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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Die Ausgrabungen im Kolosseum
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Bergau, R.: Aus dem Germanischen Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0111

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211

Aus dem Germanischen Mnsenm.

Ausgrabung auch die sämmtlichen Bauten im Jnnern
der Arena zu beseitigen. Es bedurfte dazu der Er-
laubniß des Unterrichtsministers. Zur Berathung der
schwerwiegenden Frage berief dieser kürzlich eine Kom-
mission namhafter Archäologen (Prof. Henzen, G. B.
de Rossi in Rom, Fiorelli von Neapel u. a.), welche
in seiner Gegenwart mit Nosa die praktische Seite der
Frage erörterten. Jndem die Gründe, welche Rosa für
die Richtigkeit seiner Hypothese aufstellte, uuangefochten
blieben, wurde andererseits hervorgehoben, daß vor einer
Beseitigung jener Mauern zum Behuf einer Rekonstruk-
tion des Kolosseums als Naumachie doch vor allen Dingen
die Beendigung der Schuttausgrabung abzuwarten sei und
daß die Aufgabe, welche Rosa sich gestellt habe, erst
dann genügend sich werde lösen lassen, daß es endlich
rathsam erscheine, jene Rekonstruktion nur in einem dann
aufzustellendcn Modelle auszuführen. Jndem der Mi-
nister aus diesen Erwägungen seine entscheidenden, von
Rosa auch acceptirten Entschließunzen formulirte, werden
jetzt die Ausgrabungen in ungeänderter Weise fortgesetzt.
Obwohl dieselben schon seit Jahresfrist in Betrieb gesetzt
sind, dürfte wohl wenigstens noch eine dreifache Zeit
bis zu ihrer Vollendung nöthig sein. Die Zahl der
gemachten Funde ist nicht bedeutend. Ein halbes Hun-
dert von größeren Fragmenten riesiger Säulenschäfte,
ein paar ornamentale Reliefs und mehrere in Marmor-
stücke eingekratzte kunstlose Zeichnungen von Gladiatoren-
und Thierkämpfen, erstere theilweis mit Beischriften:
das ist Allcs.

Neben diesen Arbeiten ist in neuester Zeit nur
noch der vor der Fa?ade des Pantheon liegende Raum,
nachdem die Westseite des Rundbaues wie schon früher
die Ostseite durch Niederreißcn von Häuseru freigelegt
war, in Nntersuchung gezogen worden. Zwei einfach
schöne Ornamentreliefs und die Spuren einiger ehedem
zu dem Tempel hinaufführenden Stufen, nur wenige
Fuß unter dem gegenwärtigen Niveau des P^atzes vor
dem Pantheon (NiurM äsllu Rotouäu) gelegen, waren
die einzigen Resultate einer Ausgrabung, deren Forl-
setzung an dem Proteste des Muriicipiums scheiterte.

ü. !>. k.

Äus dem Germanischen Museum.

Als der Magistrat der Stadt Nürnberg vor einigen
Jahrcn den Beschluß faßte, die sehr vernachlässigten
und deßhalb verfallenen Gebäude des ehemaligen Au-
gustinerklosters gänzlich abzutragen, um den Platz
desselben für den Neubau eines Justizpalastes zu gc-
winnen, baten einige Kunstfreunde den Magistrat um
schenkweise Ueberlassung der künstlerisch werthvollen
Theile dieses alten, zum großen Theil noch aus dem

212

vierzehnten Jahrhundert stammenden Gebäudes und ver-
anlaßtcn deu Direktor A. Essenwein zu eiucm Wiede^
aufbau derselben auf dem Terrain des Gerinanisch^
Museums. Der Magistrat der Stadt sowohl als auch
der Verwaltungsrath des Germanischen Museums ging^
gern auf dieses Gesuch eim Der Magistrat übernahu'
die Kosten des Abbruchs, während die Kosten des Wievei'
aufbaues der alteu Bautheile, ganz im alten Zusannncw
hange, als Anbau an die noch vorhandenen oder wied^
aufgebauten Theile des ehemaligen Karthäuserkloster'd,
welche jetzt Sitz des Germanischen Museums stud-
anderweitig beschafft werden sollten. Man wünsch^
durch diesen Wiederaufbau zu gleicher Zeit zwei vei'-
schiedene Zwecke zu erreichen: die alten, architektonisch
werlhvollen und vielfach interessanten Bautheile vor de>
Vernichtung zu bewahren und in würdiger Weise dee
Nachwelt zu überliefern und durch sie zugleich enU
Vergrößerung der schon lange viel zu beschränkten Lo-
kalitäten für die sehr ausgedehnten und reichen Sawun
lungen des Germanischen Museums zu gewinnen.

Da das Germanische Museum die etwa 100,000
Mark betragenden Kosten des Wiederaufbaus aus
eigenen Mitteln nicht übernehmen konnte, bildete st^
ein besonderes Komits, bestehend aus angesehenen MäU'
nern verschiedener Stände, welches über die Art und
Weise der Beschaffung der nothwendigen Summen de-
rieth und beschloß, die Mittel für diesen Bau in ähu-
licher Weise zusammen zu bringen, wie man es iiU
Mittelalter beim Bau von Kirchen und Klöstern )U
thun pflegte, d. h. freiwillige Beiträge aller Art, «u
Geld, Arbeit, Baumaterial und Gegenstände verschie^
denster Art, die dann zum Zweck des Baues verkaust
wurden, zu sammeln. Zunächst wurde ein Aufruf
an die Bürger Nürnbergs erlafsen und eine Kollekle
veranstaltet. Der Erfolg war eine Summe von etwa
7000 fl. Man ging nun sogleich frisch an's Werk-
Der Abbruch der alten Gebäude geschah in den JahreU
1872 und 73 und der Wiederaufbau mit den alteU
Steinen und dem alten Holze, natürlich unter Zuhülfe-
nahme von manchem neucn Material, begann sofort.
Der Neubau, bestehenv aus einem großen Hauptgebäudc,
in dessen Erdgeschoß zwischen zwei gewölbten RäunieU
der Kapitelsaal mit ausgebautem Chor, in dessen ersteiu
und zweitem Stock große Säle sich befinden, und einen>
gewölbten Kreuzgange mit einem Brunnen im Hofe, ist
jetzt in allen wesentlichen Theilen als Rohbau vollendet-
Abgesehen von der Dekoration der Räume durch Ma^
lerei rc. uud dem Schmuck der Fenster durch Maßwei'k
und Glasgemälde, welchen deutsche Fürsten, deutsche
Standesherrn und mehrere Private, darunter besonders
die Patrizier Nürnbergs, übernommen haben, fehlt zue
Volleiidung noch Mancherlei.

Direktor Essenwein bereiste daher alle deutscheU
 
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