gewalt seiner Formung. Und bindet dies alles wieder
zur anmutiglebendigsten Illustration des Themas,
die wir kennen.
Picasso, der Klassizist: hat er hier sein eigentlichstes
Thema gefunden? Bedeutet die Motivwahl hier eine
Festlegung auf jene „Richtung", die manchen da-
mals überraschte, als er den Kubismus scheinbar
aufgab? la muß dies Epos der Verwandlungen von
58
Jllustration zu Ovids „Metamorphosen"
Picassos Ovid-Illustrationen
Wieder ein anderer Picasso! Wir hören den Ausruf.
Unwillkürlich entschlüpft er dem Betrachter, der
diese neuen Radierungen des Spaniers sieht. Radie-
rungen, die eine französische Ausgabe von Ovids.
Metamorphosen begleiten. Ziemlich locker beglei-
ten — um dies gleich vorauszuschicken. Wie auch
die französische Prosaübersetzung keineswegs streng
an die Originalfassung sich hält, sondern durch
manche Fortlassungen einen Erzählungsband für
heute schafft, der nicht nur für den Bücherschrank,
sondern zum wirklichen Lesen bestimmt ist. Die
Wir bringen die Reproduktionen, die wir anläßlich einer Aus-
stellung der Picassoschen Ovid-Illustrationen im Graphischen Ka-
binett Günther Franke. München zeigen, mit Genehmigung des
Verlages der Ovid-Illustrationen Picassos: Skira in Lausanne.
Illustration deutet das textlich Gegebene nicht so
sehr aus. sie umspinnt es vielmehr mit formaler
Phantasie. Picasso greift aus den Ovidbüchern
Stimmungsmomente heraus, als Ansatzpunkte leicht
hingeworfener und doch so weitführender Problem-
reihen. Er spielt mit dem Stoff und läßt ihn un-
versehens dann doch ausbrechen zur faszinierenden
Gewalt seiner Formung. Und bindet dies alles wieder
zur anmutiglebendigsten Illustration des Themas,
die wir kennen.
Picasso, der Klassizist: hat er hier sein eigentlichstes
Thema gefunden? Bedeutet die Motivwahl hier eine
Festlegung auf jene „Richtung", die manchen da-
mals überraschte, als er den Kubismus scheinbar
aufgab? la muß dies Epos der Verwandlungen von
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