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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Heft 52
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Das Michelangelofest in Florenz, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0414

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X. Jlihrqaiig.

Sciträgc

sind an I)r. (5. V. LÜtzvW
CWien.Theresianumgasse
25)od.andieVerlagsll.
(-Leipzig, Königsstr. ^).
zu richten.

8. Ortobrr

Nr. 52

Inscratc

u 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Bnch-
und Kunsthandlnng a»l-
genommen.

. 1875.

Bcibllitt znr Zcitschrist sür bildcnde Kunst.

Di-s Blatt, j-de Wochc am Freitag -rsch-inend, crhalten dic Abonnente» dcr „Zeitschrist für dildendc Kunst" goatis; sür sich allcin d-zogcn
kostcl dcr Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandcl wic auch dci dcn dcutschen und östcrreichischen Postanstaltcn.

Juhalt: Das Mich-langcloscst in Florcnz. II. — Aus dem Wicner Künftlerhause. - Korr-spondcnz: Kassel. — Jnvcntarisiruug der Baudenktniilcr des
Prenßischen Staates. — Dürcr's Maricnlebcn. - Straßburger Münster. — Nationalgalerie in Bcrli». — Z-itschriflen. — Jnscratc.

Das Michklangelofest in Floreiy.

11.

Florenz, 21. Sept. 1875.

Am 13. um 10 Uhr Vormittags fand im Beisein
des Prinzen von Carignan in den RLumen der Aka-
demie der schvnen Künste die fcierliche Eröffnung der
Ausstcllnng der Werkc Michetangelo's slatt. Die Nische,
in welcher das von der Piazza della Signoria hierher
transportirte Original des David nun aufgestellt ist,
wurde an diesem Tage dem Publikuni geöfsnet. Selt-
sames Zusammentreffen! Grade auch am 13. Sep-
tember des Jahres 1501 legte Michelangelo die erstc
Hand an dieses wunderbare Werk, wie wir aus einer
Bemerkung ersehen, die er an den Rand des über die
Anfertignng desselben aufgesetzten Kontraktes geschrieben
hat.*) Nach jahrelangcr Arbeit ist der Koloß jetzt der
Welt zurückgegeben und gegen die Unbilden der Wit-
terung, die seinen Untergang herbeizufnhrcn drohten,
hoffentlich für immer geschützt. Allerdings ist das Ge-
wölbe der neuen Tribnna noch nicht fertig und statt
dessen ein provisorisches Linnendach über den Raum
gespannt. Die Arbeiten an dem Gebäude sollen jedoch
gleich nach dem Feste wieder aufgenvmmen und fertig
gemacht werden. Die Ausstellung wird zu diesem Zwecke
in einigen Tagen bereits geschlossen. Abcr es ist Aussicht
vorhanden, daß sie nach der Vollendnng der Tribuna mit
Bereicherungen wieder erössnet werden wird. — Das
Ganze macht eincn schönen, würdigen Eindruck: außer

') (I. Nilanosi, Iw lettoro äi U. H. Unonlirroti. Ui-
renro I87S, xax. 622: Inoexit äiotus UiollelllnAelus labo-
rars et seulpsre äioturn AiAS-ntem äio 13 ssttombris 1501 eto.

Gppsabgüssen der meisten plastischen Werke (es sind deren
über 20 vorhanden), enthalt die Ausstellung zahlrciche
kleine Modelle (darnnter die kostbaren, in HLHncl's
Besitz besindlichen Stücke), hunderte von Photographien
und Stichen rc. Jm zweiten Saale nimmt die Säule
mit dem silbernen Kranz aus Deutschland den Ehren-
platz ein; außerdem befinden sich dort die zum Theil
mit sehr schönen Jnitialen und Malereien ausgestatteten
Adressen der Akademien von Wien nnv Berlin, die
Adressen der Wiener, Dresdencr, Düsscldorfer Künstler-
genossenschaft u. A. Ueber die Ansstellung behalten wir
uns einen cingchenden Bericht vor. Der Andrang zu
derselben war die ganze Woche hindnrch ein so kolos-
salcr, daß man dic Vcranstaltung trcsfen mußte, das
große Publikum erst von der Mittagstunde an Unzu-
lassen nnd die Nänme Vormittags nur für die fremden
und einheimischcn Nkeprasentanten zu öffnen.

Einen Glanzpunkt in der Reihe der Festlichkeiten
bildete das Diner, welches der Prinz von Carignan uns
am Nachmittage des 13. im Palazzo Pitti gab. Der
klassische Boden dieser knnstgeweihten Räume, der kö-
niglichc Pomp, der bci dem Ganzcn herrschte, dic voll-
cndete Kunst in der Ausstattung der Tafel, wclche mil
Blumen förmlich überschüttet war, endlich die persönliche
Liebenswürdigkeit dcs hohen Gastgebers: Alles wirkte
zusammen, um diesen Stunden einen unvergleichlichen
Zauber zu verleihen. — Wem nach solchen Genüssen
noch Empfänglichkeit übrig blieb, konnte sie spät Abends
im Casino di Firenze (dem früheren Palazzo Borghesi)
bewähren, wo ein Konzert und Ballfest die junge Welt
von Florenz versammelte.

Der dritte Tag begann mit der feierlichen Sitzung
 
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