Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0223
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Heilmaier, Hans: Jean Dunand, ein moderner Meister dekorativer Kunst
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Jean Dunand, Paris. Sechsteiliger Wandschirm „Fische"
Farbiger Lack auf schwarzem Untergrund
ist unendlich mühevoll und langwierig: die Her-
Stellung eines Wandschirms oder Panneaus fordert
mehr als sechs Monate. Dunand verfügt über einen
musterhaft eingerichteten Betrieb, in dem in der
Hauptsache Indochinesen mit dem Auftragen, Po-
lieren usw. der Lackschichten auf eigens präparier-
tes Holz beschäftigt sind. Dunand läßt den Lack-
harz und die zur Erzielung der Farbschichten not-
wendige Farberde aus Indochina kommen. Unter
den alten Techniken hat sich Dunand besonders mit
der der Koromandel vertraut gemacht. Je nach beab-
sichtigter Wirkung werden die Holzplatten vor Auf-
trag des Lacks geschnitzt oder letzterer noch frisch
geritzt.
Auf technisch so gediegener Grundlage, die Dunand
alle denkbaren Kombinationen mit Gold-, Silber-,
Ocker-, schwarzem und grauem Lack (hierzu kom-
men die Inkrustationen mit winzigen Eierschalen-
teilen) gestattet, realisiert er seine kompositionellen
Einfälle, die man an den Wandschirmen und Pan-
neaus mit Tiermotiven, mit so reizvoll-elegischen
Wasserstücken, wie „Clair de lune'", dem „Kanin-
chen "-Wandschirm mit Silber und Golddekor zar-
testen Effekts und prächtig stilisierten, keineswegs
leblosen figürlichen Sujets bewundert. Wenn Stili-
sieren die schöpferische Abwandlung einer stets
wiederkehrenden Formvorstellung ist, so tut das
Dunand im Dienste dekorativen und ornamentalen
Raumschmucks.
Ein Aufenthalt in Venedig und JAavenna hat den
Künstler zu musivischen Werken angeregt, denen
in gleich hohem Maße Reichtum der Materie und
Strenge des Formenkanons eignet. Dunands Kunst
ist persönlich in der Auffassung und heutig im Stil.
Seine Renaissancenatur aber ringt dauernd um
technische Vollendung und Bereicherung auf den
verschiedensten Gebieten dekorativer und ange-
wandter Kunst. Hans Heilmaier
207
Farbiger Lack auf schwarzem Untergrund
ist unendlich mühevoll und langwierig: die Her-
Stellung eines Wandschirms oder Panneaus fordert
mehr als sechs Monate. Dunand verfügt über einen
musterhaft eingerichteten Betrieb, in dem in der
Hauptsache Indochinesen mit dem Auftragen, Po-
lieren usw. der Lackschichten auf eigens präparier-
tes Holz beschäftigt sind. Dunand läßt den Lack-
harz und die zur Erzielung der Farbschichten not-
wendige Farberde aus Indochina kommen. Unter
den alten Techniken hat sich Dunand besonders mit
der der Koromandel vertraut gemacht. Je nach beab-
sichtigter Wirkung werden die Holzplatten vor Auf-
trag des Lacks geschnitzt oder letzterer noch frisch
geritzt.
Auf technisch so gediegener Grundlage, die Dunand
alle denkbaren Kombinationen mit Gold-, Silber-,
Ocker-, schwarzem und grauem Lack (hierzu kom-
men die Inkrustationen mit winzigen Eierschalen-
teilen) gestattet, realisiert er seine kompositionellen
Einfälle, die man an den Wandschirmen und Pan-
neaus mit Tiermotiven, mit so reizvoll-elegischen
Wasserstücken, wie „Clair de lune'", dem „Kanin-
chen "-Wandschirm mit Silber und Golddekor zar-
testen Effekts und prächtig stilisierten, keineswegs
leblosen figürlichen Sujets bewundert. Wenn Stili-
sieren die schöpferische Abwandlung einer stets
wiederkehrenden Formvorstellung ist, so tut das
Dunand im Dienste dekorativen und ornamentalen
Raumschmucks.
Ein Aufenthalt in Venedig und JAavenna hat den
Künstler zu musivischen Werken angeregt, denen
in gleich hohem Maße Reichtum der Materie und
Strenge des Formenkanons eignet. Dunands Kunst
ist persönlich in der Auffassung und heutig im Stil.
Seine Renaissancenatur aber ringt dauernd um
technische Vollendung und Bereicherung auf den
verschiedensten Gebieten dekorativer und ange-
wandter Kunst. Hans Heilmaier
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