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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Das Michelangelofest in Florenz, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0406

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X. JahlMIlg.
Sciträgc

sind an vr. C. V. Lützvw
(HSicn,Tlicresianumgasie
L5) od.andieVerlllgsl).
ILeiuiig. Königssir. 3),
zu richlcn.

1. Ortobrr

Nr. 51.
Inscratc

rt 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Bnch-
und Kunsthandlnng an-
genommen.

t»75.

Beililatt znr Zcitschrist sür bildendc Knnst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gralig; für sich allein bezogen
kostel der Jayrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und öfterreichischen Postanstalten.

Inyalt: Das Michclangelofest in Florenz I. — Zur Geburtsfeier Michelangelo's. — Nekrologe: H. Merz; H. Spieß; Pils. — Nom.— Ansgrabungen auf
der Piazza della Signoria in Florenr. — PersonalnachNchten. — München; Bclgische Kunstausstellung; Hislorische Ausstellung kunstgewerblicher
Erzeugnisse zu Frankfurt. — A- v. Werner. — Neuigkeiten des Buch- uüd Kunsihandels. - Auktionskataloge. — Jnserate.

Mit dcm 15. October begiimt die Zeitschrifl sür bildende Kimst ihrcii XI. Jahrgmig. Uiii
Pcrzölleriliillen in dcr Zuscndlliig zu vcrineidcn, werdcu die gcchrtcn Lcser ltebeten, ihre Nbonnc-
inente' rcchtzeitig zu erneuern.

Leipzig, Ende Septcniber 1875. Dlk lltrlllgsIjiNlbilUlll.

Das Michelangelofest in Fiorenz.

i.

Florenz, 18. Sept. I87si.

Es war ein unvergleichliches Fest, — reich an
herzerfreuenden und erhebenden Eindrücken, — dessen
Zeugen und Mithandelnde wir in diesen Tagen hier
gewesen sind. Aus allen Theilen der Welt waren
Künstler und Kunstfreunde, Repräsentanten von Aka-
demieen und Genossenschaften aus Jtalien, Deutschland,
Frankreich, Spanien, England, Schweden, Dänemark
und selbst Amerika zusammengeströmt, um dem großen
Florentiner, dem gewaltigsten und umfassendsten Genius
der italienischen, ja der modernen Kunst überhaupt bei
der Feier seines vierhundertjährigen Geburtsfestes ihre
Huldigungen darzubringen. Das florentinische Volk,
der Sindakus an der Spitze des Festkomits's, hatten
Alles aufgeboten, um die Feier würdig zu gestalten;
und über die bunt geschmückte jubclnde Menge, welche
die ^igentlichen Festgenossen umbranste, ergoß der Himmel
seinen sounigsten Glanz. öiur auf einem solchen Boden,
der unter dem Schimmer blühender Schönheit so ernste
Erinnerungen birgt, nur in einer Stadt, deren Reize
gegen alle Vergänglichkeit und Aeußerlichkeit gefeit sind,
kann ein Fest wie dieses begangen werden. Unwider-
stehlich wird hier der Blick der Tausende, die da, sei

es aus wirklichem Drang, sei es auch nur zur bloßen
Augenweide, sich zusammengefunden haben, auf das Er-
habenste und Rcinste, auf cin Urbild edler Menschlich-
keit hingelenkt; es ist nndenkbar, daß die Begei-
sterung des festlich erregten Augenblicks wie Dunst ver-
fliegcn, daß sie nicht viclmehr auch in das Gcmüth des
allerfernst Gestellten ein Samenkorn des Geistes tragen
sollte. Und darin liegt ja doch die Bedeutung solchcr
Feste für dic Welt, daß sie das Walten des Genius,
das der Strom des alltäglichen Lebens übertönt, selbst
zu der Menge einmal in mächtigen Akkorden reden
lassen!

Daß die Michelangelofeier für Jtalien sich zu einem
wirklichen Volksfeste gestalten werde, erkanntcn wir bcrcits,
als uns in den Bahnhöfen Oberitaliens die Rieseupla-
kate entgegenleuchteteu, auf denen der Siudakus von
Florenz, Comm. Ubaloino Peruzzi, das Festprogramm
zu allgemeiner Kunde brachte. Der Verfasser dieses
Berichtes war in der Lage, schon auf seiner Herreise
allerorten zu beobachten, ein wie tiefgehendes und all-
gemeines Jnteresse die Bevölkerung von der höchsten bis
zur niedrigsten Schicht an der Festfcier nahm. Von
Station zu Station mehrten sich diese Anzeichen; alle
Züge waren überfüllt, und wenn nicht das Komitä,
unterstützt von den hier ansässigen Vertretern der fremden
Nationen, bei Zeiten für gute Unterkunft gesorgt hätte,
 
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