Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

DOI issue:
Heft 9 (September 1930)
DOI article:
Die Schule vom Schüler gesehen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0240

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
buch bewnsfiiek' Piwsessor- vo» dessen Mund WeiS-
beilüstinhlen nnch de>i Wffelohren seiner vor ihin
sihenden Schüier stechen.s Dn flnmint eine riesige
„Fünf" über einem Friedhof voll schivnrzer Kreuze.
Dn segt die Lnwine ,-Schule" jeden Widerslnnd HIn-
iven, dn wnlzt die Äiesenliugel „Schule" die bunk-
fnrbigen und znclügen Schülerindividualitäken zu
einein glatken, iniszfnrbenen Brei. lZnteressant sind
nuch die mehr konstrulikiven Lösungen. So etwa,
wenn dns Strahlenbllndel der „Erziehung" den
Schnilkpunlit der schwarzeh „Pflicht" mit der heilen
„Migung" zusnininenfnßts Oder wenn sich eine
Farbenslinla von dein Giinu der „Gefangenschnft"
über blau nnd violekk zuin Äot der „Hoffnung" auf-
helll bici zui» Svnneiigelbl der „Fieihell".

Wenlgec vielgeslnllig unü nicht lo drnninlisch zeigl
sich die Gruppe der „Snchlichlieit, von allen liünst-
ierlsch Anbegnbten der Oberlilassen bevorzugt, u»d,
überrnschender Weise, in den Ankerlilassen die Norm
darskellend. s. -

Hier findek inan üuüendweise Wiedergaben des
KlnssenziininerS, deS Schusgebnudes, der Lernmittel.
Arnnchinnl gnnz nüchlern in der Dnrskellung, oft nber
n»ch geislreich i»s Spinbolische herübergezogen. So
elwn, wenn nuf der linliemBlnlihiiiste die vom Schü-
ler geschnhken Fncher durch znrk und hell gezeichnete,
enlsprechende Lernmillel wiedergegeben sind, wnh-
rend rechls die Gruppe her SchreclrenSsächer (der
Älnlheinnlili-Zirliel sehit s sast nie!) in düsterer

Schatkierung prangen. Oder wenn ein erfindungs-
reicher Schüler die Fächer seines SkundenplaneS
nichk mit Schrift, sondern durch hellere oder dunli-
lere Tönung chnrnliterisierk, wobei er es knlikvoller
Weise dem Beschausr überläszt, die Werkschähung
der Fächer durch Bergleich mit dem beschrifteken
Stundenplan selbst hernuSzufinden.

Durchnus nichk so uinfnngreich nls innn erwarien
sollte, ist endlich die Gruppe der Kariliakuren, den
Unterklnssen ganz fremd, in den Miktelklassen be-
sonders beliebt. Die meisten dieser Bläkker erheben
sich allerdings nicht über den Typ der Bierzeitungs-
üllustration. Meiner Meinung nach zeigt sich da die
Selkenheit wirklicher Begnbung sür die Knriknlur.

'-Anch diesem nllgemeinen Ueberbllck über die Er-
gebnisse meines BersucheS, den ich durch die bei-
gegebenen Abbildungen leider nur unvollkominen
illustrieren kann, komme ich zu dem Kernpunkt: wns
sagen üiese Zeichnungen in ihrer Gesnmlheik nus
über die Empfindungen des SchülerS seiner Schule
gegenüber?

Nun, dnjz diese Empfindungen überwiegend un-
günslige sind, lnjzk sich »ichl leugnen. Ossenbnr be-
deuket üem Schüler die Schule iuimer »och das „Ge-
fängnis", troh nller Beformen, kroh nller Lrleich-
kerungen im Bergleich mit meiner eigenen Schulzeii.

2st es nichl erschüklernd zu sehen, wie ein Sclüiler
der Oberklnssen, vom Lnnde stnmmend und beladen
 
Annotationen