Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 48.1932-1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.16480#0300
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Ehrlich, Georg: Über Porträtplastik, [2]
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Obwohl die große Formung plastischen
Gesetzen entspringt, die ewig sind, wird
doch die Plastik, da sie eben einen heutigen
Menschen zeigt und von einem heutigen
Künstler geschaffen ist, zeitgebunden sein.
Gute Porträtplastiken wirken nie veraltet.
Würden sie nur im akademischen Sinne
ähnlich sein, könnten sie leicht eines
breiteren Interesses heute und für die
Zukunft verlustig gehen.
Dieser Ewigkeitsgedanke, daß die Bronze-
Plastik länger besteht als der Dargestellte,
treibt mich zur Anspannung aller Kräfte.
Welche \ erantwortung! In diesem Sinne
ist es sclnver zu genügen.
Dieser große Gedanke ist aus früheren
Porträtplastiken öfter herauszusehen als
aus heutigen. Das hängt mit der größeren
Religiosität früherer Zeiten zusammen.
Dieser Gedanke war es aber auch, der
zu Porträtaufträgen führte.
Ein Argument (das, wie ich glaube, sehr
charakteristisch für die heutige Zeit ist)
wird mir oft entgegengehalten, um die
Abneigung, sich plastisch porträtieren zu
lassen, zu begründen: Es ist die Angst
davor, sich für die Ewigkeit festgehalten
zu sehen und dadurch an die \ ergäng-
lichkeit und somit an den Tod erinnert
ZU werden. Georg Ehrlich
Julius Seidler. Merkur. Kleinbronze
Kunst f. Alle, Jahrß. 4S, Heft 9. Juni 1933
281
Gesetzen entspringt, die ewig sind, wird
doch die Plastik, da sie eben einen heutigen
Menschen zeigt und von einem heutigen
Künstler geschaffen ist, zeitgebunden sein.
Gute Porträtplastiken wirken nie veraltet.
Würden sie nur im akademischen Sinne
ähnlich sein, könnten sie leicht eines
breiteren Interesses heute und für die
Zukunft verlustig gehen.
Dieser Ewigkeitsgedanke, daß die Bronze-
Plastik länger besteht als der Dargestellte,
treibt mich zur Anspannung aller Kräfte.
Welche \ erantwortung! In diesem Sinne
ist es sclnver zu genügen.
Dieser große Gedanke ist aus früheren
Porträtplastiken öfter herauszusehen als
aus heutigen. Das hängt mit der größeren
Religiosität früherer Zeiten zusammen.
Dieser Gedanke war es aber auch, der
zu Porträtaufträgen führte.
Ein Argument (das, wie ich glaube, sehr
charakteristisch für die heutige Zeit ist)
wird mir oft entgegengehalten, um die
Abneigung, sich plastisch porträtieren zu
lassen, zu begründen: Es ist die Angst
davor, sich für die Ewigkeit festgehalten
zu sehen und dadurch an die \ ergäng-
lichkeit und somit an den Tod erinnert
ZU werden. Georg Ehrlich
Julius Seidler. Merkur. Kleinbronze
Kunst f. Alle, Jahrß. 4S, Heft 9. Juni 1933
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