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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Woltmann, Alfred: Die Herstellung des Vierungsthurmes am Straßburger Münster
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Verschiedenes und Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0242

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Kuustliteratur. — Kunstvereine. — Sammluugeu und Ausstellungeu.

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^'üher, und daß dadurch die Querhansgiebel zu einer
^oßen Dekoration werden. Aber das neue Projekt zum
^ierungsthurm würde auch bei der bisherigen Höhe der
^acher noch genügende Wirküng thun und ist von dieser
^enderung unabhängig. Nicht einverstanden bin ich
^agegen mit der Meinung, daß man auch bei dem Fest-
^alten an romanischen Formen zu reicheren Motiven
hätte greifen müssen. Gerade die Bescheidenheit, welche
^as vorhandene alte Motiv, die Arkadengalerie, zum
^nünirenden macht, scheint mir der Zustimmung werth.
^er hochverehrte Berichterstatter der Allgemeinen Zei-
tung ebenso wie derjenige der deutschen Bauzeitung sind
fluinentlich deßhalb geneigt, die bis 1759 vorhandene
3°thische Bischofsmütze wieder aufzunehmen, wcil sie
^eselbe mit Adler für ein Werk Erwin's von Steinbach
^alten. Aber hierfür haben wir keinen äußeren Beweis,
hiervon spricht keine ältere Ueberlieferung, und die vor-
^andenen Abbildungen sind jedenfalls zu klein und zu
^onig charakteristisch, um auf Gruud der Formen ein
iärtheil über die Entstehungszeit zuzulassen, während
^ie einzige etwas größere und deutlichere Abbildung, die
^n anderen Autoren offenbar nicht bekannte Arhardt'sche
äeichnung mich zu der Vermuthung veranlaßt hat, daß
^hemals an Stelle der hier dargestellten acht Sattel-
dacher nüt ihrem Dachreiter ein Helm bestand.*) Mit
iäesen Bemerkungen wollen wir die Frage weiterer Dis-
Eussion anheimstcllen.

Prag, 19. April 1875.

Alsred Woltmann.

kmistliteratur.

, « Von Lesflng's Laokoon ist eine neue englische Ueber-

^tzung init Einleitüng und Noten von Sir Robert Philli-
chvre bei Macmillan u. Co. in London erschienen. Das Buch
fl Mit dem Porträt Lessing's und Abbildungen des Laokoon
Uud des Flaxman'schen Schildes des Achill in Woodburytypien

^usgestattet.

.. * ,,8xnrn. Lrt-Romains nnä Lrt-Itonlitios." Untcr

Nvsein Titel veröfsentlicht H. Willis Baxlay soeben bei
^Ugmans, Green u. Co. in London ein zweibändiges Reise-
sUerk llber Spanien, welches die Anfchauungeii, die der Autor
^uhrend eines dreijährigen Aufenthaltes auf der pyrenäischen
Hulbinsel sammelte, in srischer, lebensvoller Darstellung wieder-
mebt. Die Kunst wird besonders eingehend, wenn anch nicht
Standpunkte der strengen Wissenschaft ans, behandelt.

Äulistvtreine.

- 8. 1>. Der Iahrcsbcricht des Germanischen Museums,

ee mit dem Februarhefte dcs „Anzeigers sür Kunde Deutscher

^ *) Zu einer Neugestaltung des Daches könnte leicht der
^kand von 1384 Veranlassung gegeben haben. Königshoven,
^,i Hegel, S. 725: „derumb in der naht ging die hültzin
flue ane do uffe der hert stnnt, und verbrante, und die orgel
°°»iitte und das blygin dach und gesperre oben uf dem munster
sjud alles das holtzwerg das do gebuwen was von den zwcigen
iirnen untz an den kor, und geschach gros schade am münster.
kam men den zweigen türneu und dem kore zu helfe,
in nüt geschach."

Vorzeit" ausgegeben wurde, giebt uns Nachricht von den
fortdauernd höchst erfreulichen Fortschritten des Mnseums im
Verlaufe des Jahres 1874. Die Hauptthäiigkeit der Direk-
tion erstreckte sich auf Verbesserung der vorhandenen Lokali-
tälen für die Sammlungen durch Einfllhrung von Heizung
und Ventilation und auf Erweiterung derselben, besonders
Wiederaufbau desehemaligenAugustiner-Klosters, wovonindiesen
Blättern bereits die Rede gewesen ist. Für die Sammlungen
wurde in der angegebenen Zeit nur wenig angelauft, da das
Museum noch bedeutende Schulden abzutragen hat; trotzdem
wurden sie durch Aufnahme des Besitzes' der Merkel'schen
Familienstistung (Kunst-Chronik Bd. X, Nr. 15) sehr bedeu-
tend vermehrt. Auch erhielten die Sammlungen der Waffen,
Münzen, Ofenkacheln und Abbildungen, sowie die Bibliothek,
meist durch Gescheuke erheblichen Zuwachs. — Die beigegebene
Rechnungs-Ablage erstreckt sich erst auf das Jahr 1873. Jn
demselben betrugen die Einnahmen 76,000 Fl., die Ausgaben
72,35» Fl.

Sammlmige» mid Äilgstrllmigeii.

ilr Münchener Kunstverein. Diejenigen, die da gehofst,
die großen Ereignisse unserer Zeit würden stch auch in den
Werken der zeitgenössischen Kunst spiegeln, haben sich leider
getäuscht. Kunstwerke, welche diese Signatnr an der Stirne
tragen, sind in verschwindend kleiner Minderzahl geblieben.
Um so erfreulicher ist es, weun ein Künstler von der Bedeu-
tung Wilhelm Lindenschmit's aus dem reichen Schatz der
deutscheu Geschichte schöpst und eine ernste Mannesthat mit
den Mitteln seiner Kunst zur Anschaiiung bringt. Ohne die
Bedeutung des Wormser Reichstages für die Reformation ab-
schwächen zu wolleu, wird mau wohl bchaupteu köuiien, daß
der kühne Resormator dort nnr vor Kaiser und Reich wieder-
holte, was er im Oktober des vorausgegangenen Jahres dem
päpstlichen Kardinal-Legaten Thomas de Vigo von Gaeta er-
klärt hatte, der gekommen war, des Niönches Widerruf entgegen
zu nehmen oder ihn gefangen uach Rom zu bringeu. Aller-
dings war Luther im Besitze eines kaiserkichen Geleitsbriefes
und stand unter dem besonderen Schutze seines Landesherrn,
des weisen Friedrich von Sachsen; aber auch Huß war mil
sreiem Geleite nach Konstanz gegaugen und es hatte ihn nicht
vor den Flammen des Scheiterhaufens bewahrt. Wie dringend
die Gefahr sür Luther in Augsburg war, zeigt das Nacheilen
der Reiter des Kardinals, nachdem Luther unter dem Schutze
treuer Freunde die Reichsstadt des Nachts heimlicher Weise
verlassen. Das Verhör, das Luther vor dem gelehrten Kardinal
bestand uud in dem er mit ächtem deutschem Mannesmuthe
auf dem verharrte, was er als wahr erkannt, ist ebenso wohl
ein weltgeschichtlicher Akt als sein in Worms gesprochenes
Wort: Gott helfe mir, ich kann nicht anders. Und darum
erhebt sich Lindenschmit's Bilv über das Gebiet des historischen
Genre's und wird zu einem historischen Bilde im strengsten
Sinne des Wortes. Es führt uns in großen ZLgen den Mo-
ment vor, stellt das ruhige Gottvertrauen des einfachen MLnches
der Lcidenschaft des Kirchenfürsten, deutsches Wesen welschem
in schlagender Charakteristik gegenüber und giebt den Kern,
wo so Mancher nur die Schale gegeben HLtte. Und diese
innere Großheit des Gedankens ist es auch, die den einzelnen
Gestalten eine Wirksamkeit verleiht, die weit über ihre Maß-
verhältnisse hinausgeht; wir glauben vor lebensgroßen Figuren
zn stehen, während diese doch weit hinter der natürlichen Größe
zurückbleiben. Jede derselben ist meisterhast individualisirt
und dies gilt außer von den Hauptfiguren namentlich auch
von Vr. Pentinger, dem gelehrten Kanzler seiner Vaterstadt
Augsburg, der hellen Blickes und gespanntester Aufmerksamkeit
die Debatte verfolgt und den Typus des Schwaben in aus-
gesprochenster Weise zur Anschauung bringt. Dem Gegenstande
angemessen erweist sich die breite kernige Behaudlnng, die
alles Nebensächliche unterordnet, ohne es zu vernachlässigen.
Der denkende Künstler war sich eben vollständig bewußt, daß
in solchen großen Momenten nur ein Geck und Schwachkopf
Augen für die Zwickel in den Strümpfen und die Agraffe
am Hute hat. — Jn seiner „Gebissenen Gans" brachte De-
sregger die verschiedenen Empfindungen der Mitglieder einer
Baiiernfamilie in charakteristischer Weise zur Anschauung, welche
darüber in Aufregung geriethen, daß ihr Hund eine Gans todt
gebissen, während der Verbrecher mit stummer Resignatiou
 
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