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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Die Wiener Bauhütte
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Die Kunstausstellung in Amsterdam, [1]
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99

Die Kunstausstcllung in Amsterdam.

Steyr, Hall, Botzen, Jnnsbruck und Trient sehr
schöne Aufnahmcn. Aus Steyr sind mehrere alle Wohn-
häuser aus der Zeit der Renaissance aufgenommen nnd
die Getreidehalle mit den Sgraffili auf einem kvlorirten
Blatte; das Castell vecchio in Trienl, alsGarni-
sonskaserne schwer zugänglich, ist eine vvn unsern Kunst-
forschern noch sehr wenig gewürdigte Erscheinung aus
der Blüthezeit italienischer Renaissance und ihr nvrdlichster
Vorposten, wie die dortige Kathedrale den südlichsten
Ausläufer des deutsch-romauischen Stils bezeichnet.
Von beiden finden sich Aufnahmen. Der alte Arkadenhof
aus dem Castell, der schöne Verbindungsgang aus dcm
alten in den neuen Trakt und die prächtige Garten-
loggia in letzterem sind wiedergcgeben, aber eine Reihe
vorzüglicher Plafonds würden weitere schöne Objekte
der Aufnahme bilden. Die Schüler Prof. Ferstel's
kamen nach Berona und brachten Aufnahmen mehrerer
Skaligergräber undder schönen Pellegrinikapelle
Sanmicchele's, dieses Juwels oberitalienischer Renaissance.

Ein anderes Mal wurde Bayeru durchreist, Regens-
burg und vornehmlich die Residenz und die Heiligen-
geistkirche in Landshut zum Gegenstande eingehender
Studien gemacht, die wir in mehreren Blättern vor-
finden, und endlich gelangtcn die Schüler Schmidt's
auch bis zum Bodensee und brachten aus Constanz und
Ueberlingen gothische und Renaissanceaufnahmen mit.

Neben solchcn Resultaten gemeinschaftlicher Ex-
cursionen sinden wir Lann einige kostbare Blätter von
Werken italienischer Kunst undKunsttechnik, welche einzelne
Schüler, renen Hellgenheil geboten wurde, allein weiler
zu dringen, zurücksandten. Darunter sind aus neuerer
Zeit als bisher noch nichl aufgenommene Werke zu ver-
zeichnen: ein Grabmal in und die schöne Thüre von
der Kirche S. Katharina in Bologna, die Lesekanzel
der Badia bei Florenz, verschiedene Thürklopser, von
Dcininger, vor allem aber die Wandmalerei aus der
Kapelle S. Antonio im Dome zu Verona von Fal-
conetlo, von Theyer aufgenommen. Uebrigens kommen
solche schöne italienische Aufnahmen in allen frühern
Jahrgängen viel häufiger vor, u. A. v. Hlawka, Zi-
tek und Teirich.

Dic zweile Art der Thäligkeit der Banhütte bc-
stehl in der Wiedergabe der vorzüglichsten modernen
Bauwerke Wiens. Die Oper ist lange schon voll-
ständig erschienen, sämmtliche Kirchen des Dombau-
meisters Schmidt sind separat herausgegeben, Oberbau-
rath Hansen's Schüler, welche sciner Zeit die Resul-
tate ihrer Excursion in der Bauzeitung und in beson-
derem Abdruck*) erscheinen ließcn, edirten die Pläne und
Details vom Palais Wilhelm, vom Musi kver-
einsgebäude und im laufenden Jahrgang den nicht
zur Ausführung gelangten Entwurf der Ho fmuseen,

*) 8. Aaria cle' wiraeoti, mit Text von Prof. C. v. Lützow.

100

der ohne Zweifel auch nach vollständigem Erschc'im'"
als abgeschlossenes Ganzes herausgcgeben werden dürfte^
Bon Prvf. Ferstel siud die Bank uud die beivcn
Paläste am Schw arz enbergplatz erschienen uM
das Laboratorium im Erscheinen begriffen.

Die Uebersicht über die vervffentlichten AufuahlM"
ist leider nicht so leicht zu erlangen, wie es nach obiger
Darstellung crscheinen möchte. Erstens erschwert dw
Größe und die Verschiedenartigkeit des Formats der
Blätter ihre praktische Beniitzung und ihre zweckmäßijst
Vereinigung ganz aüßerordentlich. Darum erscheineu
die Beschlüsse, welche in dieser Hinsicht gefaßt worde»
sind, als anerkcnnenswerthe Fortschritte. Ein weiterer,
allerdings schwer zu vermeidender und nur dem beständigrll
Bereinsmitgliede wenig fühlbarcr äußerer Mangel ist die
arge Zerrissenheit in der Reihenfolge der Blätter, st
daß sich zusammengehörige Stücke sogar über niehrere
Jahrgänge ausdehnen und das zuweilen ganz unnöthl'
gerweise. Wir wissen nicht, ob auch in dieser Richtuug
reformatorisch vorgegangen wurde, empfehlen aber diestu
Puukt als sehr wesentlich für eine größere Verbreituug
der Publikationcn.

Die verschiedenen Versuche, welche gemacht wordeN
sind, um den ausübenden Mitgliedern das mühevolle
Autographiren ihrer Skizzen zu ersparen, sind nicht ge'
glückt und sollen zu theuer kommen, sodaß es hieriu
beim Alten bleibt.

An Stoff fehlt es nicht. Hat ja die letztjährige
Excursion der Renaissanceabtheilung der Akadeniie
nach Venedig, dem unabänderlichen und unerschöpst
lichen Reiseziel dieser Schule, noch kein Resultat ihrer
Thätigkeit gebracht, und doch sind u. A. die Chorstühle
und der große Leuchter der Salute aufgenommen wor-
den. Es will uns scheinen, daß gerade solche Werke
der Kunsttechnik sich ganz besonders zur Wiedergabe in
der bei solchen Autographieen zum Stil gewordenen
Manier eignen.

Möchten diese Zeilen dazu beitragen, die demVerein
fördcrlichenBestrebungen zu unterstützen, möchten die oben
ausgedrücktcn Erwartungen sich erfüllen und die starke
Frequenz unserer Kunstschulen auch eine rege Theil-
nahmc an der Thätigkeit der Wiener Bauhülte mit sich
bringen! 8. elc.

Die KnnliauösteUung in jAnckerdain.

i.

Die diesmalige internationale Kunstausstellung in
Anisterdam hat die Berliner zur Konkurrentin gehabt
und hat das augenscheinlich in mehr als einer Hinsicht
empfunden. Von einer internationalen Ausstellung hofft
mau, daß sie die Hohe uno die nenen Bestrebungen der
Kunst des Auslandes zeige; man erwartet, daß die ein-
 
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