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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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653

Sammlungen und Ausstellungen.

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Freiheit, deren sie zum Schaffen bedarf, um ihrer Eigen-
art gerecht werden zu können, und namentlich in den
Initialen und Vignetten hat der Künstler seinem in-
nerstcn Wesen einen durchaus charakteristischen Ausdruck
gegeben, zugleich aber auch gezeigt, welch' reichen Schatz
künstlerischen Wissens er dem Studium der alten Minia-
turen verdankt, das er mit gutem Rechte den Anfor-
derungen der Neuzeit entsprechend verwerthet.

Was die Ausführung der Holzschnitte anlangt, so
nehmen die W. Hecht's entschieden die erste Stelle ein.
An sie reihen sich die aus den xylographischen Anstalten
von Brend'amour, Trambauer unv Walla hcr-
vorgegangenen würdig an. Für die Photographien wurde
ein rolhbräunlicher Ton gewählt, der allerdings den Vor-
zug warmer Wirkung für sich hat, aber nicht bei allen
Kompositionen am Platze erscheint. Meines Erachtens wäre
der einfach schwarze Ton am vortheilhaftesten zur Ver-
wendung gekommen, der einigermaßen an die Aquatinta-
Manier erinnert. 0. L—t.

äammlnngrii und ÄngstrUiingen.

8. Düsseldorf. Kaum hat das letzte große Bild von
Andreas Achenbach die Schulte'sche Ausstellung verlassen,
und schon erscheint dort ein neues Gemitlde des Meisters
von gleich grotzen Verhältnissen. Konnten wir bei aller An-
erkennung der Einzelheiten jenem Motiv von Blankenberghe
uicht unsere volle Benmnderung zu Theil werden lassen, so
dürfen nnr mit um so aufrichtigerem Lobe von diesem „Motiv
von Ostende" sprechen, welches nach dem einstimmigen Ur-
theil der hiesigen Künstler zu dem Beoeutendsten gehört, was
der unermüdliche Maler je geschaffen. Das Wasser mit den
vielen Schiffen und den zahlreichen Figuren im Vordergrunde
?eigt eine wahrhaft vollendete Behandlung, und wenn der
Ort mit seinem Kirchthurm im Hintergrunde vielleicht allzu
blau und kalt im Ton erscheint, so schadet dies keinenfalls
ber Gesammtwirkung, die durch eine leuchtend helle Luft
wesentlich gehoben wird. Das treffliche Bild geht zur grotzen
Ausstellung nach Brüssel und ist ganz dazu geeignet, den
Ruhm der deutschen Kunst im Auslande immer mehr zu be-
festigen und zu verbreiten. Auch ein großes Gemälde von
C. Jungheim, „Der Gosausee" zeichnete sich durch Kraft
ünd Tiefe der Farbe bei geschickter Behandlung höchst ehren-
voll aus und würde noch allgemeineren Beifall gefunden
haben, wenn nicht der Vordergrund mit seinen Steinen und
Gebüschen etwas flau im Vergleich mit den übrigen Theilen
ber Landschaft erschienen wäre. Ein noch umfangreicheres
Bild „Mittagsruhe am Gebirgssee" von Steinicke verdient
ebensalls mit Anerkennung genannt zu werden. Ungemein
iorgsältig ausgeführt und etwas glatt behandelt, gab es die
fonnig helle Stimmung eines warmen Sommertags mit
vieler Wahrheit wieder. „Der Abezid" von Rudolf Jordan
führte uns in der gewohnten meisterhaften Durchbildung ein
altes holländisches Schifferpaar vor Augen, welches in seiner
Hütte gemüthlich zusammensitzt und durch die Strahlen der
scheidenden Sonne, die durch die geöffnete Thüre dringen,
wirkungsvoll beteuchtet wird. Der Lebensabend glücklicher
Dienschen erscheint hier in poetischer Verbindung mit dem
Abend in der Natur, ohne daß die dadurch erzielte wohl-
khuende Stimmung irgendwie gesucht erschiene. Ein Portrüt
Karl Schnaase's von Frau Marie Wiegmann fesselt jetzt
üm so mehr das Jnteresse, als das Andenken des berühmten
Dtannes durch seinen jüngst erfolgten Tod bei Allen, mit
benen er hier während seines langjährigen Aufenthaltes in
üähere oder fernere Berührung gekommen, in lebhafter Weise
aufgeftischt worden ist. Der geistvolle Kopf ist trefflich auf-
gefaßt und sehr gut gemalt. Die Zeichnung ist weniger
kobenswerth. — Bei Bismeyer und Kraus waren ebenfalls

in den letzten Wochen viele neue Gemälde ausgestellt. Julius
Geertz brachte ein Motiv aus der Bretagne. Drei Land-
mädchen sind mit Nähen beschäftigt und lauschen dabei den
Plaudereien eines Bauernburschen, die aus sie den verschieden-
artigsten Eindruck hervorbringen. Jm hintern Theil der
Stube sitzt die Mutter arglos am Kamin. Die Charakteristik
der Köpfe ist sprechend und scharf, die Farbe gesättigt und
kräftig und die Pinselführung breit und energisch. Auch der
Studienkopf eines Savoyardenknaben von Geertz wies diese
Vorzüge auf. Ein Bild von Max Volkhard zeichnete sich
durch eine höchst wirkungsvolle Farbe und meisterhafte Durch-
führung ehrenvoll aus, obgleich der Jnhalt ganz interesselos
war. Ein niederländischer Rathsherr des IV. Jahrhunderts
giebt dem Thürschließer Befehle, ehe er das Sitzungszimmer
verläßt. Dies schien uns der Gegenstand auszudrücken. Die
beiden Figuren und das große Jnterieur waren gleich vor-
trefflich gemalt, und das Wert zeugte von großen Fort-
schritten. Ein Motiv aus der heiligen Grabeskirche von A.
Seel gehörte zu dem Besten, was wir in langer Zeit hier
gesehen, wie uns denn überhaupt die Architekturbilder Seel's
stets mit aufrichtiger Bewunderung erfüllen. Unter den Land-
schaften befanden sich schöne Bilder von Metzener, Krüger,
Jacobsen und Dücker, die in verschiedenartigen Richtungen
und Motiven gleiches Lob beanspruchen konnten. Kröner
versteht es, Thiere und Landschaft stets geschickt zu verbinden,
so daß man kaum weiß, worin er Besseres leistet. Dabei
besitzt er eine große Produktivität, ohne dadurch in slüchtige
Behandlung zu verfallen. Auch seine neuesten Schöpfungen
wiesen die 'früheren Vorzüge auf. Eine einfache Abendland-
schaft mit Kühsn von R. Burnier erregte durch die leuch-
tende Wirkung der Luft gerechtes Aufsehen. Große Natur-
wahrheit und feine Stimmuna verliehen dem anspruchlosen
Motiv einen seltenen Reiz. Ganz besonders verdient auch
das Aquarell von Barthelmeß gerühmt zu werden, welches
dieser Künstler nach dem lieblrchen Bilde von Knaus „Die
Geschwister" angefertigt hat, um dasselbe als Kupferstich zu
vervielfältigen. Die Vorzüge des Originals hat er mit außer-
ordentlicher Treue wiederzugeben verstanden und dabei eine
so gewandte Ausführung an den Tag gelegt, daß wir nur
wünschen können, den Stich in gleicher Vorzüglichkeit gelingen
zu sehen.

8. Die Ausstellung des Kunstvcreins für die Rheinlande
und Westfalen ist seit dem 1. Juli in der städtischen Ton-
halle zu Düsseldorf eröffnet. Wir haben uns in den vor-
hergehenden Jahren schon über dies überaus ungünstige
Lokal tadelnd ausgesprochen und freuen unS daher um so
mehr, daß nun bald durch die Erbauung einer Kunsthalle
ein geeigneterer Raum für die Ausstellung geschaffen wird.
Einstweilen war kein so großer Saal zu smden, der die
Tonhalle hätte ersetzen können, so daß man sich abermals
mit derselben abfinden mußte. Die bedeutenderen Künstler
stellen mit wenigen Ausnahmen nicht mehr aus, um ihre
Werke nicht in diesem schlechten Lichte hängen zu sehen. Es
ist deßhalb eine baldige Aenderung in jeder Beziehung drin-
gend zu wünschen. Der Katalog weist diesmal 272 Nummern
auf, wovon 258Gemälde, 3Aquarelle, 1 Glasgemälde, bplasti-
sche Werke, 3 Kupferstiche sind, dazu mehrere Zeichnungen
von dem jüngst hier verstorbenen Bildhauer Ernst Müller,
die auf's deutlichste dessen bedeutendes Talent bekunden,
welches leider nicht zur vollen Entfaltung gelangt ist. Das
größte Bild der Ausstellung ist eine Scene aus der Schlacht
von Gravelotte von F. E. Klein, die Einnahme der Po-
sition von St. Hubert durch die fünfzehnte Division. Es
ist nur schade, daß der künstlerische Werth dieses Gemäldes
nicht mit seiner Größe in vollem Einklang steht. Die eigent-
liche Historienmalerer ist gar nicht vertreten. Religiöse Bilder
haben nur H. Sinkel und Professor Mücke ausgestellt, und
Scenen aus Dichtungen stellten Roland Risse und H. Mos-
ler dar. Ersterer den Gott und die Bajadere, letzterer die
Krönung Tasso's durch Leonore von Este. Die überwiegende
Mehrzahl der Gemälde besteht aus Landschaften, unter denen
sich viele befinden, die das aufrichtigste Lob verdienen. Auch
Genrebilder sind zahlreich vorhanden, wie dies ja stets der
Fall ist. Die meisten Sachen waren schon früher hier in
den Permanenten Ausstellungen in besserem Licht zu sehen,
und da wir sie damals schon besprochen haben, künnen
wir jetzt um so eher auf eine eingehendere Besprechung ver-
 
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