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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Bergau, R.: Carl von Haller's Selbstbiographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0158

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Jahrnmili.

öcitrnge

^""vr.C.v.LüNow
^"'Theresiaiiuittgasse
^^»ndicBrrlaüsl,.
^^>^8, Kömgsstr. 3),
Zu richten.

El>. Februar

Nr. 20.
Änseratc

L 25 Pf. für dir drei
Mal gespaltene Petitjeile
werden vo» jeder B»ch-
und Kunsthandluug an-
genommen.

IS7S.

BcMlitt znr Zcitschrist sür bildciidc K»nst.

Di-s Blatt, jcde Woche am Freitag erscheinend, -rhalien die Abonnenten der „Z-itschrist sür bildende Kunst" grntis; fiir sich allein b-zog-n
tostel der Jayrgang 3 Lhlr. sowoht ün Buchhandel wie auch b-i den deutsche» und öst-rr-ichisch-n Postanstalt-n.

^NH

"lt: Carl von Haller'S S-lbstbiographie. — Arthur Fitaer, der Jüngste der Mal-r-Diibter sSchlust,. — „Aichiiektonische Studien" des Stuttgarter
Architckten-Vereins. — Personatnachrichten auS B-rlm. — V-r-in sür die jtunft d-s Vlittclaliers uud dcr Stcuzeit iu B-rliu. — Dresdeu-r Kunst-
ausftellungen; Kunstvercin in Kasscl; Alma Tadema's neucstcs W-rk. — Archäologische Gcsellschast in Berlin; Mode» zum Schiller-Denkmal sür
Marbach; Aachencr Dom; Piloth's „Thusnildc"; Ein projcctirter Cladlpark in Münchcn. — Pariser Gemätdc-Anklion. — Neuiakcrten dcs Buch-
handels. — Zeitschristen. — Nuktions-Kataloge. — Jnseratc.

Carl von Haller's Selblibiographie-

Mitgethcilt von R. Bergau.

Der Name des Architekten Freiherrn Carl Haller
Hallerstein*) aus Nürnberg ist in den Kreisen der
^""stfreunde sehr bckannt, denn er war es, welcher in
^weinschaft mit einigen gleichgesinnten Freunden die
^tatuen aus den Giebelseldern dcs Tem-
^ls in Aegina und den Bilderfries aus dem
^Ntpel zuPhigalia entdeckte, ausgrub und der ge-
°ildeten Welt zugänglich machte. Jm Uebrigen weiß
'"an von ihm sehr wenig. Nagler's Künstler.-Lexikon gicbt
ihn nur wenige, sehr dürftige Notizen; Brockhaus'
^ Meyer's Konversalions-Lexika kennen ihn gar nicht.

doch war Haller, wie aus seinen hinterlassenen
^agebüchern und sehr zahlreichen Zeichnungen sich ergiebt,
ausgezeichneter Forscher und ein sehr bedcutender
tiinstler, ein Mann, der an Talent den von König
udwig bcschäftigten Architckten wcnigstenS gleichsteht
^ud selgst Schinkel nahe kommt. Lcider konnte er sein
alent durch größere Bauten nicht zeigen, sich selbst in
^eiteren Krciscn nicht bekannt machen, weil er, noch
Forschungen in Griechenland beschäftigt, durch
°'Ucn frühzeitigcn Tod, erst 43 Jahre alt, aus sciner
^uerinüdlichen Thätigkeit abberufen wurde, überdies sein
^sanilnter Nachlaß bis jetzt verborgen war und von

. *) Haller's Porträt in Kupserstich, nach einer Zeichnung

Cockerell, hat der Letztere in scinein im Jahre 1860 in
^°"don erschienenen Wcrkc: „ll'Iie 'l'omxlev ok äuxitor ?an-
UjllLuins at tveLina anck ok -vpollo Lxieurins at Lassno"
""'g-theilt.

Andern über sein Wirken sehr wenig, von seinen Ar-
beiten gar nichts publicirt worden ist.

Da der Herausgebcr dieser Biographie kürzlich den
gesammten literarischen und künstlerischenNachlaß Carl von
Haller's käuflich erworben hat, soll das Versäumte nun
nachgeholt werden. Deßhalb wurde zunächst eine, von
Haller selbst verfaßte, Beschreibung seiner Reisen in
Griechenland im 1. Bande der „Grenzboten" von 1875
publicirt. Hier folgt nun seine Selbstbiographie, welche
sich ebenfalls im Nachlasse vorfand. Anderes — zu-
nächst ein Bericht über den gcsammten Nachlaß — soll
an andern Orten mitgetheilt werden. Die Biographie
lautet:

„Jch bin im Zahre 1774 am 10. Juni auf dem
Schlosse des Nürnbergischen Marklfleckens Hiltpoltstein
geboren. Mein Vater, Karl Zoachim Frcihcrr Hallcr
v. Hallerstcin, war daselbst Pfleger und Major der
Reichsstadt Nürnberg und meine Mutter die geborne
Freiin Amalic v. Jmhof auf Mörlach. Jch bin der
achte von zehn ihrer Kinder und war ein Jahr alt, als
mein Vater von Hiltpoltstein nach dem Nürnbergischen
Städtchen Grävenberg versetzt wurde. Hier verlebte
ich im Segcn frommer elterlicher Erziehung eine glück-
liche Jugcnd bis in mein 14. Jahr, wo mich mein
Vater an den Hof des Fürsten Ludwig v. Nassau-
Saarbrücken schickte, wo ich meine Laufbahn als
Edelknabe begann. Mit ihr trat ich eigentlich erst in
die große Welt, denn bis dahin kannte ich blos das
Glück eines stillen häuslichen Lebens, das dem Kinde
frommer Eltern wird. Mcin früher Hang zur Beschäf-
tigung mit mcchanischen Arbeiten hatte mich ivenigcr
zu dem Bücherstudium hingewiesen, als es gut gewesen
 
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