Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0056
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Deutsche romantische Malerei der Gegenwart: zur Ausstellung im Ulmer Museum
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die Seele der Sehnsucht nach Wärme, nach Schön-
heit und Ausgeglichenheit, die Dietrich von Bern
und Karl den Großen veranlaßte. südliche Form
den Deutschen zu vermitteln, die Wikinger nach
Sizilien lockte, staufische Kaiser der Heimat ent-
fremdete, die Dürer das Geständnis auspreßte, er
wolle ein Königreich darum geben, hinter das Ge-
heimnis der italienischen Schönheit zu kommen,
und die Winckelmann, Goethe und Feuerbach das
Land der Griechen suchen ließ.
Das heutige Geschlecht verehrt den italienischen
Dürer und den klassischen Goethe, aber es liebt sie
nicht. Wir wollen heute deutsche Art, die sich auf
sich selbst besinnt und nicht das Gute in der Ferne
sucht. Hierzu gibt es in der Malerei und Plastik
zwei W ege. Durchaus deutsch und nordisch ist der
Expressionismus. Es ist die Kunst, die sich linear
schon im Ornament der Völkerwanderungszeit oder
in den krausen Linien der Spätgotik, farbig in der
Leuchtkraft gotischer Fenster und in der Farben-
glut eines Grünewald äußerte. Es ist die Kunst,
die aus dunklem Drängen sich den Weg bahnt und
deren größte nordische Meister der neuesten Zeit
wir in Gogh, Münch und Nolde verehren. Neben
ihr gibt es eine zweite deutsche Kunst, die gemes-
senere Wege geht. In ihr ist die WTildheit ursprüng-
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heit und Ausgeglichenheit, die Dietrich von Bern
und Karl den Großen veranlaßte. südliche Form
den Deutschen zu vermitteln, die Wikinger nach
Sizilien lockte, staufische Kaiser der Heimat ent-
fremdete, die Dürer das Geständnis auspreßte, er
wolle ein Königreich darum geben, hinter das Ge-
heimnis der italienischen Schönheit zu kommen,
und die Winckelmann, Goethe und Feuerbach das
Land der Griechen suchen ließ.
Das heutige Geschlecht verehrt den italienischen
Dürer und den klassischen Goethe, aber es liebt sie
nicht. Wir wollen heute deutsche Art, die sich auf
sich selbst besinnt und nicht das Gute in der Ferne
sucht. Hierzu gibt es in der Malerei und Plastik
zwei W ege. Durchaus deutsch und nordisch ist der
Expressionismus. Es ist die Kunst, die sich linear
schon im Ornament der Völkerwanderungszeit oder
in den krausen Linien der Spätgotik, farbig in der
Leuchtkraft gotischer Fenster und in der Farben-
glut eines Grünewald äußerte. Es ist die Kunst,
die aus dunklem Drängen sich den Weg bahnt und
deren größte nordische Meister der neuesten Zeit
wir in Gogh, Münch und Nolde verehren. Neben
ihr gibt es eine zweite deutsche Kunst, die gemes-
senere Wege geht. In ihr ist die WTildheit ursprüng-
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