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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Falsche Regnault's
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Rosenberg, Adolf: Ueber einen Kupferstich Aldegrever's
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0257

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Falsche Regnault's.

5l>3

Brief des Herrn Karfunkel, welchen Herr Cook ebenfalls
veröffentlicht, und welcher noch dadurch ein absonder- I
liches Jnteresse gewinnt, daß Schenck zuletzt vorgab,
seine „Salome" sei mit der des Herrn Karfunkel iden-
tisch, während dieselbe doch bezeichnet ist:

Berlin, d. 23. December 1874.

Herrn.. New-Uork: Antwortlich Jhres Werthen

vom 4. Dec. o. berichte Jhnen, daß im December 1872 ein
mir besreundeter Maler in Marseille schrieb, es habe dort !
Jemaud alles im Atelier des verstorbenen Henri Regnault in
Rom Vorgesundene angekauft, darunter das Bild „Salome";
ob ich dasjelbe zur Ansicht haben wollte aus drei Tage. Jch
ließ es mir kommen und kaufte es au.

Das Bild macht den Eindruck, als wenn der Meister sich >
noch kurze Zeit damit beschäftigen wollte, auch fehlte, und
fehlt ihm noch, das Monogramm.

Das Original, welches in der Pariser Ausstellung im
Jahre 1870 zu sehen war, ist um Vieles größer als meines.
Dieses ist, ohne Rahmen, 100 Centimeter hoch, und 73 Centi-
meter breit; der Preis 3000 Thaler Pr. Courant.

Jch hätte das Bild schon ost verkaufen können, nur hielt
ich damit auf eineu sehr hohen Preis, weil ich die Absicht
hatte, damit zu verreisen. Die überaus stille Zeit hielt mich
bis jetzt ruhig zu Hause.

Jhren weiteren gefälligen Mittheilungen entgegensehend,
gWehmigen Sie herzlichen Gruß von Jhrem hochachtend er-
gebeuen

A. Karfunkcl.

Unter den Linden 25.

Aus diesem Briefe ist nun deutlich ersichtlich, mit
welcher Frechheit Schenck seine Behauptungen in die Welt
geschickt hat; zugleich fällt darin aber anch die Ueber-
einstimmung, im Maße sowohl als im Orte der Her-
kunft, zwischen dem Berliner Bilde und der (nicht eben
guten) Kopie des Herrn Durand-Nuel, resp. Dnrangel, anf.

Die Kontroverse war soweit gediehen, oder eigentlich
schon geschlossen, als zum Ueberflusse auch noch folgender
Brief eintraf, den Herr Clarence Cook die Güte hatte
mir mitzutheilen, und der mir eben jetzt im Original
vorliegt:

Uuris, 22 X>'° 1874.

Nousisur.

lle vivuis ü Rorno uvso kleuri UeAuunlt, lorsgu'il a
eoiuuisues Is tublsLu rsxressutg.nt 1a Laloiue. — ll'ai vu
exseuter es tubleau äspuis 1s eommsuoöiuont jusgu'ä la
üu. lls xuis ckouo vous oertiüsr gu'il »'g. sts kait xsr
Ueuri UsAnault riuouus ssgnisse, auoun oroguis — et gus
tout oe qui xsut xaraitrs soit oommo esguisse soit oowms
oroguis u's. juiuais sts kait xar klsuri RoZmault ui möws
exsouts xar ses orärss. O'aillsurs äes amis gui vivaisut
aveo uous psuvsut oomme moi vous osrtiüsr gus tout
os gui xaraitra äaus uns veuts a^aut raxxort ü lu 8a-
loms est oowxlötemsut kaux. äs vous suvois äono aussi
Isurs tsmoiAuaAsz uün gu'il vous soit xlus kaoils äs msttre
eu Mräe Iss persouues gui xourraient stre trompöss.

äe oompts sur votrs oomplaisanos pour äounsr eou-

504

uaissauvs äs vss tsuioiKusASs g, tous osux gus ostts at'"
t'airs iuterssss.

Rsosver:, Uonsisur, mss salutatious äistiuAusss.

6. Lluirin.

Vu st axxrouvs.

üm. llnäin.

Vu ot axprouvs.

L. ck. Llnnoliurä.

(lranä prix äs Roms.

Soweit ist natürlich die Welt Herrn Clarence
Cook für die Anfdeckung dieser Schwindelgeschichte Zü

Herr Bruno Meyer eine Kopie sich als eine Wieder-
holung aufbinden ließ, der „Zeitschrift" sowohl als
Herrn Bruno Meyer einen argen Vorwurf machen wiÜ,

er selbst nie in die ähnliche Lage kommen! Es kann
heut zu Tage nur gar zu leicht Jedem passiren.

8. L. L.

Boston, im Februar 1875.

Ueber einen Kupferliich Äldegrever's.

Das Studium des klassischen Alterthums wurde
durch die Renaissance in Deutschland nicht eingeführh
sondern nur in systematischer Weise reformirt. Durch

') Zu denjenigen, welche den Vorwurf des Herrn Cook
komisch finden, — ich meine natürlich den gegen mich, denn
der gegen die Zeitschrist ist zu läppisch, um ihn überhaupt
irgendwie zu finden, — gehöre auch ich. Wer nicht zufällig
1869 und 1870 in Paris den Salon gesehen, hatte keine Ge-
legenheit gehabt, jenes Meteor am Kunsthimmel Frankreichs
zuverlässig echt kennen zu lernen. Daß mir das Glück, das
Original der „Salome" zu kennen, nicht geblüht, habe ich
gesagt. Alle irgend kontrollirbaren Abweichungen des Berliner
Bildes von dem Original habe ich konstalirt; Kritiker zu sein,
war unter meinen Verhältnissen nicht möglich. Die Mitthei-
lung, das Bild stamme aus Reguault's Nachlasse, war an
sich jedenfalls glaubwürdiger und minder überraschend, als die
Betheuerung der Freunde, er habe immer ohne Studien und
, Entwürfe drauf los gemalt. — Daß das Berliner und das
in Amerika aufgetauchte Bild identisch sind, ist auch mir wahr--
scheinlich, und es wird mir nicht schwer, über die Urtheils-
differenz zwischen Herrn Durand-Ruel und mir bezüglich des-
selben hinwegzukommen. Es gehört eine bewundernswürdige
Naivetät dazu, ein solches Urtheil eines Kunsthändlers fiiber
eine nicht durch seine Hände gegangene Kopie eines von ihm
ge- und verkauften „berühmten" Bildes ernsthaft zu nehmen.
Jch habe übrigens unmittelbar nach dem Berliner Bilde in
Wien den „Prim" und die „Hinrichtung" — hoffentlich doch
originaliter! — gesehen, und mir sind auch da nicht die leisesten
Zweifel an der möglichen Echtheit des ersteren beigekommen.
Dasselbe ist entschieden virtuos gemalt, und ich könnte Herrn
Durangel nur rathen, ein ähnlich tolles Bild, aber etwas
größer, selbständig zu malen und sich dann gleich Regnault
— begraben zu lassen; so ist sein Ruf bei unsern frenndlichen
Nachbarn gemacht, und es steht nichts im Wege, die Konkur-
! renz sür sein Denkmal auszuschreiben.

Bruno Meyer.
 
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