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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Kunstgewerbe-Museum in Leipzig
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Die "pseudo-amerikanische Skulptur" in Italien abermals
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Allmers, Hermann: Ein noch unverfaßtes Buch
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0039

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Die „Pseudo-anierikanische Skulptur" in Jtalien abermals. — Ein noch unversaßtes Buch.

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durchdrungenen Vortrag. Eine Besichtigung der aus-
gestellten, zum Theil dem Museum dargeliehenen Ge-
genstände, unter denen als besonders interessant der vor
einigen Jahren aufgefundene Regensburger Silber-
schatz, im Besitz des Rentners Eugen Felix, eine Samm-
lung alter Teppich- und Möbelstoffmuster (Besitzer Ta-
petenfabrikant Schütz) und eine überaus reiche Kollektion
italienischer Schmucksachen, im Besitz des Juweliers
Strube, hervorgehoben zu werden verdienen, bildete den
Schluß der Feierlichkeit, mit welcher das Leipziger Ge-
werbemuseum seine öffentliche und hoffentlich segens-
reiche Wirksamkeit begonnen hat.

Leipzig, Ende Oktober. 8.

Die „pseudo-amerikanische Zkulptur" in
Ztalien abermals.

L. Die „Ncw-Nork World" veröffentlicht folgen-
des Doküment, datirt Florenz, I I. Juli 1874:

„Angesichts der Discussion über den Zustand der
amerikanischen Bildhauerei in Jtalien, welche in der
Presse der Bereinigten Staaten eröffnct und in ge-
wissen in Europa erscheinenden Zeitungen fortgesetzt
worden ist, wünschen wir Endcsunterzeichnete, in Florenz
wohnhaft, folgende Erklärung abzugeben:

„Wir fürchten, daß es keinen Grund giebt, zu be-
zweifeln, die reine Mission der Kunst sei viele Jahre
hindurch von gewissen Bildhauern in Florenz und in
Rom korrumpirt worden.

„Als Jndividuen, welche großes Jntcresse an Allem
haben, was auf Hie Wohlfahrt und den Fortschritt der
Kunst Bezug hat, begrüßen wir vaher mit unverhüllter
Genugthuung den kürzlich gemachten Versuch, alles,
was in der Praktik dieser Bildhauer korrupt und ille-
gitim ist, bloszustellen.

„Wir laden unsere in Rom wohnenden Freunde
achtungsvoll ein, in einer ähnlichen Erklärung uns bei-
zupflichten.

„Cav. Professor E. Santarelli, Bildhauer; Morris
Moore; Professor Karl Hillebrand; Commendatore
Gotti (Direktor der königl. Galerien); Longworth Powers,
Bildhauer; George H. Saul, Bildhauer; G. Ä. Hart,
Bildhaucr; John Mc. Namee, Bildhauer; I. G. Gifford,
Bildhauer; Percival Ball, Bildhauer; Thomas Ball,
Bildhauer; William Jervis; Giovanni Battista Tassara,
Bildhauer; Leopoldo Costoli, Bildhauer; Commendatore
Professor Pio Fedi, Bildhauer; Angelo Togna und viele
Andere."

Dieses Schriftstück begleitet die „World" mit fol-
genden Bemertüngen:

„Die Kunst-Betrügereien abermals.

„Wir haben von Herrn S. W. Healey in Florenz
mit der Bitte um Veröffentlichung ein Dokument er-

halten, welchcs er selbst aufgesetzt hat, unv welch^
von einer Anzahl mehr oder weniger in der italienisch^
Kunstwclt bekannter Persönlichkeiten unterzeichnet ist, ^
Vertheidigung seines neulichcn Kreuzzuges gegen anü-
rikanischen Kunstcharlatanismus in Jtalien.
gewähren Herrn Healey's Bitte nicht als einen Akt der
Gercchtigkeit, denn wir haben ihm schon genug Rarüü
und Freiheit in unseren Spalten eingeräumt, sondern
aus Höflichkeit. Wir können jedoch nicht einsehen, daß
das Dokument von irgend welcher Erheblichkeit st'-
Es versichert uns, daß die Unterzeichner stark der
nung sind, „die reine Mission der Kunst" sei schon
vielcn Jahren durch „gewisse Bildhauer" iu FloreN)
und Rom „korrumpirt" worden. Aus dem Mandarinen-
Geschwätz in's Englische übersetzt, nehmen wir an, daü
es heißen soll, die Unterzeichner des Dokuments seien
überzeugt, „gewisse Bilvhauer" in Florenz und Ron'
seien mehr darauf erpicht, Geld zu verdienen als
Slatuen zu machen, und wenn sie mehr Geld dadurch
verdienen können, daß sie sich andere Leute miethen, nn>
sich ihre Statuen machen zu lassen, anstatt sie selbst Z"
machen, so scheuen sich diese schuftigen „gewissen Bil^
hauer" nicht, dies zu thun. Aber wer diese „gewisstn
Bildhauer" sind, oder selbst nur, welcher Nationalitäi
sie angehören, daß sagen sie nicht. Fernerhin er-
klären sie, daß sic mit „unverhüllter Genugthuung dcn
kürzlich gemachten Versuch begrüßen", gerade dasjenige
zu thun, dessen sie sich enthalten; aber sie endossiren
nicht im Geringsten den Erfolg dieses Versuches. Aiüh
wir sind überzeugt, und waren längst überzeugt, eho
wir je von Herrn Healey gehört hatten, daß ein gutes
Theil Charlatanismus in den florentinischen und rönn-
schen Ateliers existirt, und zwar nicht nur in amerika-
nischen Ateliers, und auch nicht nur in den Ateliers
der Bildhauer. Auch wir „begrüßten mit unverhüllter
Genugthuung" den Versuch des Herrn Healey, wenigstens
einen Theil dieses Charlatanismus zu demaskiren. Aber
was auch die Meinung der Unterzeichuer des Dokuments,
welches Herr Healey uns zu senden die Güte hatte, über
die Resultate seines Versuches sein mag, so ist unsere
eigene Ansicht unglücklicher Weise, daß Herr Healey sich
einer Aufgabe unterzogen hat, zu deren Erfüllung er
nicht kompetent ist. Er hat es einfach fertig gebracht,
Alarm zu schlagen. Es muß geschickteren Geheim-
polizisten und richterlicheren Tribunalen vorbehalteü
bleiben, die wahreu Verbrechen aufzuspüren und ab-
zuurteln."

Eiil noch unverfaßtes Such.

Zwei Faktoren beherrschen und kennzeichnen vor
Allem das ganze Kunstleben der Gegenwart. Zunächst
die Würdigung, Erkenntniß und Durchdringung der
 
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