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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Bergau, R.: Ornament-Stiche
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Verschiedenes und Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0204

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Kunstvereine. — Sammlungcn unb Ausstellungen.

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^beitcn der betreffcndm Künstler lange nicht vollständig
^thAt und für unscre deutschcn Verhältnissc zu theuer
(132 Mark), als daß es den Gelehrten und Künst-
^ bequem zugänglich werden kann. Ein von dem
^-otographen E. Baldus in Paris herausgcgebenes
L,gt;ri6i1 ä'ornsiusnts ä'u^rvs Iss uruitrss Iss
1^8 vMpres äss XV., XVI., XVII., XVIII" siöolss,
^k Kopieen nach Aldegrever, Beham, de Bry, Delaune,
.kirer, Ducerceau, Holbein, LucaS v. Lehden, Martin
choen, Virgil Solis u. A., 100 Blatt Folio, wclche
^ätels der Heliogravure hergestellt sind, kenne ich zwar
aus Katalogen (Preis 88 Mk.), es dürfte aber für
^ angedeutetcn Zwccke cbcnfalls nicht geuügcu.
Nürnberg. R. Bergau.

Lniistverrinr.

Die Kiiustlcrgesellschast iu Frankfurt zäklt gcgeuwäitig
wirkliche Milglieder, d. h. bildende Küustler uud Bau-
f-»genieure und 23 außerordentliche Mitglieder (Kuustfreunde
."d Gelehrte). Wenngleich ein Hauptzweck gesellige Ver-
Agung und Unterhaltung ist, so bestehen doch schon seit einer
w>he oou Jahren Abende, an wclchen Kiinftbcschauungell
l^Pnden und welche überhaupt der Belehrung und künst-
"stchen Anregung gewidmet sind. Dieses Jahr gelang es
»iin crgen Male, dicselben regelmäßig wöchenllich einmat ab-
^daltcn nnd es kamen dabei stets interessante Gegenstände
ZsW Auch wurde die Erinnerung an verdienstvolle verstorbene
''Pvkfnrter Künstlcr durch Beschauung ihrer Arbeiten wieder
»sgefrjscht, so durch Studien nnd Kompositionen des talent-
oUen Malers Frd. Fellner (welcher 1859 in Stuttgart starb)
d-8 ^ne Auswahl ausgeführter Zeichnungen und Aquarclle
^ noch wohlbekanntcn originellen Carl Bat len b erger. Von
i, desonderem Jnteresse aber waren die ersten Eutwürfe
Nd Skizzen zü den Faust-Konipositioneu von P. v. Cornelius,
. ^iche dieser Künstler während seines hicsigen Aufenthalts in
Jahren 1809 bis 1811 anfertigte, und die sich gcgenwärtig
. n Bcsitze vou Herrn Jnspektor Älatß befinden. Die Kunst-
Minlung der Gesellschaft, die sich in diesem Jahre um 528
fatter vermehrte und bereits übcr 1900 Blätter zählt, findet
Hauptinteresse darin, daß nur Arbeiten Frankjurtcr Künstler
°ir Fiankfnrt cnlstandene Kunstwerkc in dieselbe ausge-
i?PMen werden, so daß sie dadurch einen lokalen kunstge-
-chichtlichen Charakter gewinnt. Kleincre Kuiistansstellllngen
Mden im verflosscnen Jahre zwei in dem Lokalc der Gesell-
fchaft pwtt. Was den Fonds zur Erbauuiig eines Künstler-
mises anbctrifst, so ist derselbe bcreits auf 24,327 Gulden
/»gewachsen nnd hat sich dieses Jahr um 4298 Gulden ver-
Mrt. Der Verkauf einer Anzahl Bilder, welche zu diesem
Zwecke gestistet waren, trug wesentlich zu diesem Resultate bei.

. »eiiso ersreulich ist dic Mittheilung, daß die Summe,
Mche die Künstlerschaft durch eine Lotterie zur künstlerischen
(f^schmückung des Frankfurter Domes aufgebracht hatte, bereits
0 eirca 13,500 Gutden angcwachsen ist. Schließlich sei noch
. .Wahnt, daß der Vorstand der Künstlergesellschast, aus welchem
e Herrxn Jnspektor Malß, Beer, Welsch und Hasselhorst aus-
Pwtten sind, durch die Herren L. Rumpf, I. Mylius, Lautcrn
w Blumschli ergänzt wordcn ist.

Zammliingkil i»id Äiisstkllliiigril.

h k. 1?, x. Der „Berein für Baukundc" in Stuttgart
^.faustaltete kürzlich eine sehr interessante Ausstellung von Ent-
„Men moderner kirchlicher Architektur (Neubauten
y w Ncstaurationen) nnd kirchlichcr Ausstattung, welchc
^ürttemberg und den hohenzollern'schen Landen rheils zur
s.,^>ührung gekommen siud, theils noch ausgesllhrt werden
Hii» ' war cinc Heerschan der Kräste, über welche die
y wkalterlichen Baustile in Stuttgart zu verfügen haben, denn
" Bersuche in Renaissanceformen waren schr wenige. Das

nächste Ergebniß ist die Thatsache, daß das Jnteresse sür ro-
manische und gothische Kuiist und damit auch das Verständniß
in den letzten Jahrzehnten beträchtlich zugenommen hat. Dies
wird zum großcn Theil dem Unislande verdankt, daß dic beidcn
Altmeister der Stuttgarter Architektur, Leins und Egle, auch
diesen Stilen eine liebevolle Pflege zugewendet haben, welchen
Bemühuiigcn durch die Aufträge, zwei iieue Kirchen in Stnlt-
gart zu erbauen, ein schöner Lohn geworden ist. Was nun
aber den Durchschnitt im Ganzen betrifft, so ist einzugestehen,
daß unsere Architekten gegenüber dem Mittetalter sich gegen-
wärtig noch in Lhnlichem Falle befinden, wie die Architekten
der srühen deutschen Renaissance gegenüber der Antike und
dcr italienischcu Renaissance, daß sie nämlich von der Anwen-
dung der betreffenden Einzelformen und Motive noch einen
nnvollkonimeneri Begriff besitzen, daß ihre Schöpfungen daher,
bei allen sonstigen Vorzügen, doch häufig eine mehr oder minder
wohlansehnliche Mischung nicht ganz harmonisch und stilgemäß
zusarnmenklingender Bautheile darstellen. Dies erklärt sich ans
der sehr verzeihlichen Neigung, welche überall bei Architeklen
gefunden werden wird, die eines Stiles noch nicht vollständig
Herr geworden, nämlich möglichst viele von den Motiven, die
sie sich durch das Studium zu eigen gemacht, und möglichst
interessante zur Verweudung zu bringeu. Baumeister, die
länger in einem Stile gearbeitet, werden dagegen iiur das
wählen, <vas der Charakter des Bauwerkes ersordert und die
verfügbarcn Mittel erlaubeu. Es ist bei dieser Renaissance
dcr mittelalterlichen Kunst auch, wie bei der deutschen Re-
naissance der Antike, nicht zu verkennen, daß mau sich zuerst
mit den atten Stilformen wieder auf dem Gebiele des Kunst-
handwerks vertraut gemacht und von hier aus den Schritl zur
Architektur gethan hat, welcher Entwicklungsgang an letzterer
wohl zu verspüren ift. BegreifiicherWeise wird die Gothik bevor-
zugt und mit Vorliebe die elegante französische zum Borbild
genommen und, was sehr bezeichnend und sehr vernünftig ist,
diejcnige der Frühzeit. Anf diesen grünen Stamni läßt sich
ein entwicklungsfähiges Reis pflanzen, so daß es eineu neneii
eigenartigen Baum geben kann. Diese Kirchen frühgothischer
Zeit, sür einen noch einsacheu, unvcrknöcherten CultuS ge-
schaffen, eignen sich auch mit dem frischen, klaren und lautern
Geist, der in ihren Räumen waltet, sehr gut zu protestantischen
Gotteshäusern, deren Württemberg vorzugsweise bedarf. Die
von den Jsraeliten unseres Jahrhunderts zum Kirchenstil
erwählte arabische Bauknnst ist sodann ebensalls vertreten durch
die Synagogen von Nürnberg und Heilbronn, deren Erbauer
der Stadlbaurath Wolsf in Stuttgart ist. Von kirchlichen
Restaurationen heben wir nur diejenigen der Baudenkmale
von grvßerem kunstgeschichtlichen Belang hervor. Unter den
Werken romanischen Sliles haben eine Erneuerung ersahrcn:
die Kirche zu Nattheim bei Heidenheim, die St. Johannis-
kirche zn Gmünd nnd die St. Walderichskapelle zu Murrhardt,
unter dcn gothischen die Georgenkirche zu Tübingen und die
Heiligkreuzkirche zu Gmünd. Ein nicht geringer Theil der
ausgestellten Entwürfe, namentlich für die Restaurationen, ist
auf Veranlassung des sehr thätigen „Vereines für christ-
liche Kunst in der evangelischen Kirche Württem-
berg's" entstanden, welcher Verein einige der tüchtigsten
Archilekten, sowie sonstige treffliche Künstler zu seinen Mit-
gliedern zählt und von dem aus tünsthistorischcm Gebiete mit
Auszeichiiung genannten Prälaten von Grüneisen geleitet
wird. Dieser Verein hat es auch, in Verbindung mit der
K- Staatsregierung und dem Freiherrn von Palm, Patro-
natsherrn vvn Mühlhausen am Neckar, uiilernoinmen, die an
letzterem Orte befindliche, und durch ihre Wand- und Altar-
gemälde, besonders diejenigen böhmischer Schule, hochberühmte
St. Veitskapelle (s. C. Heidelosf, die Kunst des Mittelalters
in Schwaben, S. 35 u. fgde.) zur Feier ihres 500jährigen
Bestehens im Jahre 1880 wiederherstellen zu lassen. Es wäre
noch Einiges zu sagen über Entwürfe zu kirchiichen Ausstattungs-
gegenständen, die allerdings nnr sehr beiläufig austreten und
durchaus kein vollkommcnes Bild von der Thätigkeit auf diesem
Gebiete geben. Das Meiste hierin wird protestantischerseits
jedenfalls von dem schon genannten Vereine für christliche
Kunst geleistet. lleberrasche'nd ist sodann, wie stark in den
südlichen, vorwiegend katholischen Landestheilen die Holz-
fchnitzerei, deren Hauptgegenstand die Altäre sind, betrieben
wird. Bei allem bildnerischen Geschick, das sich hierbei vffen-
bart, wäre doch eine baldige Rückwirknng der Architektur, so-
bald diese nur erst wieder vollständig sattelfcst geworden, sehr
 
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