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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Zur Öffnung des Medicäergrabes in Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0222

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X- Jahrgang.

Nr 28

Öciträgc

^d-mvr.C.v.Lützow

^ien,Theresianumgasse

^od.mdikPcrlnasl,.

Königsstr. 3),

zu richten.

Äpril

Inscratc

L 25 Pf. für die drei
Mal g-Iraltene Petitzkilk
wkrden don jeder Buch-
und Kunsthandlung »n-

1873.

Beiblatt znr Zeitschrist sür bildende Knnst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Adonnenteii der „Zeitschrift für Lildende Knnst" gratis; fnr sich allein Lezogen
tostel der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch Lei den deutschen und österreichischen Postanstaltcn.

balt: Die Oefsnnng des MedicäergraLes in Florenz. — Zur dänischen Kunstgeschichte. — Nekrologe: Corot; Rich. Zimmermann; Mar Gicrhmski. —
Personalnachricht. — Mün'chener Kunstverein; Münchener Unterstützungsvl'reine; Verein für Kunst des Mittelalters und der Neuzeit in Berlin;
Köniasberger Knnstverein; Nassauischer Kunstverein. — Oesterreichischer Kunstverein; Wiener Künstlerhaus; Kasseler Kunstverein; Knnstsammlung
des Germanischen Museums in Nürnberg. — Denkmäler; Kunstnotiz aus London; Siegesdenkmal in LüLeck; Provinzialmuseum in Trier. —
Iamitzer's Tafelaufsatz. — Zeitschriften. — Auktions-Kataloge. — Jnserate.

bie Oeffnung -es Medicäergrabes in Floren;.

Seit einiger Zeit hatte man an der Statue der
^benddämmerung, welche zur Seitc des Sarkophages
^renzo's in der Medicäerkapclle lagert, ein leises Gleiten
^nierkt. Um der gefährlichen Erscheinung auf den Grund
^ kommen, wurde beschlossen, die Statue von ihrem
^tandort zu entfernen und am 24. Februar der Be-
ichluß in's Werk gesetzt. Als Ursache erkannte man ein
^urmstichig gewordenes Holzstück, welches unter die Beine
^legt worden war, um die Schultern der Statue etwas
Nach rückwärts zu heben. Nachdem man einmal an dem
^nkinal gerüttelt hatte, ging man weiter und öffnete
^ll l. Mär; den Sarkophag selbst. Der nächstc Zweck
^r wohl, sich von dem Grade der Erhaltung des Leich-
llchnes zu überzeugen; gleichzeitig wurde aber damit auch
Frage, wer hier beigesetzt sei, entschieden. Die Tra-
llUion hat seit Vasari in dem Sarkophage, welchen dic
l-lestalten der Morgen- und Abcnddämmcrung schmücken
lslld auf welchem der nachdenkende Held (U pvnsoso)
ilht, das Begräbniß Lorenzo's, dcS Herzogs von Urbino,
^blickt. Erst vor einigen Jahren hat Herr Herman
^l'lnim gegen diese Bezeichnung Widerspruch erhoben
lllld eine Verwechselung des Namens Lvrenzo mit Giu-
^ano, Hcrzog von Nemours, bchauptet. Für die Fach-
Nknvssen hat allerdings Schnaase's eingeheude Erörternng
^ecensionen, 1864, S. 177) die Sache zn Gunsten
^l> alten Tradition längst erledigt. Durch die Oeffnuug
bes Sarkophages müssen abcr auch die Ungläubigsten,
lllelleicht sogar der Autor der falschen Hhpothese, über-
^l>gt werden. Wir wissen urkundlich, daß Herzog
^kexander (il Lloro) nach seiner Ermordung 1537 in

dem Sarkophage scines Vaters Lorenzo beigcsetzt wurde.
Jst also die Tradition, die hier Lorenzo's Sarkophag
annimmt, im Rechte, so müssen sich zwei Leichname in
demselben vorfinden. So war es auch. Wenn auch
bereits arg verfallen, konnte man doch mit aller Sicher-
heit zwei Körper unterscheidcn; der Professor der Ana-
tomie, der zur Oeffnung zugezogen wurde, konstatirte
überdieß, daß der cine Schädel cinem jungen Manne
angehörte — Lorenzo starb in seinem 27. Iahre — und
daß der andcre Schädel mit schwarzem krausen Haare
bedeckt war, woher der Name: il Noro stammt. Es
bleibt also bei der alten traditionellen Bezcichuung Lo-
renzo für die Gestalt, die zwischen der Morgen- und
Abenddämmerung den Sarkophag krönt und unter dem
Namen „ii pon808o" bekannt ist, und ebenso ist nach
wie vor Giuliano mit dem „üoro" identisch zu achten.

8.

Eiuem Briefe unseres Florentiner Korrespondenten
eutnehmen wir über den Borgang noch folgende Details:

„Die Oeffnung des Grabes fand statt in Gegen-
wart des Präfekten, des Syndikus, des Direktors der
k. Galerien Comm. Gotti, der Kommission für die Kunst-
angclegcnheiten, der Aerzte Prof. Paganucci und Or.
Aless- Foreti, des Prof. der Archäologie Gamurrini,
zahlreicher Beamten der k. Sammlungen, Künstler, Ver-
treter der Presse und des Priors der Kirche. Unter
dem Deckel des Marmorsarkophags mit dem „xon808o"
zeigte sich zunächst eine Lage von Brettern, die an den
Schmalseiten des Rechtecks befestigt waren. Nachdem
man sie entfernt hatte, kamen zwci Leichname zum Vor-
schein, welche nebeneinander auf dem Rücken lagen, der
 
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