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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Vom Christmarkt
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Die Kunstausstellung in Amsterdam, [3]
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Die Kmistausstellung in Amsterdam.

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^eren, daß die Scenerie und das Kostümliche gegen
seelische Element oft vorwiegt, ist nicht zu verwun-
Die Auffassnng des Künstlers hat eine Tendenz
Süßlichen und streift mitunter an das Theatralische.
volle Wärme der Empfindung, die dem deutschen
'"d Protestantischen Gemüthe vor Allem Hauptsache ist,
nicht aus seinen Gebilden. Jndeß haben sie
uns Deutsche Ansprechcndes in ihrer schlichten
^^de und Gediegenheit, und die klare, abgemessene
^pvsitionsweise dem Vortrag eine ernste,

^erlichx Haltung, die dem Wesen dcs Stoffes gerecht

^875"

Hier wollen wir unter den französischen „Ltrsnnss
" zweier Prachtwerke gedenken, die durch die muster-
^ie thpographische und künstlerische Ausstattung und
minder durch ihre — Billigkeit unsern Neid und
^tisere Bewunberung erwecken. Das eine ist Louis
^uillot's „ilssus-Ollrist", das andere Paul La-
^"ix's „XVIII'"'' sisols": zwei dem Gedankenkreise
sehr weit von einander verschiedene Bücher, die
^ber von der Berlagshandlung (Firmin Didot in Paris)
so gleichmäßiger Opulenz ausgestattet sind, Laß
^ galante Frankreich sich in dem ersten ebenso gern
^»nisch urachen wird wie das fromme in dem zweiten.

as Buih Lacroix's fügt den 350 Holzschnitten nach
^tteau, Boucher, Lancret u. s. w., welche den Text
^ten, 21 in den blassen Farben des vorigen Jahr-
Mnderts gedruckte Chromolithographien hinzu. Das
^uillot'sche ^Verk verfügt außerdem über das benei-
enswerthe Hülfsmittel ber Heliogravure Amand-Du-
mittelst welcher mehrere Stiche von Marc Anton
^ trefflich reproducirt erscheinen. Papier, Druck,
^°tzschnitte u. s. w., endlich der Einbanv und selbst
das Vorsatzpapier: Alles ist von gleicher Schönheit, den
^utschon Verlegern, Buchdruckern und Buchbindern als
-tiuster nicht warm genug zu empfehlen. Beide Bücher
^samnien kosten noch nicht einmal zwanzig Thaler! So
pvodncirt freilich nur eine Nation, welche wirklich den
^eltniarkt zur Berfügung hat.

Auch eines englischen Buches niag hier Erwähnung
^schehen, das durch seine schöne Ausstattung die Augen
^^s sich zieht: „Uiolmsl XnAkIo Luonurroti. 'IIis
^tvr^ ok In's liks nnä lullours Olinrlss Oliristoxlisr
t Inoll" (London, Macmillan L Co. 1875). Der Ver-
^ssor macht nicht den Anspruch, eine neue Biographie
Meisters bieten zu wollen. Wer könnte das auch
sEtzt unternehmen an der Schwelle des Jubitäums-
^res, welches uns die längst erwarteten archivalischen
>tuellen zur Lebensgeschichte Michel Angelo's zu er-
schließen verspricht! Black schrieb aus lebendigen Reise-
tinnerungen ein bequem lesbares Buch nieder, welches
^ -Jnteresse seiner Landsleute von Neuem auf den
^vßen Florentiner hinlenken soll. Zahlreiche Photo-

graphien, zum Theil nach den Originalen, zum Theil
nach Stichen sind dem Buche beigegeben.

Nach Deutschland zurückblickend hätten wir noch
der Fortführung der „Shakespeare-Galerie" (Leipzig,
Brockhaus) zu gedenken, welche bis zur 8. Lieferung
gediehcn ist und in den beiden 1874 erschienenen Heften
Jllustrationen zu Heinrich V., Antonius und Kleopatra,
Heinrich VI., 1. Thl., Othello, Biel Lärmen um Nichts
und dem Wintermärchen von Pecht, Spieß, Hof-
mann und Adamo in Stichen von Goldberg,
Schmidt und Bauer mit erläuterndem Text von
Pecht enthält.

Verwandter Art, das heißt zur Dichtung den
künstlerischen Kommentar liefernd, sind die „sinniger Be-
! trachtung gewidmeten" Blätter, welche Wilhelm Georgy
zu dem bei I. Guttentag in Berlin unter dem Titel
„Natur und Herz" in kl. Quart erschienenen Album
geliefert hat. Wenn auf dem Titek diese Blätter als
Kupferradirungen bezeichnet sind, so sollte man fast an
einen Druckfehler glauben, denn die Ausführung ist bis
in das kleinste Detail hinein so sorgsam und fein, dabei
von einer so metallenen Schärfe, daß man Stahlstiche
vvr sich zu haben glaubt. Die Natur sieht bei dem
liebenswürdigen Landschafter immer allerliebst, nett und
niedlich aus, wie etwa wenn man sie durch ein Ver-
kleinerungsglas anschaut, und man muß es dem Künstler
lassen, daß er in dieser Art von Naturschilderung, die
nur durch die schärfste Lupe, die unerschütterlichste Ge-
duld und die sicherste Hand zu Stande gebracht werden
kann, einzig und unübertroffen dasteht. Mit dem Prinzipe,
dem er folgt, wollen wir hier nicht rechten, auch nicht
allzu kritisch die bewegten Eleniente, Wasserstürze und
Wellenschlag, die Lichtphänomene und das Verhältniß
der menschlichen Gestalten zu der landschaftlichen Um-
gebung auf die Probe stellen. Das Werk in seiner
geschmackvosten typographischen Ausstattung, seinem deli-
katen, zart ornamentirten Einbande gehört zu den
freundlichsten Gaben der literarisch-artistischen Produktion
und wird wenn in zierlichen, gewiß in rechten Händen sein.

Zum Schluß machen wir. alle diejenigen, welche
sich für die dauernde Erhaltung des schönen, von S ie-
mering bei Gelegenheit der Siegesfeier in Berlin
entworfenen Frieses Interessiren, darauf aufmerksam, daß
derselbe, in drei Blätter getheilt, in Karlonstich von
H. Römer bei Fr. Bruckmann in Berlin erschienen ist.

8.

Die LulistaussteUung in Ämlierdam.

11.

(Schluß.)

Am bedeutsamsten in der Historien-Malerei speci-
fisch modernen Stils, von den Holländern ganz vernach-
 
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