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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Karl Schnaase
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0262

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2». Mai

Nr 38.
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L 2S Ps. für die drci
Mal gespaltene Petitzcile
werden »on jeder Bnch-
und Kmisthandlung an-
genommen.

1873.

Beiblatt ziir Zeitschrist siir bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche ain Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" geati8; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischeu Postanstalten.

^"halt: Karl Schnaase — Der neue Katalog der Suermondt'schen Sammlnng. — Kunstausstellungen in Stnttgart uud Kassel. — Bayerisches Natioual-
museum. — Die Schleißheimer Gemäldesammlung. — Müncheuer Küustlerhaus. — Das Museum Minutoli. — Zeitschriften. — Kataloge. — Be-
richtigung. — Jnserate.

Larl Zchnaase -j-.

Wiederum haben wir einen großen, tief schmcrz-
^ichen Verlust zu verzeichnen! Aus Wiesbaden trifft
^ie Nachricht ein, daß Karl Schnaase, der letzte und
^edeutendste unter den Begründern der mittelälterlichen
und modernen Kunstgeschichte, dort am 20. d. M. am
^ervenschlage gestorben ist. Allerdings konnte die Trauer-
^unde für uns nicht überraschend sein; die letzten Nach-
^uchten, die wir von dem verehrten Meister empfingen,
in einem Briefe vom 8. d. M , den er diktirt und
^it zitternder Hand nur unterschrieben hatte — er-
^veckten uns Besorgniffe, die sich nur allzu bald recht-
lertigen sollten. Den Vorschlag einer kleinen literarischen
^rbeit ablehnend, schrieb er: „Meine Gesundheit ist zu
lchwach, als daß ich auch nur die geringste Verpflichtung
^ieser Art übernehmen könnte. Schon der Gedanke regt
*uich auf. Die Zeit des Arbeitens ist für mich vor-
'röer, und ich muß die wenigen Kräfte, die ich noch
habe, für die Redaktion meines älteren, schon vorhan-
^nen Manuskriptes verspareu." Und doch, wer hätte
^icht gern der Hosfnung Raum gegeben, daß dieser starke
^eist, der über den seit Jahren kränkelnden, zarten
^örper so lange zu herrschen gelcrnt und das große
Werk seines Lcbens uns eben in verjüugter Frische vor-
Seführt hatte, auch dies Mal obsiegen werde — cs
sollte nicht sein! Wir müssen uns auch an diese LLcke
Iewvhnen, die ja weit mehr bcdeutet als das Ende eincs
^uzelnen Gelehrtenlebens, als der Abschluß theurcr
öeistiger Beziehungen, die eine Epoche bezeichnet im Ge-
sainmtleben unserer Kunst und Kunstwiffenschaft.

Doch zur Erörterung dieser in's Weite führenden

Gedanken ist hier nicht der Ort. Sie werdcn in einer
größeren biographischen Darstellung ihren Platz finden,
welche dcr dazu berufenste unter den Schülern und
Freunden des Verewigten uns zugesagt hat. Wir fügen
hier vorläufig nur die wichtigsten Daten aus dem Lebens-
gange Schnaase's ein.

vr. Karl Schnaasc, Geh. Obertribunalsrath a. D-,
war am 7. September 1798 zu Danzig geboren. Wohl
mag der Charakter der alterthümlichen Stadt schon früh
seinen Sinn für den Hauptgegenstand seiner späteren
Studien erschlossen haben. Während seiner akademischen
Jahre in Heidelberg und Berlin wandte er sich jedoch
fast ausschließlich der Rechtswissenschaft und Philosophie
zu und war dann 1819—25 zu Königsberg in ver-
schiedenen Stellungen thätig; erst eine Reise nach Jta-
lieu wurde für seineu inneren Beruf als Kunsthistoriker
entscheidend, obwohl er auch fortan der erwählten ju-
ristischen Laufbahn treu blieb. 1826 wurde er Assessor
iu Königsberg, 1829 Rath beim Oberlandesgerichte zu
Maricnwerders später Prokurator ani Landgerichte zu
Düsseldorf. Hier, im Verkehr mit Jmmermann und
Mendelssohn, angeregt durch das neu erblühende Kunst-
leben, gelangten die seit Jahren gehegteu ästhetischen
und kunstgeschichtlichen Pläne zur Reife. 1834 erschienen
die „Niederländischen Briefe" als Frucht einer Reise
nach den benachbarten Belgien und Holland; 1843—64
folgte die erste Ausgabe der „Geschichte der bildenden
Künste." Jnzwischen war Schnaase 1848 als Ober-
tribunalsrath nach Berlin berufen und bekleidete diese
Stelle neun Jahre. 1857 nahm er seinen Abschied,
um ganz der Vollenduug des großen kunstgeschichtlichen
Werkes und der Herstellung seiner stark erschütterten
 
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