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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Zur Michelangelofeier
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0342

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X. IalMlinft.
Lciträge

sindanvr. C. V.LÜtzllw
ss; od. <>n dll Verlagsli.

s-ceiMg, KönigSstr. 3),

6. Äugust

Nr. 43.
Inscratc

L 25 Pf. für die drei
Mal gespalte'ne Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kunsthandlung an-
genommen.

1875.

Beiblatt znr Zeitschrist siir tiildcndc Kunst.

Dies Blalt, jede Woche am Freitag crscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" grsti8; für sich allein bezogen
kostel der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wic auch bei den deutschen und österreichischen Postanstaltcn.

^nhalt: Zur Michelangelofeier. — Die schweizeriscbe Knnstausstellung von 1875. — Kugler, Nuuäboolr ok pruutiux. - Der Landschaftsmaler I. B
Hnysmans. - Die Neubildung des Senats der Berliner Akademie. — Verbindnng für historische Kunst; Aus Berlin; Schutz des künstlerischen
Eigenthums. — Berichte vom Kunstmarkt. — Zur sixtinischen Madonna. (Eingesandt.) — Zeitschriften. — Jnserate.

Zur Michelangelofeier.

Das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt a. M.
veröffentlicht soeben folgenden Aufruf:

An die deutschen Künstlcr und Knnstfreunde!

Vom 18. bis 15. September d. I. feiert Jtalien
ein großes Fest der Erinnerung an Michelangelo Buo-
narroti, seit dessen Geburt (6. März 1175) nnnmehr
das vierte Jahrhundert verflossen ist. Wir beehren uns,
die Künstler und Kunstfreunde aller deutschen Lande
hierdurch vcrehrungsvollst einzuladen, sich an diesem Feste
in geeigneter Weise zu betheiligen.

Der Werth von großen Jubelfesten zu Ehrcn der
hohen Vorbilder der Menschheit liegt ohne Zweifel haupt-
sächlich darin, daß durch dieselben veranlaßt Viele die
Augen öffnen und zum ersten Male zum Bewußtsein
der Bcdeutung des Gefeierten gelangen. Je mehr dieses
Bewußtsein in weiten Kreisen noch mangelt, um so
wichtiger ist es, daß die Gelegenheit benutzt Ebe, um
solches zu weckcn, damit in Berehrung des Gefeiertcn
die Gemüther sich hinwenden auf das Feld seiner Be-
gabung und seiner Leistungen und zur Erkenntniß der
unvergänglicheu Früchte des Wahren, des Guten, des
Schönen gelangen, welche den Erdensöhnen auf diesem
Felde erwachsen. So wirken derartige Feste erhöhend
auf den Bildungsstand ganzer Völker.

Die Hochbegnadeten des Geistes gehören zwar im
Leben zunächst ihrem eigenen Volke an: aber der Segen
ihres Wirkens ergießt sich früher vder später über die
gesammte Menschheit. Zur Einigung aller Völker in
edelster Menschlichkeit sind ihre gefeierteu Namen die

begeisternde Losung, ihre Erinnerungsfeste die heiligsten
Versöhnnngstage!

Dem deutschen Volke vor Allem ist die neidlose
Empfänglichkeit verliehen, die Werke der Lichtbringer
anderer Völker bewundernd anzuerkennen, aufzunehmen
und zur Veredlung der gesammten Menschheit zu ver-
werthen. Auch Michelaugelo Buonarroti lebte nicht für
Jtalien allein, sondern zugleich für unser Volk, für alle
Völker. So ist es gerecht, ist es würdig, daß wir
vorangehen, an dem großen Feste Jtaliens auch uns zu
betheiligen.

Jin Einverständnisse mit hochangesehenen Meistern
der Kunstwissenschaft erlauben wir uns, alle vaterländischen
Künstler und Kunstfreunde einzuladen, soweit die deutsche
Zunge klingt — vorab aber das künstlerische und kunst-
gelehrte Deutschland, vertreten in seinen Akademieen,
Kunstgenossenschaften, Kunst- und Bildungsvereinen —
in ihren Wirkungsbereichen, je nach Ortsverhältnissen
und Kräften um die Mitte des September d. I. öffent-
liche Festlichkeiten zum Andenken Michelangelo's zu ver-
anstalten, welche dessen Bedeutung für die Kunst in
weitesten Kreisen zum Bewußtsein bringen.

Aber wir bitten weiter um die Betheiligung der
genannten Körperschaften und Vereine an einer gemein-
samen, im Namen aller Deutschen dem Gefeierten in
Florenz, dem Hauptfestorte Jtaliens, zu widmenden
Hnldiguug.

Eine Abordnung würdiger Vertreler deutscher Kunst
und Kunstwissenschaft möge in jener Hauptstadt die Fest-
genossen Jtäliens begrüßen und des deutschen Volkes
Berehrung und Dank darbringen. Wir schlagen vor,
dieser Huldigung einen dauernden Ausdruck zu geben
 
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