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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Die akademische Ausstellung in Berlin, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0014

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X- Jahrgang.

Seirräge

!>»d°nvr.C.V.Lützow
^>k»,Theresianumg. 25)
°d. »n di- Verlagsh.
Königsstr. g>
zu richten.

23 Gctober.

Nr. 2.
Znseratc

ü 2>>2 Sgr. sür di- drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von seder Buch-
und Kunsthandlung an-
genommen.

1874.

Beiblatt zur Zeitschrift sür bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenlen ver „Zeitschrift für bildende Kunst" xraH«; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 3 Lhlr. sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

^uhalt: Die akademische Ausstellung in Berlin. II. — Die Formsymbolik (Schluß). — Korrespondenz: Maadeburg. — Eug. Dücker; Das K. Knpferstich- ^ ^ ^

und Handzeichnungskabinet in München. — Neu enwxAe Fresken. — Mar Jordan; L. Knaus. — Berlin'er Bau-Ausstellung. — Ad. Hildebrand's
Adam; Neubau der Wiener Akademie; Burgundische Fahnen; Schwerin: Kriegerdenkmal. — Vom Kunstmarkt. — Jnserate.

Die akademische ^.usstellung in Serlin.

ii.

Bei der ermüdenden Menge von Mittelgut erscheint
ks rathsam, nur eine beschränkte Anzabl von hervor-
^agenden Bildern hier zu nennen, diese aber etwas ein-
Iehender zu betrachten. Gleich beim Eingang empfan-
gen den Besucher richts und links von der Thür die
beiden bedeutendsten Stücke der ganzen Ausstellung, zwei
^enrebilder aus dem Leben der Antike von L. Alma
^adema. Das eine führt uns in eine Bildhaucr-
dwrkstatt, das andere in den Laden eines Gemäldehänd-
^rs; auf beiden prüft eiue kauflustige Gesellschaft die
vnsgestellten Kunstwerke, und beide Male sind die Köpfe
Pvrträts, hier die des Künstlers und seiner Familie,
^vrt der des Bcstellers. Das große Publikum ist es
gewohnt, die Antike als etwas Todtes zu betrachten, was
"uch die Maler nur zu einem konventionellen (vergl.
hierzu auf der Ausstellung selbst Nr. 431: Nero von
8erd. Keller), nicht aber bis in die Einzelheiten hinein wahr
vinpfundenen Leben wachrufen. Hier nun steht es einem
Ttück vollen, wirklichen Lebens gegenüber, und das wirkt,
charakleristisch genug, auf den Dutzenddurchschnitt der
^etrachter befremdend. Dieser kommt mit seinem über-
^vinmenen Jdeenvorrath nicht aus, namentlich kann er
Kch nicht darein finden, den ihm heut geläufigen Kopf-
öildungen in antikem Gewande wieder zu begegnen und
lvgar diese Menschen sich genau ebenso benehmen zu
lvhen, wie etwa moderne in derselben Lage es thun
ivürden. Er ist eben gewohnt, Griechen und Römer
"ur in möglichst außergewöhnlichen Situationen anzu-
iresfen und sie sich darin wieder möglichst unnatürlich

oder doch wenigstens mit gehörigem Pathos bewegen zu
sehen. Der denkende Betrachter wird aber gerade in
dem endlichen Freiwerden von der Schablone einen
preisenswerthen Vorzug begrüßen. Neben der lebendi-
gen und naturwahren Auffassung aber und neben der
beneidenswerthen archäologischen Detailkeuntniß, die aus
den Bildern spricht, liegt ihr außerordentlicher Werth
in der eminenten technischen Durchführung. Bis in die
letzten Einzelheiten ist alles mit gleicher Liebe behandelt;
die Malweise dabei durchaus einfach und bescheiden.
Nicht sonderlich vertrieben, nicht sonderlich pastos oder
breit, verzichtet sie auf jeden selbständigen Efsekt und
sieht in der Erreichung der höchsten Naturwahrheit ihre
einzige Aufgabe. Selbst der Stein, sei es die Fliese
am Boden oder ein skülpirter Marmor mit den grauen
Schatten seiner Unterschneidungen, scheint ein Stück
Wirklichkeit. Von der Karnatiou wird besser gar nichts
gesagt, jeder aufmerksame Betrachter wird da Partien
finden, die er einfach bewundert. Solchen Werken gegen-
über fühlt man immer wieder die Grenze, die dem
Worte gezogen, wo es sich um Malerei handelt, sie
müssen gesehen und gerade ihrer anspruchslosen Einfach-
heit wegen wiederholt und in Ruhe gesehen werden.
Wenn etwas an den Bildern anders und besser zu wün-
schen wäre, so ist es die Luftperspective, deren graue
Töne zu wenig dominiren. Die Gegenstände und Per-
sonen sitzen dadurch etwas fest auf einander, der Hinter-
grund vertieft sich nicht genug in das ^ild hinein, so
erscheint der Raum auffallend eng, nnd man begreift
nicht recht, wie die vielen Personen darin Platz finden
können, die sich doch darin bewegen. Uebrigens ist ge-
radc dieser Puukt — in der historischen Entwickelung
 
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