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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Rosenberg, Adolf: Georg Brew
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Allmers, Hermann: Rottmann's Arkadenfresken in Farbendruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0201

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Rottmann's Arkadenfreskm in Farbendruck.

392

welche dort unter angeblichen Zeichnungen Bnrckmair's
liegt. Die Formengebung stimmt so vollkommen mit
der des Holzschnittes überein, daß wir sie dem jüngeren
Brew zuschreiben müssen. Die leicht mit Grau lavirte
Federzeichnung hat rundes Format (0,23 M. Durch-
messer) und stellt eine Scene aus der römischen Ge-
schichte dar. Rechts erblickt man die Mauern und
Thürme Roms, die säugende Wölfin auf einer Säule
und noch weiter rechts ein Thor, aus welchem sechs
Frauen herausgeschritten sind. Die erste von ihnen ist
vor einem Krieger in prächtiger Rüstung auf die Kniee
gesunken und berührt mit der Linken den Boden. Hinter
dem Feldherrn, der die Linke auf den Rand seines
Schildes und die Rechte auf eine Lanze stützt, sieht man
eine Schaar kostbar gerüsteter Krieger, nieist mit Speeren
bewaffnet. Einige tragen Helme, andere Thierfelle mit
den Köpfen als Hauptbedeckung, andere sind mit Lor-
beerkränzen geschmückt. Jm Hintergrunde dehnt sich eine
bergige Landschaft mit einem Trupp Soldaten aus. Die
Scene stellt wahrscheinlich den Bittgang der römischen
Frauen zu Coriolan während der volskischen Belagerung
dar. Unten in der Mitte steht das Monogramm auf
einem Slein. Das Wasserzeichen des Papieres ist ein
Reichsapfel in einem Wappenschilde. — Die Zeichnung
ist sorgfältig uud korrekt, die Uppigen Frauen sind von
echt Augsburgischem Typus.

»Das Berliner Gemälde gewährt eine günstige Vor-
stellung von den malerischen Fähigkeiten Jörg Brew
des älteren oder, wenn sich meine Vernmthung bestätigt,
des mittleren. Jm Mittelgrunde einer blumigen Wiese
sitzt die Madonna auf einem Rasenhügel. Sie ist mit
einem tief blaugrünen Gewande bekleidet; ein hellblauer
Mantel ist von ihren Schulteru herabgefallen. Auf
ihrem Schooße steht das heilige Kind, in der Linken
einen Rosenkranz haltend. Zur linken Seite der Jung-
frau hocken im Grase die heilige Katharina und Bar-
bara, beide mit goldenen Kronen geschmückt. Zwei
Engel schweben auf die Madonna herab, um auch sie
mit einer prächtigen Krone zu schmücken. Jn der Höhe
erscheint Gott Vater mit zwei Cherubim. Jm Vorder-
grunde tummeln sich sieben Engelknaben um eine stein-
farbene Kiste, an deren Vorderseite das Monogramm
und die Jahreszahl 1512 angebracht sind. Ein jeder
der Knaben hält ein Blatt in der Hand, auf welchem
der lateinische Name einer Tugend verzeichnet ist. Jm
Vordergrunde links besinden sich zwei Wappen, offenbar
die des Stifterpaares odsr des Bestellers und seiner
Frau. Das eine, viergetheilte, zeigt in den gegenüber-
liegenden schwarzen Feldern einen goldenen Bären, in
den weißen einen silbernen gepanzerten Arm mit einer
Streitaxt. Einer der Helme hat auch den goldenen
Bären als Helmzier. Das zweite hat gleichfalls den
Bären in zwei Feldern. Die beiden andern Felder

sind zweigetheilt und zeigen auf rothem und blauew
Grunde einen goldenen Adlerkopf. Dieser und der Bär
bilden auch die Helmzierden. — Ein Hauptreiz des
Bildes liegt in der mit großer Sorgfalt ausgebildeten
Landschaft. Jm Hintergrunde links erhebt sich ein be-
waldeter Berg mit Burgen, und rechts verliert sich
Fernsicht auf eine blaue Bergkette. Jni Mittelgrunde
steht eine außerordentlich zierliche Birke und eine schlanke
Platane. Bekanntlich legte Burckmair auf den land-
schaftlichen Theil seiner Bilder großen Werth. Diests
und seine Malweise läßt sich an einer heiligen Fainil>e
aus dem Jahre 1511 (auch in der Berliner Galerie)
kontroliren. Eine nähere Vergleichung beider Bilde»
ergiebt, daß Brew entschieden ein Schüler Burckmair's
gewesen ist. Seine Malweise ist derjenigen seines Meisters
fast gleich. Dies zeigt stch z. B. an dem blaugrünen
Kleide der Madouna, welches auf dem Burckmair'schen
Bilde in dem eigenthümlich giftigen Tone wiederkehrtz
in den kalten, fahlen Lichtern, welche die Höhen der
Faltenbrüche markiren, namentlich aber in der absolut
gleichen, etwas konventionellen Behandlung des Laubes-
Jn der Zeichnung der Bäume ist der Schüler noch
etwas ängstlicher. Auch ist sein Fleischton kreidig und
bläulich, während der des Burckmair bei emailartiger
Behandlung in's Bräuuliche spielt.

Vielleicht sieht sich der eine oder der andere der
Fachgenossen durch diese Zeilen veranlaßt, weitere Nach-
forschungen über die Brew's anzustellen. Die Auffin-
dung der fehlenden Verbindüngsglieder wird möglicher
Weise feststellen, ob wir drei oder nur zwei Künstler
dieses Namens in die Augsburger Kunstgeschichte aust
zunehmen haben.

Adolf Rosenbcrg.

Uottminm's ^rkadenftesken in Farbendrulk.

(Fr. Bruckmaun's Verlag, München.)

Endlich ist den schwerbeleidigten Manen des großen
Landschafters Genugthuung geschehen und die langjährige
Schuld abgetragen. Mit wahrer Herzensfreude sei es
hier ausgesprochen: erfüllt und geschehen ist jetzt Alles
und Jedes, worauf wir dringen mußten und in einer
Reihe von Artikeln in dieser Zeitschrift, wie in anderu
Blättern gedrungeu haben.

Nicht wurden die schönen Meisterwerke unter den
Arkaden des Münchener Hofgartens herausgesägt aus
ihren Mauern und in's Museum gebracht, sondern sie
blieben dem Orte und dem Volke erhalten, welchem König
Ludwig und sein wackrer Meister sie zur edlen Zierde
und edlen Freude bestimmt hatten; nicht blieben sts
länger im trüben Zustande bedauernswürdiger Verwahr-
losung, sondern gereinigt und wieder hergestellt durch
treue kunsterfahrene Hand leuchten sie der Menge iü
 
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