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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Bergau, R.: Das Epitaph auf Wenzel Jamnitzer's Grabe zu Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0086

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Iahrgang.

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Drcrmbrr.

Beiülatt zur Zeitschrift sür bildeude Kunst.

Nr. 11.
Änserate

L 21/2 Sgr. für die drei
Mal gcspaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kunsthandlnng an-
genommen.

1874.

Dies Blall, jede Woche am fzreitag erscheinend, erhalten dte Abonnenlen oer „Zeitschrift für bildende Kunst" für fich allein bezoaen

kostet der Iahrgang 3 Thlr. fowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

H ....c- -, ...- . -... -

Das Epitaph auf Wenzel Jamitzer's Grabe zu Nürnberg. — Fr. Fifchbach's Ornamentik der Gewebe. — Julius, Ueber die Agonaltempel der
Griechen; Kvrte, Ueber Perfonlfikationen psychologifcher Affekre in der spcitcren Vasenmalerei; „Deutsche Jugend"; Bock, Mittelatt'erliche Bandenk-
mäler; Nürnberg's Gedenkbuch. — Emil Jakob Gilbert -j-; Hammatt Billings -j-. — Fortschritte des Kunstunterrichtswesens in England. — Münche-
ner Knnstverein. — Grvhh. Kunstsammlungen in Schwerin. — Nürnberg: Sübslavische Webe-Ornamente. — Germanisches Ntuseum: Verloosung.
Börner's Kupferstich-Auklion; Auktion der Kupferstichsammlung von Hugh Howard. — Zeitschriften. — Korrespondenz. — Jnserate.

Epitaph auf Wenzel Zamitzer's Grabe
M Nürnlierg.

Ünter den vielen, zum Theil sehr vortrefflichen
^ pitaphjx^ aus Bronze auf den Grabsteinen der Kirch-
itz'e zu <At. Johannis nnd St. Rochus in Nürnberg
^Mt das Epitaph auf dein Grabe des berühmten
öctdschiuiedes Wenzel Jamitzer") anf dem Johannis-
^cchhofe, theils wegen des Mannes, dessen Anvenken
^ gcwidmet ist, theils wegen seiner künstlerisch vollendeten
T^cchfjihruiig das Jnteresse der Kunstfreunde in be-
WNberem Maße in Anspruch- Es ist auch in weiteren
'ceisen sehr bekannt, ist wiederholt in Ghps abgegossen
vft abgebildet worden, am besten in Kupferstich im
^citten Hefie der „Nürnbergischen Künstler" und darnach
Holzschnitt in N. v. Rettberg's „Jkürnbergs Knnst-
icben" und an andern Orten.

Seinen großen Ruhm verdankt es wohl vorzugs-
^cise der allgemein verbreiteten, meines Wissens ^zuerst von
ungenanntcn Verfasscr des dritten Heftes der „NLrn-
^cgischen Knnstler" zweifelnd, dann von Reilberg be-
Hiniint ausgcsprochenen Ansicht, daß dicsc Grabplatte
"von ihni sclber" sei. Bei näherer kritischer Betrach-
i»ng derselben kommen wir jedoch zu einem andern
^esultate.

") Jn der Kgt. Kunstkammer zu Berlin befindet sich eine,
^ugenschejulich viillig gelreue, Wiederholung dieses Epitaphs,
eigenthümlicher Beschafsenheit. Die Reliess, im Ganzen
Stück, bestehen aus Blei und sind aus ein hölzcrnes
j^ett mit Rand ausgenagelt. — Jn welchcm Verhältniß dieses
»liner Exemplar zu dem Original auf dcm Nürnberger
U'chhofe steht, ist mir nicht klar.

Den wesentlichsten Theil der aus einer 0,44 Meter
langen und 0,22 Meter hohen broncenen Relief-Platte,
vortrefflich gegossen und sehr sorgfältig ciselirt, bildet des
Meisters Brustbild sn küos in ganz flachem Relief mit
der Umschrift: „Wentzel.Jamnitzer.alt. 78 . im. 1585".
Dieses Portrait ist, wie ich (im Anzeiger für Kunde
deutscher Vorzeit 1874, Nr. 6) nachgewiesen habe, eine
etwas rohe, vcrgrvßerte Kopie nach der Vorderseile der
kleinen, schönen, ovalen Medaille Valentin Maler's vom
Jahre 1584 (abgebilvet im37. Stück von Will's „Nürn-
bergischen Münzbelustigungen"). Es ist mit einem
Rahmen umgeben, dessen Formen für die späteste Re-
naissance, besonders die Manier des Iost Amnian,
charakteristisch ist. Als Seitenstück zu diesem Portrait
ist in gleicher Umrahmung Jamitzer's Wappcn — der
Löwenkopf im Wappen ift zngleich Künstlermarke auf
seinen Silberarbeiren — ein Löwenkopf, angebracht. Um
das Wappen geht Lie Jnschrift: „Christus.ist. mein-
Leben.Sterben.ist.mein. Gewinn", ein Wahlspruch, der
anch auf der oben bezeichneten Medaille angebrachl ist.
Zwischen beiden Medaillons befindet sich eine Figur,
welche einige Aehnlichkeit mit der lragenden Figur in
dem berühmten Tafelaufsatze im Besitze Ler Familie
Merkel zu Nürnberg hat. Sie trägt auf ihrem Haupte
einen Korb mit Früchten, Blumen und Blättern und
steht auf einer sehr barocken, kapitälähnlichen Basis.
Zu beiden Seiten der letztern sind Eidechsen angebracht,
ebenfalls eine Erinnerung an den Tafelaufsatz. Jn den
vier Ecken der Platte befinden sich vier sitzende allego-
rische Figuren, die Luft, das Feuer, das Wasser und
die Erde darstellend, mit den entsprechenden Attributen,
je einen geometrischen Körper und ein in der Meß-
 
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