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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Valentin, Veit: Die Venus von Milo, [3]
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Atkinson, Joseph Beavington: Ausstellung alter Meister in der Londoner Akademie, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0178

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Ausstellmig alier Meister in der Londolier Akademie.

346

S45

^ E'chcii Aussprüche nicht weiter bedarf, cs scit 54 Jahren
° 1 nicht zn eincr Erklärung gebracht, dic sich auch
^ lnnerhalb der Sachverständigen selbst einer allge-
Zustimmung zu erfreuen hätte? Und dazu die
^3>k dicser Art von Gelehrsamkeit! Man statuirt eine
Auffassung: Venus dcn von Paris erhaltenen
- ^ zeigenv, oder eine typische Auffassung: Benus
Apstl als Symbol haltend, oder eine thpische Auf-
^üung: Venus im Schild sich betrachteud, oder eine
^^Uintjsche Auffassung: Venus sich zu Mars hinncigend,
^ einc dramatisch-typische Anfsassung: Vcnus, dem Bad
^ ^Elegcn zu Mars sich hinneigend und Symbol der
^»gsräulichkeit und der Müttcrlichkeit zugleich — man
stets Sachverständiger. Man bringt Ordnung in
Wirrwarr, scheidet scharf unter Angabe der Gründe
stchen beiden Darstellungsweisen, weist anatomisch nach,
^che der beiden als vorhanden anzuerkennen ist, deckt
von pcn Archäologen längere Zeit gläubig hin-
^urnmenen groben Jrrthum aus, giebt seine Prämissen
knüpft daran einen Vorschlag zu einer Restaura-

tion

hebt selbst alle Schwierigkeiten hervor, prüft sie

^Mhcnd — uud man ist kein Sachvcrständiger!

^ 2ch kann nicht schließen, ohne noch zwei Bcmcr-
^n hinzuzufügen. Jch werde gewiß der letzte sein,

tvelch

Uud

>>u

?er die Erkenntniß des Originalmotivs einer Statue
nun gar bei einem so großartigen Kunstwerk wie

. »orlicgenden Fall für etwas Geringfügiges hält.
t>d dennvch hätte dieser Punkt allcin mich nicht zu
^ »r eingchcndcn Bearbcitung der Fragc veranlaßt ohnc
^ nür doch noch weit wichtiger erscheincnde Beant-
,v>tilng der Frage nach dcr bci einer solchen Behandlung
»r Einzelfrage cinzuschlagenden Methode, da ein nach
^>v» Richtung hin zu gewinnendes allgemeingiltiges
"nltat für die Wissenschaft von viel weitertragender
^Mtung ist als die Lösung jeder, auch der wichtigsten
.^"zelfrage. Der Kernpunkt mciner Arbcit liegt daher
. ver methodischen Behandlung, und in wie weit diese
Förderung darbictet oder nicht, hätte die Archäologie
so mehr Leachten sollcn, als er durchaus offcn her-
und der in dcr Archäologie hcrrschcnden entgegen
Wäre dies in der richtigen Weisc geschehcn, so
^ jch meiner zweiten Bemerkung überhoben. So
, /v gehört auch sie hierher. Es mag höchst unbequem
>», aus dcm gewohnten Gelcise hcraustretcn zu müsscn.
»d dennoch ist dics dem echtcn wisscnschaftlichcn Be-
.^eil lieber, als über dic unbequcme Veranlassung
^'^ch abzusprechcn. Eine cs mit dcr Sachc dcr Wisscn-
nicht aber der Disciplin crnst meincnde Kritik
^ vorcrst eine wohlwollcnde; sodann bcurtheilt sie dic
»^führung zunächst von dem neueingenonunenen Stand-
"»kt aus; drittens aber untcrzieht sie den Standpunkt
einer Bcurthcilung, wvbei sic Gründe und keine
vhauptungen vorführt. Knüpft sie hieran noch die

im Fall der Berwerfung des neuen Weges auf anderem
Wege gefundenen Resultate, sei es in bündiger Nach-
weisung, sei es mindestens in genügender Andeutung, so
muß auf der einen oder der anderen Scite cin positives Re-
sultat herauskommen, das nun von beiden Seiten gleich-
mäßig anerkännt werden kaun und den Keim zu gedeih-
lichem Weiterarbeiten sowie zu gegenseitigem Verständniß
bietct. Jn solcher Weise müsscn Archäologie und Aesthetik
miteinander arbeiten, denn jede bedarf der andern, die
Acsthetik der Archäologie zur Erkenntniß des historischcn
Thatbestandes, die Archäologie der Aesthetik aber zur
Erkenntniß, daß es außerhalb desselben noch etwas in
dem Kunstwerk giebt, das auch werth ist, daß n;an
darauf reflektirt und daß diese Reflexionen zu Schlüssen
auf die Erkenntniß des Kunstwerkes dem Thatbestand
mindestens gleichberechtigt sind; namentlich aber zu der
Erkenutniß, daß es für die Archäologie gut sci, ihre
Methoden etwas mehr mit der Logik in Einklang zu
bringen.

Vcit Valcnti».

Ä.usstellnng alter Mcistcr in der Londoner
Äkademie.

(Schluß.)

Die Porträts, die wie gewöhnlich in ansehnlicher
Anzahl vertretcn sind, haben durchweg hohen Kunstwerth
und historisches Jnteresse; sie erstrecken sich über einen
Zeitraum von drei Jahrhunderten. Kein anderes Land
hat cine solche Mengc von Familienbildcrn aufzuwciscn;
so fanden sich auf drci nach einander fvlgenden Jahrcs-
ausstellungen in Kensington zusammen 2800 Porträts
von historisch bekännten Personen ein, von denen die
größtc Anzahl im Grunde nur ganz zufällig in Eng-
land gemalt wurde, da in früheren Zeiten, als der
Maler ein Ausländer zu sein pflegtc, es für jencn leichter
war, den Auftraggeber aufzusuchen als für diesen, den
Künstler. Die Geschichte der Porträtmalerei in Eng-
land kann eingetheilt werden in die Perioden Holbein's
und Antvn Moro's, Van Dyck's, Van Somer's
und Honthorst's, Lely's und Kneller's und endlich der
cnglischen Schule untcr Hogarth, 9icynolds, Gains-
borough, deren Zeitgenossen und Nachfolgern. Kein Volk
der Welt hat einc solche Vorliebe für Porträtdarstellung
gezeigt als das englische, und die Porträtmalerei hat
hier seit drei Jahrhunderten bis heute in üppiger Blüthe
gestanden, weil sie am bestcn bezahlt wurde. Die Mehr-
zahl der Präsidenten der Royal Akademy sind Porträt-
maler gewesen.

Von Holbein, mit welchem die Porträtmalerei
in England ihren Aufang nahm, ist cin Brustbild des
Königs Eduard VI., als Kind, ausgestcllt; wcnigstens
 
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