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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933

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Heimeran, Ernst: Bilderdiebstähle, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0054

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gesetzt wurden. Es handelte sich dabei um hoch- Zuschreibung zu büßen, und zwar mit insgesamt
berühmte Stücke, um einen „Ecce homo" von 7 Jahren und 9 .Monaten Gefängnis. Der Einbruch
Tizian, um Correggios „Heilige Familie", um den selber, bei dem zwei hellerleuchlcte Burghöfe zu
Hl. Johannes von Dolci, um ein „Leiden Christi" durchschreiten und vier Türen zu erbrechen wo-
von Pisano und um Rembrandts „Christus". ren, dauerte dagegen (obwohl sich im Schloß das
Häufig treten bei solchen „Unternehmungen" nicht Amtsgericht und ein Gefängnis befanden!) nur ins-
nur Einzelpersonen, sondern ganze Organisationen gesamt 8 Minuten.

in Tätigkeit, um eine „sachgemäße" Durchführung Auch die „Firma" Gutekunst, Richter und Schmidt
und Verwertung zu gewährleisten. Arbeitsteilung machte schlechte Geschäfte. In der Nacht zum
auch hier! Der bekannte Bilderraub im Juni 1929 5. Juni 1922, einem Pfingstmontag, wurde im Hin-
auf der Cadolzburg bei Nürnberg gibt dafür ein seum der bildenden Künste in Stuttgart Rem-
typiscb.es Beispiel ab. Als die eigentlichen Auf- brandts berühmtes Gemälde „Paulus im Gefängnis"
traggeber fungierten dabei die Berliner Kunst- entwendet. Der Wert des Bildes wurde nach dem
händler Mayer und Lippmann, als Verbindungs- damaligen Geldstand auf 5 Millionen geschätzt,
mann diente ein gewisser Schmidt, der den Be- Von den Tätern fehlte zunächst jede Spur. Die
rufseinbrecher Graske gedungen hatte, der seiner- Polizei setzte alsbald eine Belohnung von 50000 M.
seits wieder zwei Helfershelfer anwarb. Gestohlen für die Ermittlung des Gemäldes aus. Daraufhin
wurden zwei Flügel eines Altarwerks, das damals liefen von verschiedenen Seiten Nachrichten ein, in
als eine Schöpfung Cranachs oder gar Grünewalds denen der Techniker Schmidt in Stuttgart als Täter
gelten sollte. Das Tragikomische an der Sache ist, bezeichnet wurde. Die Polizei nahm ihn und sei-
daß die Kunstkritik nachträglich feststellte, daß nen Freund Gutekunst fest. Beide konnten jedoch
es allenfalls nicht sehr bedeutende Schülerarbciten ihr Alibi nachweisen und mußten zunächst wieder
aus dem Dürerkreis sein könnten. Also hatten die freigelassen werden.
Komplizen eigentlich eine falsche kunsthistorische (Fortsetzung Seite 49)

F. A. Harta. Frau Mitschiko Meinl

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