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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 6 (Juni 1930)
DOI article:
Hübner, Erwin: Der Heimatgedanke im Zeichen- und Kunstunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0167

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Bei'wendung sittdeitt Httlltt dei'ichlel itt jeiiiem Biiche
„Die Schiile der Deiiivkrtttie", dtts; viele ttiilerikttiii-
sche Firiiieii ihre Beklttiiiett»flrn>ie nn Schüler ver-
«elieii. 3i> iiebl'ttuchsttrttphischer Hiusicht nibl eü slir
die Schiile viele A«Ml>eii. LS «ilt Liiilnduiiüskttr-
te», Proj>i'nii>»ie, Plnkate .,u Tbettternufführuiigeii,
Küii,,er!e,i uud Schulfesten »iiter Äerücksichtiguiig der
eiiisnchsleii uud billigsten Bervielfältiguiigsmitkel m
eiiliverseii. Die Bedllrfiiisse der Schiilervereiiie bieteu
ittttiiche Aiiregung. dfuch öem Schiiiuck der Schülergei-
luiigeii sollte eiuige! Zeit geividmet iverden und die
Schlller .,»r Alitnrbeit nu deu vo» deu Schulen her-
nusgegebeiieu ZtthreSberichleii herniigegoge» werdeu
lTilelblntt, Schriftsatz usrv.).

Dns Liiiearzeichiie,i wird uiehr uud mehr eiue Auf-
gabe des BittkheiiinlikuiiterrichteS. Zirkel, Liueal iiud
Bknkstreiseu siuden ihre Auweiiduiig fchou im freie»
Feichiie». Die Projesitioii wird iiur soweik beriicksich-
tigt, wie sie Mittel g» Wiistlerischer Gestaltuiig bie.-
lel. Die prüjektivistNcheii Spibsiiidigkeiteii frtiherer
Feile» siud sllr deu Feicheiiuiikerricht nls uiibittuchbtti'
erkttiiii! wordeii, uich nuch dns Argiiiiieiik eiuer bes-
jere» „Minttivorslellüng" durch die Perspekkive dars
wohl nls iiberholt getteii. jBusinesseii vo» heiuittklicheii
cöebttude» uud dere» genaue Maszstabdttrstellung in
Ausrisz, Seiteu- uich Grundris, siud mtttheiiitttische
Uebu»g!-nrbeiteil, kaiii selbstftäiidiges kllustlerisches
Schasseii. Dnrslelluiige» eiiisacher Gegeustände, M de-
iie» »ttkiirlich nuch g»te Erzeugnisse „eiues gesuiide»,
vou sicherem Slilgefiihl beherrschte» Haudwevkes"
üer üeimnk gu .chhle» siiid, iu eiufacher Parallel-
oder ;>ttvttlierpeispehkive; miter üem Gesichtspuiikke
üer Geslttltuiig, Liikwiirfe siir Fnssnde» uiid Licht-
i'ekiniiiettiilttgeii heimttklicher Geschüftshäussr, für
Tttiiksielle», Feuermelder u. n., wobei nuch Aufrijz,
Seileu- liiid Vruiidriszdakflelluiig iiebeu der Schräg-
projektio» ihre Gelkuiig habeii, siud Aufgabeii, bei
deneii das Heimnkprinzipi im gebuiideue» Feichneii
Aiiweiiduiig fiiiden kann.s
„Aolwendig ist auch, dttli die Schlller durch prak-
iische Uebiinge» im Feichensaal, im Klassenzimmer
oder in anderen Aäumen einen Begriff von künst-
ierischer AaunittuSstnttung bekommen." Werden in
diesem Sinne die Schüler zur AuSschinückung ein-
zelner Kinssen oder des gaiizen SchulgebäudeS her-
nngezoge», daiiii sollle esjnicht allein bei der Anfer-
iigung sni'bigei' Lniwürse bleiben; die Schlller miisj-
len niich zu tätiger Aiilyrbeit bei der AuSsührung
ttiigeleiiel werden. Auch j dieü ist Heinialerziehung,
von dem Wunsche getragen, daS Ilnttngenehme der
Schule z» mildern uiid durch die Ergebnisse eigener
jchmiickender Tätigkeit dem Schüler ein gewisseS
tzeimttlgesühl >n den Schulräumen ,m vermiklel».
AttumgestaltungSübungen find aber nicht nur in üen
Schulräumen und Schlllerheimen vorzunehmen. Be-
iuche i» einer Alöbelfttbrik, dle sich durch gediegene
Möbelherslellung nuSzeichnek, sind zu empfehlen. Ein
prnktisches LrgebniS wiirden diese Besichtigungen
und lheoi'elischen Bersuche in per Beteiligung der
Schiiler bei der Linrichlung »nd AuSschmiickung
ihreS LnndheimeS sinden. i
Die gröszten Borleile hann die Anwendung des
ÜeimnlgedttnkenS der Kunstbelrachluiig bieten, die
j» iinch Möglichkeit üriginalschöpsungen benut-
zen soll. Demnach sind. gerade die Kunst- und
Bttiidenkmäler der Heimat von gröjzlem Werle
siir den Unlerricht, seleni eS Plnstiken oder Bau-

ten, Bilder in Museen oder privnten Sammluii-
gen. Die Wirkung des üriginnls isk nichl zu unler-
schügen. Ein Bnuwerk wirkt ganz nnderS, wenn nittii
davor stehk, hlnein- und durchgehen knnii, nicht blos,
seine Fassade, jondern gerade der ganze von ihm
abgegrenzte Aaum zum LrlebniS wird, als seine noch
so gute Abbildiing. Die Plnstik komnit erst durch dle
Möglichkeit des nllseitigen Anschnuens oder der Lr-
fassung mit der Umgebung, in die jie eingeoldnet isi,
zu Ihrem Aechte. Ein Bild wirkl nnders nls seine
Photographie, niiders nls ein sarbiger Druck, gibt llber-
haupt erft im Original die Möglichkeit, die Fnrhe zum
Unterrichtsgegenstand zu macheii, den Wert einer
guten und den Unwert einer schlechten Aeproduklion
zu erfassen. Ueberhaupt hak der Unkerrichl im Licht-
bildrttum den Aachleil, dns, dns Auge auch durch die
gute Phokographie verbildet wird. Der Beschauer isl
geneigt, dem Original Eigenjchasten cinzudichteii, die
es garnicht beslht lFarbe, Grösze usw.), so das, dns
nachher gesehene wlrkliche Bild ofk enktäuschk. Die
an den Kunsldenkmnler» der üeimnl erworbene
KenntniS vvn Originnlwerkeii des plastischen, nrchi-
tektonischen und bildhaflen Kunstschasfens knnn nber
doch die BorstellungSkraft und damik daS Bersländ-
nis für Kunstwerke, die nur im Bild vorliegen, we-
senklich unterstühen.

Die Baiikunst hat im gegeiiwttrkigen Feitaller eine
gröjzere Bedeutung gswonnen als Plastik uud Aln-
lerei, sie kann dnher auch niehr im Miklelpunkte des
KunstunlerrichteS stehen als die anderen Kiinsle.
Künstlerisch hochwerlige Baulen oder Bauleile der
verschiedenen Siilepoche» sinden sich mehr oder we-
niger in den Schuiorkei, oder deren Ilnigebliug. Line
historische Betrttchlinig der vorhttiidenen Kuustjchäge
in üer Art der Geschichlswisseiischttft ist aber nichl im
Sinne der „künstlerische» üeimttkkunde". Der Slofs
wird in der für die Kunslbetrachtung iiblicheii Weise
benuhk. Lr blekel AnknüpfungSpunkte und Alakerittl
fiir Längsschnitle: Portaigeslallungen der vecschie-
denen Zeiten, Fenster, Ältäre, Wohnbauken mik
Linschlus, der moderne» üaus- und Billenbauten
und SiedlungSaiilagen, Fest- und BersnmmlungS-
räume, zu denen natürlich auch die Umbttiitei, von
Theatern und Lichtspielhäusern gehören, Geschäsls-
häuser, Fassaden u. a. m. Auch ein einzelner Äau
kann allein in den Miltelpunki einer Kunslbekrnch-
kung gestellt und nach verschiedeiien sormalen Ge-
sichlSpunkken lGesttinlanlttge, Ausgesittlluug mii
Malerel und Plaslik) belrachlel werden. Bei der
Behandlung heimatlicher Baudenkmäler sowie auch
bei Plastik und Mnlerei ifl die Ligenart des heimat-
lichen KunstschafsenS, wie sie sich in Material, Form-
gebung und Gesaiiilnnlage aussprichl, herauSzustellen
lBacksteingolik Schlesiens, zum Teil Mischbaulen,
einfachere Formen des Barock usw.). Die Linordiiung
eineS Bauwerkes in die Gesamlanlage des Ortes, das
Herauswachsen der Architeklur aus dem AhüthmuS
der Lrdoberflächeiisormen isl zu berücksichligeii.
Fweckmäjzig isl es auch, darnuf hinzuweise», wie osi
in glllcklicher Art und Weise durch einsnche bnuliche
Beründerungen verbunden mil geschickter Farben-
gebung ein älterer heimatlicher Bau nn Schönheit
gewinnt. Aicht uuerwähnt bleiben sollten die Äe-
niiihungen, durch Itmgestaltung der Fassaden einheit-
liche Strahen und Plähe zu schaffen. An heimat-
lichen Beispielen musz auch auf die Gesamtanlage
einer Sladi, eines DorseS, einer Siedlung hingewie-
 
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