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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933

DOI article:
Kiener, Hans: Zum modernen Kirchenbau, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0175

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Albert Boßler, Würzburg. Kath. Kirche Altenhain im Taunus (s. a. S. 169)

Zum modernen Kirchenbau

(Fortsetzung unseres Aufsatzes aus dem Oktoberheft)

.4-

Neben diesen beiden Gruppen, dem schlechten Histo-
rismus (im Anfange war der Teil!) und dem bewuß-
ten,verstandesmäßig konstruierten ..Neuen", welche
beiden eben den eingangs erwähnten, am Ende des
18. Jahrhunderts erfolgten Niederbruch der euro-
päischen künstlerischen Kultur ausmachen, entstan-
den nun im ganzen 19. Jahrhundert und entstehen
bis heute Werke, keine bewußten, verstandesmäßigen
Konstruktionen, sondern Dinge, die aus dem Herzen,
aus der Seele geboren sind, keine Kompilationen aus
einzelnen Teilen, sondern Werke, die aus einer ein-
heitlichen künstlerischen Gesamtvorstellung erwach-
sen sind, Werke, von denen zu sagen ist: im Anfange
war das Ganze.

Der frühe Schinkel, der frühe Klenze, Semper, die

beiden Seidl, die beiden Thiersch u. a. haben solche
die Tradition künstlerischer Gestaltung fortsetzende
Bauten geschaffen.

Für diese Künstler des 1 g. Jahrhunderts stand das
Wesentliche der künstlerischen Gestaltung, standen
die Gesamtverhältnisse, die Wahrung der Vorder-
flache, das Verhältnis zwischen Wand und Öffnun-
gen, stand die ganz bestimmte Ausdrucksart und
Ausdruckskraft der Kunstmittel, die für die bestimmte
Bauaufgabe auf dem bestimmten Platz gewählt wur-
den, im Vordergrunde der geistigen Tätigkeit. Die
Formensprache war in den Dienst des künstlerischen
Ausdrucks gestellt und wurde nicht mehr beachtet
als ihr zukommt.

Keineswegs haben es diese Künstler, soweit sie sich
gehalten haben, als ihre Aufgabe betrachtet, eine

Kunst f. Alle, Jahrg. 48, Heft G, März 1933

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