Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933

DOI article:
Heimeran, Ernst: Bilderdiebstähle, [2]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0059

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Edmund Steppes. Zwischen Traum und Tag

Ausstellung Ulm

Testamentsvollstrecker erhalten., schöpfte der Anti-
quar zunächst keinen A erdacht. Er kaufte 250 Stück
um 4oooo RAI. Sämtliche Drucke waren nun aber
mit Exlibris beklebt, die die Inschrift „Colleccion
Zaid-Martz- zeigten., eine Sammlung, die in der
Literatur merkwürdigerweise nicht bekannt war.
Dem Antiquar fiel auch auf, daß an verschiedenen
Blättern radiert worden war, offenbar um einen
Stempel zu entfernen. Er setzte sich mit der Kri-
minalpolizei in Berlin in \ erbindung. und diese
konnte im April 1930 den Diebstahl aufklären.
Die schwersten Aufgaben werden der Kriminalistik
aber doch dort gestellt, wo es sich nicht um offen-
sichtlichen Raub handelt, der einen kahlen Fleck,
einen leeren Rahmen hinterläßt, sondern bei dem
es sich um raffinierte A ertauschungen von Origi-
nalen und Kopien dreht. Der Kunstschriftsteller
Ponzoni erzählt in seinen Erinnerungen von einem
Tizian, den er auf diese \\ eise aus einer vene-
zianischen Kirche geholt hat, allerdings mit Wissen
der Mönche und nur gegen den staatlichen AA illen.
Hier beginnt allerdings bereits ein neues Arbeits-
feld der Polizei: der Kampf gegen den unerlaub-

ten Ankauf und A erkauf von nationalem Kunst-
besitz, über dessen Umfang und Bedeutung erst
kürzlich der Salzburger Domschatzskandal wieder
Aufschluß geben konnte. In früheren Zeiten dachte
man da weniger kleinlich. So beschäftigte z. B.
Kurfürst Alaximilian I. während des Dreißigjähri-
gen Krieges eigene Fahndungsoffiziere mit der
Herbeischaffung alter Meister. Sehr tüchtig erwies
sich auf diesem Gebiet der alte Pappenheim, den
man sonst nur als Haudegen kennt, auch Tilly
selbst wurde vom Kurfürsten mit solchen Nach-
forschungen, insbesondere über Dürerbilder, be-
auftragt.

Auf Technik und Abwehr des Bilderdiebstahls kann
in der Öffentlichkeit aus begreiflichen Gründen
nicht näher eingegangen werden. Es ist ein ganz
sonderbares Gefühl, in polizeilicher Umgebung den
heiteren Photos der zu kriminellen Objekten ge-
wordenen Bilder zu begegnen. Eine sehr auf-
regende Art von Kunstgeschichte wahrhaftig rollt
dabei ab, an der unsere Leser hiermit ein bißchen
teilhaben sollten.

Dr. Ernst Heimeran

50
 
Annotationen