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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Ankäufe für das Museum in Sigmaringen, [1]
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Verschiedenes und Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0129

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Personalnachrichten. — Kunstvereinc. — Sammlungen und Ansstellungen.


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rechtm ein weißes Spruchband mit dem LOOL XOXV8
DLI rc. und ist mit dunkelviolettem Untergewand und
lackrothem Mantel bekleidet; Arme und Beine sind nackt.
Sa. Katharina trägt ein granschwarzes Klcid mit weiß-
gestittertem, grauschwarzem Kopftuch übcr der weißen
Kopfhülle und hält in der rechten Hand ein Kruzifix,
in der linken ein Herz. —- Oben war ein Fragment Les
alten Rahmens erhalten, das auf blauem Grunde die
Jnschrift zeigl: X88VLlkIX 4 L81 < NEIX «
lill < OLOVN4 (Anfang einer Stclle aus dem Brevier).
Auf der Rückwand der Tafel ist zu lesen:

« ox -r LXOTO « l?-Vki -r

-« 80LX « VLTOLIX «

-r I).v -r NOiLk^TOO 4
4 IILLLIV8 4 1>L 4 -I8I81 4
4 xiXII 4 ^ 4 I> 4 N 4 OXII 4
Die Jnschrift ist ohne Zweifel ächt. Die Tafel
hatte sich etwas geworfen, ist aber im Ganzen recht gut
erhalten. Das Bild ist nun durch Professor Andreas
Müller in Düsseldorf mit gewohnter Meisterschaft und
Pietät restaurirl, die Tafel gerade gestellt und der Rah-
men ergänzt. Tiberio ist in deutschen Galerien schwach
vertreten, die Pinakothek in MLnchen und das Museum
in Dresden haben nichts von ihm, die Berliner Gale-
rie besitzt ein Rundbild von ihm, Katalog Nr. 128.

(Schluß folgt.)

perl'onalnachrichteii.

Bei dkr königlichen akademischen Kunstschule zu Berlin
und dem damit verbundencn Seminar für Zeichenlehrer sind
der Professor Jacobsthal, die Maler Haendler und
Schaller, sowic der Bildhaner Gocritz als ordentliche Lehrer
angestcllt worden.

Kunstvrrttnt.

Der Künstlerverein in Bremen beging am 4. Jamiar
sein 18. Stiflungsfest, verbunden mit einer Erinnerungsfeier
an den 4vl). Geburtstag des Michelangelo Buonarroti. Die-
selbe wurde eröffnet durch einen von Arthur Filger, dem Dichter
des nachfolgenden Festspiels, gesprochenen Prolog, eine schwung-
volle Dichtung, welche Buonarroti's Künstlergröße preist und
in großen Ziigen die Zeit, die Ereignisse und Schicksale, welche
sich an den in der Kunstgeschichte unsterblichen Namen knüpfen,
verherrlicht. Es folgte der eigentlich musikalische Theil der
Feier, bei welcher die Gesaugs- und Jnstrumental-Abtheilung
des Bereins zusaminenwiiktcn: „Schiller's Festgesang ün die
Künstler" von Mendelssohn-Bartholdy und Riels Gade's
Ouverture „Piichelaugelo". Beide Aufführungen zeigten, daß
der Verein reiche, trefslich geleitete Kräfte gerade nach dieser
Richtung hin besitzt. Dem Festspiele selbst lag die schöne Jdee
einer Versöhnung der beiden anfänglich sich schrofs gegenüber-
stehenden großen Kllnstler, Raffael und Michelangelo, zu
Grunde.

Sammlinigcil »iid Äiisstrlluiigeil.

II Oesterreichischer Kunstverein. Die Weihnachtsaus-
stellnng erhielt dnrch vier Bilder von Prof. H. Knorr, die
der Kiinstler aus seinem bereits bekaiiuten Cyklus von Karton-
Zeichnungen „Was der Mond bescheint" in Farbe gesetzt, eine
recht sinnige und poesievolle Einkleidung. Die Motive gehören

zu den schönsten des genannten Werkes, welchcs dem
Publikum noch von der Aprilausstellnng d. I. 1874 he> .
freundlicher Erinnerung ist. Der poetische Zauber, dcr du
die Sommernacht weht, in dcr „die Bäume schlafen und o
Blnmcn", wenn durch den Garten die Liebste gegangen stnw -
war schon in dem betreffeiiden Karton mit feiner Empfindm n
wiedergegeben; die Farbc griff nicht störend in die Lichteffe»
ein und erhöhte nur in ihren warmen Töncn die zarte bN"
mung, welche gleichsam als Echo der Staffage nachklingt. ck
zweiten Bilde „Jrrlicht", wie der vecliebte Knabe der Dsu>w
gestalt in den Sumps nacheilt, hat der Meister besonders
dcr Behandlung des Wasserspiegels seine scharfe Beobachtuuö '
gabe für Lichteffekte gezeigt; die Schattentinten, so schwar; ll
j auch neben den glitzernden Lichtern sitzen, nie entbehren!

! der Durchficht und lustigen Klarheit. Beiden genLiinten E».
i dern steht aber in Bezug auf Poetische Anffassung und kuns.

lerische Stimmung „die Dammerung" voran. Der^Tag '

! gegangen, und tief drunten im Thale sind die letzten Stimnst
i verklungen; im Zwielicht wandelt den einsamen Waldweg ci
Mönch mit dem Ministranten zuni Schloffe hinan, einer swst'
j denden Seele Trost sür die letzte Reise zu bringen. Dc
> Künstler hat hier in der Farbe jeden Effekt vermieden nn
dadurch dieRuhe im Bilde erzielt, die das Motiv an und fürsw
im höchsten Grade verlangt. Dem Borwurfe entsprechend Ü
Beleuchtung und Farbe im vierten Bilde, „den Schmugglern.-
in schrillen Tönen aufgelcagen; das Licht blitzt dnrch die ö).
gantischen Baumstämme wie Drohung und Verrath; es w
eben jenes Mondlicht, welches des wilden Jagers Zug beglcNe
und nicht den friedlichen Priester oder die Liebenden im Garten-
Die genannten Bilder wurden hier alle angekauft; wie denN
llberhaupt der österreichischc Kunstverein im Monate Dezewbst
einen Umsatz erzielte, wie es nur zuweilen vor dem Krach voi's
kam. Jm Uebrigen brachte die Ausstellung, wie in letztere)'
Zeit gewöhnlich, Bieles älteren Datums. Bon dem Neuau^
gestcllten verdicnen zwei Bilder von F. Ruben: „Mni'chest
suchcr" und „Badesaison in Venedig" der koloristischen Borzuge
halber ehrenhafte Erwähnung; besonders das erstere B>st
iiberraschte durch feine Stimmung und scharfe Beobachtung!
störend wirkt nur in des Künstlers neueren Leistungen das z»
absichtliche und jedenfalls zu weit gehende Abschreiben des
Natur: eine gewisse Herrschaft über das Motiv muß denn dow
der Künstler stets bewahren! Ein köstliches Bildchen hatte siw
vou I. Weiser eingefnnden: einer jener drastischen Klostst'
brüder, die durch eine Anzahl Miinchener Künstler mit so viU
Beifall in die Genremalerei eingeführl wurden, sucht untei
einem gar schmalen Dachvorsprung Deckung vor dem Platz^
regen und kommt dabei mit seiner Wohlbeleibtheit in arge
Verlegenheit. E. Donng's „Just nicht" und „Ertappl" si»!;
humoristische Motive, die nur verdient hätten, besser gewaU
zu werden. Eine römische Osteria von Ab. Gierymski hak
viel Wahres, nur ist das Bild viel zu groß, als daß es a>>)

^ ziehen könnte; desselben Künstlers „Morraspieler" sind reäsi
lebenswarm aufgefaßt und schars charaktcrisirt. H. Kaulbach °
Bilde „Aus dem gelobten Lande" fehlt das dramatische LebeN-
Zwei werthvolle Kabinetstücke „der Gelehrte" und ,,i» del
Schusterwerkstätte" waren von H. v. Braeckeleer ausgestellt!
dieselbe Freiheit des Pinsels und Eleganz der Durchsührung wa>
auch an A. Serrure's (wohl älterem) Bildchen „Parksceue'
wahrzunehmen. Recht gute Arbeiten waren noch von E. Fichcl,
A. Seitz, A. Becker und A. Slevens vorhanden. Ei»l
kolossale Leinwand, eines „Sängers Traum" von H. Makart,
wurde nicht znm Bortheile des berühmten Koloristen aus ihre>'
Berborgenbeit hervorgezvgen. — Von der Januar-Ausstellung, >»
der übrigens Manches vom Dezember wiederzufiuden war,
sind einige größere Arbeiten von Münchner Künstlern hervor-
zuheben. O. Faber dn Faur nahm zu einem historische»
Gemälde in größeren Dimensionen „die Flucht des Wintcr-'
königs aus Prag nach der Schlacht am weißen Berge" zui»
Vorwurs. Das Bild ist nicht ohne Wirkung und besitzt inam
cherlei malerische Vorzüge, um das Auge anzuziehen; dieses
wird aber bei näherer Betrachtung wenig von der Kompositw»
befriedigt, da gerade die Hauptpersonen, in welchen sich doch
der dramatische Vorgang der Scene konzentrirt, am schwächste»
sind und iiberdies durch das zn reiche Nebcnwerk gedriickt er-
scheinen. Der erste Blick fällt im Bilde auf das blendende
Weiß der sich bäumendcn Schimmel, dic mit dem bepackte»
Wagen den größten Theil des Bildcs einnehmen; dann gleitet
er nach den kriegerischen Gestalten des Hintergrundes nnd wird
 
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